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Emotionale Apps bringen euch mehr Umsatz – so baut ihr sie

Wer Emotionen beim App-Nutzer auslöst, bleibt im Gedächtnis.
Wer Emotionen beim App-Nutzer auslöst, bleibt im Gedächtnis.

Ein Gastbeitrag von Melinda Albert. Sie ist eine Mobile-App-Designerin aus Berlin und Autorin des Fachbuchs „Besseres Mobile-App-Design: Optimale Usability für iOS und Android“. Sie entwirft und konzipiert seit 2011 Applikationen für iOS und Android.

Du hast gerade dein erstes eigenes Unternehmen gegründet und möchtest eine passende mobile App entwickeln? Deine Idee ist vielversprechend, die App stillt die Bedürfnisse der Zielgruppe, löst Probleme und der Designer hat das wirklich hübsch hinbekommen.

Aber irgendwie… es fehlt etwas! Das gewisse Etwas. Der letzte Schliff, um aus deiner hübschen eine konkurrenzlos gute App zu machen. Schließlich willst du jede Menge Menschen zum Download und Nutzen bewegen, du willst sie binden, zu In-App-Käufen bewegen und damit möglicherweise auch Investoren überzeugen.

Okay! Was ist dieses gewisse Etwas und was musst du dafür tun?

Beginnen wir mit einem kleinen Beispiel: zwei Apps – derselbe Zweck. Die Uhr-App von Apple und der Bear Focus Timer. Beide verfügen über ein solides Design, gute Usability und sind frei von Fehlern. Wir nutzen sie parallel, um uns testweise für exakt zehn Minuten konzentriert an eine Aufgabe machen.

Die Uhr-App von Apple (l.) und der Bear Focus Timer.
Die Uhr-App von Apple (l.) und der Bear Focus Timer.

Die Apple Uhr-App beschränkt sich auf die Eingabe einer Zeit und die Bestätigung per Start-Button. Sind die zehn Minuten abgelaufen, erinnert uns ein kurzer Ton daran. Nicht schlecht für eine App – eben schlicht, nüchtern und funktional. Emotional hingegen ist sie nicht.

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Schauen wir uns die zweite App an. Den Timer gestellt, legen wir das iPhone mit dem Bildschirm nach unten neben uns auf den Tisch. Das startet unsere 10-minütige Testphase automatisch und wird durch ein Audio-Feedback bestätigt. Wir machen uns an die Arbeit, während Tom, ein possierlicher Bär, auf seinen Einsatz wartet. Drehen wir das iPhone nämlich um, um uns von einer WhatsApp-Nachricht ablenken zu lassen, bestraft Tom uns mit einem finsteren Blick. Das sorgt für ein Schmunzeln und lehrt uns, Tom besser nicht mehr zu stören, wenn Arbeit angesagt ist.

Die App hat etwas geschafft, was der Apple-Uhr nicht gelang. Sie hat eine kleine, aber feine Emotion ausgelöst und bleibt deswegen im Gedächtnis. Es fühlt sich im Anschluss nur richtig an, eine positive Bewertung abzugeben oder Freunden und Bekannten eine App-Empfehlung auszusprechen.

„People are seeking out products that are not just simple to use but a joy to use.“ – Bruce Claxton, Professor, Design Management at Savannah College of Art and Design
„People are seeking out products that are not just simple to use but a joy to use.“ – Bruce Claxton, Professor, Design Management at Savannah College of Art and Design

Die erfolgreichsten Apps – das sagt Aaron Walter in seinem Buch „Designing for Emotions“ – entwickeln durch die geschickte Gestaltung von Elementen und Interaktionen eine eigene, fast menschliche Persönlichkeit. Diese emotionale Komponente ist es im Grunde, die deiner App das entscheidende Etwas beschert. Dieser Schliff macht Gelegenheitsnutzer zu Fanatikern, die ihre positiven Erfahrungen im weltweiten Netz verbreiten und für glaubhafte, authentische Werbung im persönlichen Umfeld sorgen. Ein emotionales Erlebnis bleibt schließlich in Erinnerung und kann mit hoher Präzision wiedergegeben werden. Eine iPhone-Uhr ist ersetzbar, ein böser Bär bleibt.

Was ist zu tun, um eine App-Persönlichkeit zu schaffen?

