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Teslas Weg zum Massenhersteller: Elon Musk setzt alles auf das Model Y

Elon Musk will mit einem Geländewagen den „iPhone-Moment“ für Tesla erzwingen. Das neue Model Y soll die Wandlung vom Nischenanbieter zum Massenhersteller beschleunigen.

Roboter-Arme heben den Antriebsstrang in die Höhe. Langsam nähert sich der untere Teil von Teslas Elektrolimousine Model 3 der rot lackierten Karosserie. Funken sprühen, als die sechs Blechkameraden beide Teile verschweißen - oder „verheiraten“, wie es im Autobauer-Jargon heißt.

Bis zu 5000 Model 3 feiern hier wöchentlich „Hochzeit“. 550.000 E-Autos hat Tesla laut CEO Elon Musk bereits hergestellt. In zwölf Monaten sollen es eine Million sein.

In der 510.000 Quadratmeter großen Fabrikhalle, etwa eine Autostunde von San Francisco entfernt, treibt Multiunternehmer Musk seine ehrgeizigen Pläne weiter voran. Zwischen Pressen, Fließbändern und Rollregalen hängt schwerer Eisengeruch von den Schweißarbeiten in der Luft. Wenn es sie gibt, diese „Produktionshölle“, wie Musk selbst die ins Stocken geratene Model-3-Produktion bezeichnete, dann ist hier davon wenig zu spüren.

1000 Roboter arbeiten Hand in Hand mit etwa 20.000 Angestellten, ein „gigantisches kybernetisches Kollektiv“ nennt es Musk selbst. Die Fabrikroboter von Kuka erledigen grobe Arbeiten. Sie schieben Aluminiumplatten unter die Pressen, entnehmen die Teile wieder oder wuchten sie aufs Fließband. Angestellte überwachen die Produktion, polieren, prüfen die Qualität, bauen Fahrzeugsitze oder E-Motoren ein.

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Eine reibungslose Fertigung wie hier in Fremont ist laut Tesla-Chef Musk Zentrum allen Schaffens. Es sei „hundert Mal schwieriger“, eine funktionierende Autoproduktion aufzusetzen, als einen Prototyp zu entwickeln, sagt der 47-Jährige. Die letzten Monate seien hart gewesen. „2018 war so, wie fünf Jahre in einem zu altern.“ Aber nun gehe die Model-3-Produktion voran.

Ganz in Schwarz gekleidet, betritt Musk am Donnerstagabend die Bühne in Teslas Designstudio in Hawthorne, Los Angeles, um vor Fans und Journalisten über die Zukunft zu sprechen. Nach und nach lässt er die gesamte Tesla-Historie auffahren, das erste Roadster-Modell rollt an Musks Seite, gefolgt vom Model S, Model X bis hin zum Model 3 und dem Tesla-Lastwagen Semi. Dann holt er Luft, um den lang erwarteten Neuzugang vorzustellen.

Musk will Teslas „iPhone-Moment“ erzwingen, einen Durchbruch, wie er Apple mit der Vorstellung des Smartphones 2007 gelang. Dank seines Kernprodukts stieg der Technologiekonzern zu einer der wertvollsten Firmen der Welt auf. Das iPhone im Tesla-Imperium heißt Model Y. Zu Rockmusik und Blitzlicht rollt ein blauer Geländewagen auf die Bühne. Die Fans in Hawthorne jubeln.

Der neue SUV soll dem Elektroauto-Pionier weiter den Weg Richtung Massenherstellung ebnen, den er mit der Elektrolimousine Model 3 bereits eingeschlagen hat. Noch ist nicht klar, wo die Autos gefertigt werden, ob in Kalifornien oder in Reno, Nevada, wo Musk die Batteriefabrik Gigafactory mitten im Nirgendwo errichtet. Das neue Model Y, der fünfte Autotyp seit der Tesla-Gründung 2003, soll 75 Prozent seiner Technologie mit dem Vorgängermodell Model 3 teilen.

Musk gibt sich gut gelaunt, er wirkt geradezu beschwipst. Er läuft wie ein kritischer Autokäufer um das Model Y herum, die Arme verschränkt. Der Sieben-Sitzer soll den Sprint von null auf 100 km/h in 5,6 Sekunden absolvieren können, sich fahren wie ein Sportwagen, dabei jedoch extrem sicher sein, wirbt Musk.

