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Elektroauto-Hersteller Lucid verspricht schnelleres Wachstum als Tesla

Das Start-up hat noch kein Fahrzeug verkauft, gibt aber hochambitionierte Ziele aus. Per Spac geht es an die Börse – mit höherer Bewertung als BMW.

Achim Pantförder arbeitete gut 15 Jahre bei Apple, war dort als „Senior Director“ verantwortlich für das iPhone, die iWatch und zuletzt für das Bezahlsystem Apple Pay. Jetzt wechselt der Deutsche die Branche – und kümmert sich künftig um Elektroautos.

Seit Anfang des Jahres ist Pantförder der oberste Projektmanager von Lucid Motors. Er ist nicht der einzige Apple-Manager, der zum E-Auto-Start-up wechselt. Auch Michael Bell, einer der Väter des iPhones, ist jetzt bei Lucid.

Ein Erfolg für die junge Firma, die zwar noch kein einziges Elektrofahrzeug ausgeliefert hat – aber in seinem Vorstand eine ganze Reihe von Silicon Valley-Größen von Tech-Konzernen wie Apple oder Tesla vereinigt. Die Topleute lockt Lucid mit großen Plänen, die nun zur Ankündigung des Börsengangs in einer Investorenpräsentation veröffentlicht wurden.

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In nur fünf Jahren soll der Umsatz bei rund 23 Milliarden Dollar liegen. Schon in drei Jahren will das Unternehmen profitabel sein und einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von fast 600 Millionen Dollar erzielen. Bis dahin allerdings werden zehn Milliarden Dollar an Cashflow verbraucht.

Zum Vergleich: Tesla brauchte ein Jahrzehnt nach Produktionsstart des Roadsters und des Model S, um einen Umsatz von knapp 22 Milliarden Dollar zu erreichen. Bis der Elektroautopionier nachhaltig schwarze Zahlen schrieb, dauerte es noch länger.

Lucid misst sich bewusst mit Tesla, vergleicht sich in der Präsentation oft mit den Fahrzeugen des Rivalen. „Das ist ein Technologiewettrennen“, sagte Lucid-CEO Peter Rawlinson. Tesla würde genau das verstehen und sei daher so hoch an der Börse bewertet: „Lucid hat die Technologie auch.“

Komplexer Börsendeal

Das Kundeninteresse ist laut Lucid groß: Es gebe 7500 Vorbestellungen im Wert von 650 Millionen Dollar, teilte die Firma mit – und dämpfte sogleich die Hoffnung auf schnelle Auslieferung. So verschiebt Lucid die Markteinführung des Lucid Air Dream Edition um ein halbes Jahr. In Deutschland soll das Auto erst 2022 erhältlich sein.

Jetzt geht das Start-up mit einer hohen Bewertung von 24 Milliarden Dollar an die Börse – mithilfe des leeren Börsenmantels Churchhill Capital IV, eines sogenannten Spac.

Zum Vergleich: BMW hat eine Marktkapitalisierung von 45 Milliarden Euro (umgerechnet rund 55 Milliarden Dollar). Die CCIV-Aktionäre feiern die Transaktion allerdings mit einer noch viel höheren Bewertung von Lucid – derzeit von rund 60 Milliarden Dollar.

Die Bewertung von Lucid war allerdings zuvor noch höher gewesen. Der Kurs stürzte nach Bekanntgabe des Börsengangs drastisch ab. Experten machen dafür Gewinnmitnahmen verantwortlich und Enttäuschung über die verspätete Markteinführung des ersten Modells.

Der komplexe Spac-Deal besteht aus zwei Komponenten: Die Fusion mit CCIV bewertet das neue Unternehmen mit 11,75 Milliarden Dollar, gleichzeitig geben Investoren wie der saudische Staatsfonds PIF in einem sogenannten Pipe-Deal weitere 2,5 Milliarden Dollar in das fusionierte Unternehmen, zu einer Unternehmensbewertung von 24 Milliarden Dollar.

CCIV hatte bei seinem Börsengang aber nur 2,1 Milliarden Dollar eingesammelt. Durch die Pipe-Transaktion fließen dem Unternehmen weitere 2,5 Milliarden Dollar zu. Insgesamt hat Lucid zusätzliche 4,4 Milliarden Dollar zur Verfügung.

Ein SUV kommt 2023

Das Geld braucht Lucid dringend, denn das Start-up hat große Expansionspläne. Nach dem Vorbild von Tesla fängt es erst einmal klein an, um in einigen Jahren die Produktionszahlen zu steigern. Lucid bringt als erstes Modell eine Luxuslimousine auf den Markt. Die Lucid Air Dream Edition kostet mindestens 161.000 Dollar. „Bei einem hohen Preis ist die Stückzahl gering, Fehler können besser und preiswerter ausgebessert werden“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.

Nach dem Startschuss mit der Lucid Air Dream Edition soll regelmäßig eine neue und preiswertere Version des Lucid Air auf den Markt kommen – und die Stückzahl entsprechend hochgefahren werden. Das wichtigste Modell wird 2022 der Lucid Air Pure sein, der mit einem Preis – nach Abzug staatlicher US-Subventionen – von rund 70.000 Dollar und einer Motorleistung von 480 PS direkt gegen das Model S antreten soll.