Schritt 1: Schaffe eine klare Zielgruppen-Definition

Das hört man häufiger: „Was ist eigentlich die Zielgruppe deiner App?“ – „Mmh, eigentlich alle zwischen 8 und 99!“

Eine klare Zielgruppendefinition ist allerdings die wichtigste Grundlage, um die Inhalte deiner App zielgenau zu transportieren. Potenzielle Kunden aus der Zielgruppendefinition auszuschließen ist von Vorteil, um maßgeschneidert auf ein tatsächlich interessiertes Publikum eingehen zu können.

Tipp: Es empfiehlt sich, frühzeitig mit einer Fokus-Gruppe zu arbeiten. So können schnell und kostengünstig Wünsche, Bedürfnisse, Anforderungen und Erwartungen deiner eigentlichen Zielgruppe eruiert werden, um damit die Grundlage für emotionale Bindung durch Design und Interaktion deiner App zu schaffen.

Schritt 2: Finde die emotionalen Höhepunkte

Finde heraus, welche Ereignisse oder Interaktionen für Nutzer das höchste, emotionale Potenzial aufweisen. Dazu bildest du zunächst noch einmal alle Erlebnisse, die der Nutzer durchläuft, in einer sogenannten Customer Journey Map ab.

Vielleicht zeigen sich sogenannte Pain Points auf, also Situationen, in denen dem Nutzer schmerzlich bewusst wird, dass er ein Problem hat, das nur deine App lösen kann. Je nach Materie kann das schon ein sehr emotionaler Punkt sein. Gefolgt von Touch Points, die dem User die gefühlte Berührung mit einem bestimmten Teil deiner App, und damit seiner Lösung, emotional verstärken. Hier musst du ansetzen. Der emotionale Höhepunkt der Nutzerreise bleibt im Gegensatz zum generellen App-Rahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit im Kopf.

Schritt 3: Erschaffe eine Persönlichkeit

Wäre deine App ein Mensch, welche Persönlichkeit hätte sie? Noch viel wichtiger: Welche Persönlichkeit braucht sie, um von deiner Fokus-/Zielgruppe ins Herz geschlossen zu werden? Mit einem grimmigen Bären wird man Nutzer einer Finanzdienstleistung vermutlich nicht einfangen. Und welche Interaktion spielt die Anziehungskraft deiner App-Persönlichkeit voll aus? Ganz plastisch:

  • Welche fünf Adjektive beschreiben deine App am besten?

  • Wie würde deine App aussehen, wäre sie ein Mensch?

Jung und dynamisch oder eher alt und weise? Wie groß ist sie – oder ist es ein er? Ziert das Haupt deiner App vielleicht eine blonde, zottelige Mähne oder tritt sie eher adrett in Erscheinung? Ist deine App der schweigsame Gitarrenspieler am Lagerfeuer oder ein liebevoller Großvater, der immer weiß, was zu tun ist?

Schritt 4: Wende die Persönlichkeit auf alle App-Bereiche an

Transportiere die gesammelten Eigenschaften und Charakterzüge in alle Bestandteile, die aus deiner App ein großes Ganzes formen. Nimm dir dazu die folgenden Bereiche vor:

  • Das User-Interface-Design: Farben, Icons, Fotos und Illustrationen, Typografie und stilbildende Elemente

  • Die App-Navigation: Wäre deine App-Persönlichkeit jemand, der anleitet oder folgt?

  • Alle Animationen und Screen-Übergänge: Dynamischer Surfer oder gemächlicher Großvater?

  • Das Wording: Wie spricht deine App-Persönlichkeit mit seinen Nutzern? Duzt sie eigentlich?

  • Surprise: Überrasche und belohne deine Nutzer mit visuellem oder akustischem Feedback und sorge für einen Aha-, Ui- oder Wow-Effekt

Schritt 5: Hole Feedback ein

Denkst du nach all der Arbeit, dass sich deine App vor Persönlichkeit, Charisma und Anziehungskraft kaum mehr retten kann? Präsentiere sie deiner Fokus-Gruppe und lass dich eines Besseren belehren. Sauge Kritik auf und experimentiere mit einer neuen Charaktereigenschaft deiner App. Durchlaufe die Schleife erneut. Nutzer-Feedback ist das wichtigste Handwerkszeug, das du auf dem Weg von einer hübschen zu einer konkurrenzlos guten App besitzt.