Tesla-Fans verzeihen Musk Produktionsverzögerungen

Die Basis-Version mit einer Reichweite von 370 Kilometern will er für 39.000 Dollar verkaufen und ab Frühjahr 2021 ausliefern. Die Variante mit 482 Kilometer Reichweite kostet 47.000 Dollar. „Wir werden wahrscheinlich mehr Model-Y-Fahrzeuge verkaufen als Model S und Model X zusammen“, kündigt der Tesla-Chef an.

Jeff Schuster, Amerika-Präsident beim Marktanalysten LMC Automotive, geht davon aus, dass der Tesla-Plan aufgehen könnte: Als Geländewagen spreche das Model Y mehr Mainstream-Käufer an als die restliche Tesla-Familie. LMC schätzt, dass die Geländewagen-Verkäufe in den USA 2020 um 51 Prozent wachsen. Doch er warnt auch: „Model Y macht die Herstellung und Logistik für Musk komplexer, weil es bereits das vierte Modell ist.“

Musk gibt sich kämpferisch. Seit der erste Tesla Roadster im Februar 2008 das Licht der Welt erblickte, habe der Konzern mal um mal Mythen widerlegt, erklärt der gebürtige Südafrikaner in Richtung seiner Kritiker. „Es gab eine Zeit, in der die Leute es für dumm gehalten haben, Elektroautos zu bauen.“ Heute liege Tesla vielfach vorn. Das Werk in Schanghai werde Ende 2019 fertig, dann werde dort so viel produziert wie in Fremont und der Gigafactory zusammen.

Der Anbetung seiner Fans kann sich der Multiunternehmer jedenfalls sicher sein. Die Tesla-Jünger nehmen jeden Rückschlag hin. Wen kümmert es in fünf Jahren, ob Tesla immer jedes Produktionsziel einen Monat früher oder später erreicht, heißt es gern, wenn Musk eigene Pläne wieder einmal unterläuft. Während Gegner Musk als größenwahnsinnig und erratisch verspotten, bleibt er für sie ein Tech-Messias zwischen Genie und Wahnsinn, der mit Tesla das Rad neu erfand und mit SpaceX Weltraumgeschichte schreibt.

Auch das große Misstrauen, das den Tech-Riesen aus dem Silicon Valley entgegenschlägt und im Ruf nach einer Zerschlagung von Facebook, Google und Amazon gipfelt, betrifft Musk nicht. Er zählt nach wie vor zu den rückhaltlos angehimmelten Ikonen, trotz seiner riskanten Wette. Mit Tesla hat er einen gigantischen neuen Markt für Elektromobilität geschaffen, den die Internationale Energiebehörde auf 220 Millionen Fahrzeuge bis 2030 schätzt.

Inzwischen scheint Tesla den traditionellen Autobauern einen Schritt voraus zu sein. In den USA, dem zweitgrößten Automarkt der Welt, verkaufte Tesla 2018 mehr Edelkarossen in der obersten Preiskategorie als alle Wettbewerber. Das Mercedes-Flaggschiff S-Klasse blieb beim Absatz in Amerika nach Berechnungen des Center of Automotive Research (CAR) vergangenes Jahr sowohl deutlich hinter dem Model S als auch hinter dem Model X von Tesla zurück.

Zum Durchbruch verhalfen Musk scharfe Umwelt- und Verbrauchsauflagen in China, Europa oder dem in den USA wichtigen Bundesstaat Kalifornien. Doch gleichzeitig positioniert sich Musk gern als Widersacher der Behörden.

Legendär ist der Streit mit der US-Börsenaufsicht SEC wegen seiner Ankündigung, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Die Behörde warf ihm Irreführung der Anleger vor und wollte Musk vom Chefposten in dem börsennotierten Unternehmen verbannen. Erst schien der Tesla-Chef einzulenken, dann jedoch holte er zum Gegenangriff aus und warf der Börsenaufsicht vor, sein Recht auf Redefreiheit einzuschränken.

„Tesla steckt mitten in einer nie da gewesenen Unruhe“, urteilt Gene Munster, Gründer von Loup Ventures. Den Streit mit der SEC hält er für „dumm“. Musks Aktionen wirkten „besorgniserregend“, sagt LMC-Präsident Schuster. Die Herausforderung bei der Produktion erforderten einen „disziplinierten Aktionsplan“, doch es sei „unklar“, ob Musk solche Disziplin besitze.