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Elon-Musk-Chaos: Twitter-Drama wird zu Teslas Belastung

Das Börsenjahr 2022 ist turbulent, das Jahr von Elon Musk turbulenter. Vor allem die Twitter-Übernahme überschattet alles: Unter Musks Führung zeigt der 280-Zeichendienst Auflösungserscheinungen, während die Tesla-Aktie immer dramatischer an Börsenwert verliert. Hat sich der Seriengründer zu viel vorgenommen?

Elon Musk photo and Twitter logo are seen through magnifier in this illustration taken November 4, 2022. REUTERS/Dado Ruvic/Illustration
Elon Musk und Twitter: eine Zerreißprobe (Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration) (Dado Ruvic / reuters)

Von Nils Jacobsen

Vor einem Jahr schien Elon Musk auf dem Olymp angekommen – mal wieder. Auf den letzten Metern des Börsenjahres 2021 knackte Tesla die Billionen-Bewertung, während das „Time Magazin“ den gebürtigen Südafrikaner zur „Person des Jahres“ ausrief. Alles schien auch 2022 so weiterzugehen, als Tesla den ersten Handelstag mit neuen Allzeithochs bei 400 Dollar startete – doch es kam anders, komplett anders.

Bei lediglich noch 180 Dollar notiert der immer noch wertvollste Autobauer am Freitag: auf dem tiefsten Stand des Jahres und gleichzeitig von genau zwei Jahren. Seit Jahresbeginn haben die Anteilsscheine 55 Prozent an Wert verloren und dabei mehr als 500 Milliarden Dollar an Börsenwert ausradiert; Musk selbst büßte mehr als 100 Milliarden Dollar seines Nettovermögens ein.

Elon Musks Twitter-Drama zieht Tesla mit nach unten

Die spektakuläre Kehrtwende gen Süden hat weniger mit Teslas Geschäftsentwicklung zu tun: Im jüngsten Quartal legten die Umsätze der Texaner um 56 Prozent und die Gewinne gar um stolze 103 Prozent zu. Davon dürfte der harte Abverkauf, der vor allem in den letzten zwei Monaten seine Dynamik beschleunigte, kaum ausgelöst worden sein.

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Vielmehr wird dem Elektroauto-Pionier Elon Musks Geschäftsgebaren außerhalb von Tesla zum Verhängnis – der Twitter-Übernahme. Seit der Ankündigung einer Beteiligung am Kurznachrichtendienst im April halbierte sich die Tesla-Aktie. Der Grund: Der bereits zweifache CEO (neben Tesla leitet Musk auch das Raumfahrtunternehmen Space X) würde künftig dreifacher Firmenchef sein – und das fragwürdige Vergnügen aus eigener Tasche bezahlen.

Musk bezahlte für Twitter über 44 Milliarden Dollar

Enorme 44 Milliarden Dollar blätterte Musk für den sich in einer Dauerkrise befindenden Social-Media-Pionier hin – ein Preis, der Musk bald selbst als viel zu hoch vorkam, weswegen er monatelang versuchte nachzuverhandeln.

Doch aus dem Deal kam Musk nicht heraus und ist nun seit drei Wochen tatsächlich Eigentümer jenes Social-Media-Dienstes, dessen größter Star er längst war. Um sich das neue Hobby leisten zu können, musste Musk immer wieder Tesla-Aktien aus seinem Privatbesitz veräußern oder besichern, was den Kurs des Elektroautopioniers entsprechend unter Druck setzte.

Drei Wochen Twitter-Chaos fügen Musk Makel zu

Zu behaupten, dass seitdem nichts mehr beim 280-Zeichen-Dienst wäre wie zuvor, wäre noch eine Untertreibung – vermutlich gab es nie eine geräuschvollere Übernahme und Neuaufstellung eines Multi-Milliarden-Dollar-Konzerns. Tatsächlich kommt man bei irren Wendungen und Plot-Twists der nur ersten drei Twitter-Wochen unter Musks Ägide mehr mit.

Zunächst feuerte Musk die Hälfte der Belegschaft und verschreckte mit seinem ruppigen Gebaren schnell langjährige Werbekunden. Es folgte eine kuriose 180-Gradwende bei der Einführung eines Premiumkontos, durch das man für 8 Dollar im Monat zum begehrten Haken im Twitterprofil kam – dem Symbol eines verifizierten Kontos, einer Form eines modernen Ritterschlags in der Twittersphäre. Nach Verwechslungen von Marken-Konten, die an der Börse etwa beim Pharmakonzern Eli Lilli zu einem Kursrutsch führte, wurde das Feature wieder überdacht.

Überlebt Twitter?

Vor allem jedoch Musks eigener Auftritt als neuer Twitter-CEO sorgte für immer mehr Kopfschütteln. Mitarbeiter wurden direkt auf dem Kurznachrichtendienst gefeuert, wenn sie es wagten, Musk öffentlich zu kritisieren. Seine neue Hardcore-Haltung gipfelte in einem Ultimatum an die verbliebenen Mitarbeiter: Wer weiter mitarbeiten wolle, müsse seine Bereitschaft zur „Hardcore-Kultur“ zu erkennen geben und beim Umbau auf „Twitter 2.0“ mitarbeiten – und zwar mit „langer Arbeitszeit und hoher Intensität“.

Nach Angaben der „New York Times“ führte das Ultimatum zu 1200 weiteren Kündigungen. Inzwischen sind die Sorgen um den Fortbestand von Twitter, die Musk am Freitag selbst durch ein Grabstein-Mem mit Twitter-Logo befeuerte, so groß, dass der Hashtag #RIPTwitter trendet und sich Nutzer auf der Plattform voneinander verabschieden.

Donald Trumps Twitter-Konto nach Musk-Abstimmung reaktiviert

Stattdessen wurde der vor Jahren prominenteste Twitter-Nutzer am Wochenende wieder aus dem Archiv reaktiviert. Wie ein altrömischer Imperator hatte Musk ein 24-Stunden-Votum über die Wiederherstellung des Twitter-Kontos vom früheren US-Präsidenten Donald Trump durchgeführt, an dem 15 Millionen Nutzer teilgenommen hatten und das angeblich von 134 Millionen Nutzern gesehen worden wäre.

Ergebnis: 51,8 Prozent stimmten für das Ende der Trump-Sperre, 48,2 Prozent dagegen. „Die Leute haben gesprochen. Trump wird wieder eingeführt. Vox Populi, Vox Dei“, twitterte Musk. „Volkes Stimme ist Gottes Stimme“.

Entsprechendes Sendungsbewusstsein übertrug Musk nach den spektakulären letzten 48 Stunden auf dem Kurznachrichtendienst. „Twitter ist LEBENDIG“, twitterte Musk. Tesla-Aktionäre würden sich vermutlich ein ähnliches Interesse des CEOs an ihrem Unternehmen wünschen…