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Jetzt einsteigen? So sind die Aussichten für Auto-Aktien

Wer wissen will, wie sich die Aktien von Autokonzernen entwickeln, muss die Irrungen und Wirrungen im Handelsstreit verfolgen. Seit US-Präsident Donald Trump Mitte Mai über sein Lieblingsmedium Twitter angekündigt hat, höhere Zölle auf Einfuhren von Autos in die USA zu prüfen, sind die entsprechenden Aktien abgestürzt – allen voran die der deutschen Konzerne, die besonders viel in die USA exportieren.

Am Donnerstag ließ die Hoffnung auf eine Kehrtwende im Zollstreit die Autoaktien um bis zu sechs Prozent steigen. Bei einem Treffen der Chefs von BMW, Daimler und Volkswagen mit US-Botschafter Richard Grenell in Berlin erklärte Grenell laut Handelsblatt-Informationen, dass die USA bereit seien, komplett auf Autozölle zu verzichten, wenn Europa dies ebenfalls mache.

Kurs-Gewinn-Verhältnis ist extrem niedrig

Dass es tatsächlich so gut ausgeht, ist indes zu bezweifeln. Gleichzeitig verschärft sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Am heutigen Freitag wollen die Staaten gegenseitig Zölle auf Einfuhren im Wert von 34 Milliarden Dollar erheben. Das könnte die gesamten Aktienmärkte inklusive der Autokonzerne erneut unter Druck bringen.

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Dabei sind die Kurse der Autoaktien und vieler Zulieferer seit Mitte Mai insgesamt schon massiv eingebrochen. Die Aktien von Daimler, BMW und VW stürzten mit in der Spitze 20 Prozent noch deutlicher ab als der breite Markt. Die Aktien von Daimler, VW und BMW kosten aktuell nur das gut Sechs- bis Siebenfache ihrer erwarteten Jahresgewinne. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist damit bei allen drei deutschen Autobauern extrem niedrig. Zu Unrecht?

Frank Biller meint eher nein: „Wenn tatsächlich die im Juni von Trump angekündigte Steuer von 20 Prozent auf Autoeinfuhren kommt, würden Autoexporte in die USA für hiesige Firmen sofort unprofitabel“, warnt der Autoanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er sagt: „Den Unternehmen fehlt die Planungsgrundlage, und die Unsicherheit ist groß – von daher ist es kein Wunder, dass die Aktien so unter Druck stehen.“

Die puren Zahlen sind in der Tat erschreckend: Daimler erzielte im vergangenen Jahr fast 25 Prozent der Umsätze in den USA, bei BMW waren es gut 17 Prozent. VW machte knapp 17 Prozent seiner Umsätze in Nordamerika. Dennoch hält Jürgen Pieper, Autoexperte beim Bankhaus Metzler, die Reaktion des Marktes für zu dramatisch und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse für zu niedrig.

Auch Markus Wallner, Aktienstratege bei der Commerzbank, meint, dass die massiven Verkäufe der Autoaktien übertrieben sind: „Natürlich würden gerade die deutschen Autokonzerne unter US-Einfuhrzöllen leiden, aber die Unternehmen produzieren auch viel in den USA, das relativiert das Ganze.“

Pieper belegt dies mit Zahlen des Verbands der Deutschen Automobilindustrie: „VW, BMW und Daimler haben im vergangenen Jahr 16 Millionen Fahrzeuge verkauft – davon aber nur knapp 500.000 aus Deutschland in die USA exportiert.“ Dies sei weniger erschreckend als die Umsätze von bis zu 25 Prozent der US-Autobauer in den USA.

Bei Zöllen von 20 Prozent würden alle drei deutschen Hersteller zusammen wohl nur 100.000 Autos weniger in die USA verkaufen, schätzt Pieper. Gerade BMW und Daimler mit Mercedes könnten mit ihren Premiummarken zumindest teilweise die Preise erhöhen, da Käufer von Luxusautos nicht so preissensibel seien. Bei VW gelte dies zumindest für Audi.

Alles in allem würde ein Strafzoll von 20 Prozent die Gewinne der großen drei nur um etwa drei Prozent schmälern, so Pieper. Hinzu kommt laut Wallner, dass auch die deutschen Autobauer in den USA von der Steuerreform profitieren, „das mildert den Schmerz möglicher Zölle“.

Allerdings ist es nicht nur der Handelsstreit, der die Besitzer von Autoaktien umtreibt. Der Dieselskandal ist auch nach fast drei Jahren immer noch nicht ganz aufgearbeitet, Strafzahlungen und Rückrufaktionen belasten. Dazu kommen die neuen Prüfverfahren für Abgastests, die die Produktion der Autohersteller verzögern. „Diese ganze Gemengelage sorgt dafür, dass die Kurse der Autoaktien so schwach sind, wobei Trump aktuell das größte Risiko für die Autokonzerne ist“, meint Biller von der LBBW.

Konzerne verdienen gut

Das sieht auch Pieper so: „Im zweiten Halbjahr wird der Automarkt schwächer werden, die Probleme addieren sich.“ Aber: „Selbst wenn der Gewinn der großen deutschen Autokonzerne im gesamten Jahr um fünf bis sieben Prozent sinkt, ist das immer noch sehr viel weniger, als die Märkte mit ihrem Einbruch von bis zu 20 Prozent suggerieren.“

Pieper hält es deshalb für falsch, Autoaktien zu verkaufen. Einstiegschancen sieht er unter den großen deutschen Autobauern explizit bei VW. Biller von der LBBW hat für risikofreudige Anleger VW und Daimler auf der Empfehlungsliste. Wallner nennt keine konkreten Empfehlungen für Einzeltitel, betont aber: „Operativ geht es den Autokonzernen sehr gut, nur sieht man das in der Bewertung nicht.“

In der Tat haben die Autokonzerne zuletzt viel Geld verdient und laut Wallner genügend Spielraum für die in den nächsten Jahren nötigen Investitionen in die Elektromobilität. Im vergangenen Jahr fuhren BMW, Daimler und VW Rekordgewinne ein. Auch bei den jüngsten Absatzzahlen sieht man noch keine Bremsspuren. Daimler hat die Aktionäre zwar vor gut zwei Wochen mit einer Gewinnwarnung verschreckt – die sei jedoch weniger auf die Handelszölle als auf operative Probleme mit den neuen Abgastests zurückzuführen, sagt Wallner.

Sind Autoaktien also ein klarer Kauf? Das leider nicht. Die Gefahr liegt weniger in den reinen Autozöllen als in einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und Europa sowie zwischen den USA und China. Ein ausgewachsener Handelskrieg könnte nach Ansicht von Ökonomen eine Rezession wie nach der Weltfinanzkrise auslösen. In diesem Szenario würden nicht nur Autotitel, sondern alle Aktien dramatisch abstürzen.