Tesla-Chef Elon Musk hat das genau im Blick. Tesla senkte im vergangenen Oktober den Preis für das Model S von knapp 75.000 auf 69.420 Dollar. „Der Fehdehandschuh ist geworfen“, schrieb Musk auf Twitter. Wen er herausforderte, ließ er offen. Laut Dan Levy, Analyst von Credit Suisse, ist die Sache aber klar: Lucid hatte erst kurz zuvor seine Preise veröffentlicht. Mit der Preissenkung liegt das Model S knapp unter dem Lucid Air Pure.

Im nächsten Jahr will Lucid 20.000 Autos ausliefern, um die Zahl 2026 auf 251.000 zu steigern. Die Autos werden alle in der nagelneuen, von Ex-Audi-Manager Peter Hochholdinger geführten Fabrik in Arizona produziert. Innovation und Qualität bei steigenden Produktionszahlen zu gewährleisten ist nicht leicht.

Mit dem Problem kämpfte Tesla beim Model 3 lange Zeit – das der heutige Lucid-Produktionschef Hochholdinger damals für Tesla löste. Schafft er Ähnliches bei Lucid? „Ich bin da sehr zuversichtlich, Peter Hochholdinger versteht viel von seinem Job“, sagt Bratzel. Dabei soll auch die „Lucid Electric Air Platform“ (Leap, übersetzt: Sprung) helfen.

Auf der Produktionsplattform kann jedes der geplanten Modelle gebaut werden – auch der Geländewagen Gravity, der 2023 auf den Markt kommen soll. Danach sind bis 2030 weitere Modelle wie ein Coupé oder ein Pick-up in Arbeit.

Bis 2030 will Lucid eine halbe Million Autos herstellen und strebt einen globalen Marktanteil von vier Prozent an. Da in Arizona maximal 400.000 Fahrzeuge produziert werden können, braucht Lucid eine weitere Fabrik. Laut „Financial Times“ gibt es Gespräche über eine mögliche Produktion in Saudi- Arabien. Der Staatsfonds des Landes ist größter Aktionär von Lucid.

Wert auf Innovation

Die Begeisterung der Aktionäre für Lucid erklärt sich aus mehreren Gründen. Da ist zum einen das Management, das viel Erfahrung in Sachen Elektroautos besitzt. Das Unternehmen wird von Ex-Tesla-Chefingenieur Peter Rawlinson geführt, mit Produktionschef Hochholdinger und Hardwarechef Eric Bach hat Lucid außerdem zwei deutsche Tesla-Veteranen in der Führungsriege. Die Zentrale in Newark in Kalifornien liegt keine halbe Autostunde von Teslas größtem Werk entfernt.

Dazu kommt die Technologie. „Lucid ist in Sachen Innovation sehr vielversprechend“, sagt Bratzel. Die kalifornische Firma setzt wie Tesla auf einen sogenannten permanenterregten Synchronmotor. Der Motor leistet 650 PS und kommt auf eine Drehzahl von 20.000 Rotationen pro Minute. Da das Modell Lucid Air Dream Edition über zwei der Motoren verfügt, besitzt die Limousine eindrucksvolle 1080 PS.

Viel wichtiger aber: Der Elektromotor ist laut Lucid 45 Prozent leichter und 59 Prozent stärker als der der Konkurrenz. Da jedes Gramm zählt, verschafft sich Lucid so einen Vorteil. Diverse Innovationen ermöglichen das, wie eine spezielle Leitungswicklung im Motor, die Platz spart und Effizienz bringt. Auch kümmert sich Lucid um viele Kleinigkeiten, so minimiert es mit seinem Design der Magneten das sogenannte Rastmoment.

Eine wichtige Rolle spielt auch das Kühlsystem. Bislang mussten Kühlflüssigkeit und elektrische Leitungen durch dickes Material voneinander getrennt werden. Lucid konnte mit technischen Kniffen die Kühlung viel näher an den Motor bringen. Resultat: Die Leitungen sind weniger erhitzt, die Elektronen können sich schneller bewegen.

Schnelle Ladezeit

Dazu kommt: Obwohl Lucid noch kein Auto im Markt hat, besitzt das Start-up Fahrzeugdaten zum Batterieverbrauch. Bis 2016 hieß das Unternehmen Atieva, stellte nur Batterien her und beliefert seit 2018 alle 24 Rennwagen der Formel E mit Batterien. Laut Lucid verfügt man so über insgesamt 32 Millionen Kilometer an Fahrdaten unter Extrembedingungen. Die sind wichtig für die Forschung und Entwicklung von Batterien.

Die Batteriezellen entwickelte Lucid zusammen mit LG Chem. Anders als Tesla baut die Firma nicht ihre eigene Gigafactory, verlässt sich ganz auf ihren langjährigen Partner. Die Batterien von Lucid arbeiten mit einem 900-Volt-System, mehr als doppelt so viel wie Tesla. Das ist zwar teurer, ermöglicht aber kleinere Kabeldurchmesser – was Gewicht spart.

Auch kann der Strom bei der Voltzahl besser fließen, was die Energieeffizienz steigert. Im Börsenprospekt stellt Lucid die Vorteile des Systems heraus. Danach kann die Lucid Air Dream Edition in 20 Minuten eine Batterieleistung von 480 Kilometer Reichweite aufladen, während ein Tesla S in 15 Minuten auf 320 Kilometer kommt.