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Einkaufen mit Bitcoin: Wer Kryptowährungen akzeptiert – und wer bald folgen könnte

Tesla will die Digitalwährung als Zahlungsmittel akzeptieren – andere Firmen tun das bereits. Analysten sehen weiteres Potenzial, allerdings könnten die Aufseher eingreifen.

Der Bitcoin jagt von einem Rekord zum nächsten. Nach dem Einstieg von Tesla ist der Kurs der Kryptowährung am Dienstag um weitere sieben Prozent auf rund 47.000 Dollar gestiegen. Der Bitcoin als Cash-Reserve und als Zahlungsmittel beschäftigt damit immer mehr Unternehmen.

Tesla-Chef Elon Musk hatte am Montag bekannt gegeben, dass sein Unternehmen im Januar mit 1,5 Milliarden zehn Prozent seiner Cash-Reserven in Bitcoin gesteckt hat. Weil er gleichzeitig auch noch ankündigte, dass er die bekannteste Kryptowährung auch als Zahlungsmittel für seine E-Autos akzeptieren will, schoss der Kurs daraufhin um 18 Prozent in die Höhe. Schon jetzt hat er seine umgetauschten Cash-Reserven seit seinem Einstieg wohl um mehr als ein Drittel vermehrt.

Nachdem es zwei Jahre lang ruhig um die Kryptowelt war und die Kurse der verschiedenen digitalen Währungen vor sich hindümpelten, erleben sie seit November eine Renaissance. Kein Wunder, dass sich immer mehr Unternehmen nun fragen, ob auch sie auf den Krypto-Zug aufsteigen sollen – sowohl als Zahlungsmittel als auch als Cash-Reserve.

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Vielleicht relevanter als die Investition der Cash-Reserven in die Krypto-Valuta sei die Möglichkeit für Bitcoin-Besitzer, damit Teslas zu kaufen, schreibt der Evercore-Auto-Analyst Chris McNally in einem Kommentar an seine Kunden. Er weist auf die hohe Marktkapitalisierung des Bitcoins hin: Diese liegt aktuell bei rund 870 Milliarden Dollar. Eine enorme Kaufkraft also.

In den USA akzeptieren schon heute mehrere Unternehmen Kryptowährungen. Microsoft hat schon 2014 Bitcoins in seinem Xbox Store der Spielkonsole akzeptiert. Zwischenzeitlich hat das Unternehmen das wieder eingestellt, weil die Kurse zu volatil waren. Zuletzt ist das Zahlen mit Bitcoin wieder möglich. Auch das Online-Lexikon Wikipedia akzeptiert Spenden in Bitcoin.

Im Baumarkt per Bitcoin bezahlen

Aber nicht nur in der elektronischen Welt kann man in den USA mit Kryptowährung zahlen, wie das Beispiel der Baumarktkette Home Depot zeigt. Dort können die Kunden in den USA ihre Wandfarbe und Kücheneinrichtung in Bitcoin begleichen.

Home Depot nutzt dabei den Zahlungsdienstleister Flexa, der mit der Krypto-Börse Gemini zusammenarbeitet, um die digitalen Währungen in Dollar umzurechnen. Die Bilanzen müssen auch die innovativsten Einzelhändler schließlich immer noch in Dollar vorlegen.

Bei Starbucks können die Kunden ihren Frappuccino zwar nicht direkt mit Bitcoin zahlen. Aber die Kaffeekette akzeptiert die App Bakkt, die Kryptowährungen in Dollar wandelt. Bei AT & T können die Kunden ihre Telefonrechnung mit dem Bitcoin-Zahlungsanbieter Bitpay begleichen.

Der Möbelhändler Overstock akzeptiert sogar verschiedene Kryptowährungen. Außerdem hat Overstock ebenso wie Tesla selbst in Krypto investiert. Und wer weiter in die Zukunft denkt, kann zudem mit Bitcoins bei Virgin Galactic von Richard Branson einen Weltraumflug buchen.

Apple wird zum Einstieg in Bitcoin geraten

Die Begeisterung über die Möglichkeiten der Kryptowelt ist bei einigen Analysten so groß, dass sie auch Schwergewichten wie Apple zum Einstieg in die virtuellen Währungen raten. So schreiben die Analysten von RBC Capital Markets, Apple habe eine „klare Gelegenheit“, Mechanismen für das Handeln der digitalen Währungen anzubieten. Mit seinem Zugang zu Weltklasse-Software und einem sicheren Ökosystem könne Apple, das schon heute eine Wallet-App für den Zahlungsverkehr hat, seinen Kunden eine sichere Krypto-Börse anbieten.

Der Vorteil eines Einstiegs von Apple für die gesamte Branche, so die Analysten von RBC, liege auf der Hand: Er würde die USA zu einem Weltmarktführer des Krypto-Vermögen machen und damit ein Abschalten von Seiten der Regierung unmöglich machen. „Wenn die USA die meisten Krypto-Vermögen halten (Bitcoin oder andere), dann würde es aus unserer Sicht keinen Sinn machen, es zu verbieten“, schreiben sie. Apple selbst hat sich dazu nicht geäußert.

Mit Tweets den Kurs angeheizt

Regulierung bleibt eines der wichtigsten Themen für alle Spieler auf dem Krypto-Markt. Das gilt auch für den Einstieg von Tesla in die digitale Währung. Teslas Investment ist bereits jetzt hochprofitabel. Zu welchem Preis der E-Auto-Bauer die Bitcoins im Januar gekauft hat, ist bisher unklar. Der Durchschnitt lag dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge bei 34.676 Dollar. Damit dürfte Tesla rund 43.000 Bitcoins halten. Gemessen am Rekordhoch von Dienstag von 48.000 Dollar wäre das ein Papiergewinn von 37 Prozent.

Musks Verhalten könnte auch Regulierer interessieren. So hat Musk in den vergangenen Wochen mit Tweets den Kryptomarkt angeheizt und zeitweise in seinem Twitter-Profil schlicht das Wort „Bitcoin“ eingetragen. Damit könnte der einflussreiche Vorstandsvorsitzende den Preis in die Höhe getrieben haben zu einer Zeit, in der sein Unternehmen in Bitcoins investiert hat.

„Wir befinden uns hier in einer Grauzone unseres regulatorischen Systems“, sagt Jim Angel, Finanzprofessor der Georgetown Universität. Zum einen sei der Bitcoin kein Wertpapier, daher könnte die Wertpapieraufsicht SEC hier nur begrenzt eingreifen. Zum anderen sei es schwierig, Betrug oder Manipulation nachzuweisen, falls sie tatsächlich vorliegen sollten.

Aufseher wie der designierte SEC-Chef Gary Gensler hätten ohnehin schon alle Hände voll zu tun. Daher hätten klare Regeln bei der Vermischung der Kryptowelt mit der traditionellen Unternehmensfinanzierung vermutlich nicht oberste Priorität, glaubt Angel.

Dass ein Unternehmen Teile seiner Barreserven in volatile Assets anlegt, gilt in der US-Wirtschaft als extrem ungewöhnlich. Branchenkenner gehen daher davon aus, dass Musks Strategie nicht viele Nachahmer finden wird. „Die Cash-Manager sind eigentlich extrem konservativ“, gibt Angel zu bedenken.

Der Softwarehersteller Microstrategy hatte Ende des vergangenen Jahres Schlagzeilen gemacht, als er mitteilte, teile der Cashreserven in Bitcoin investiert zu haben. Die 71.000 Bitcoin des Unternehmens haben derzeit einen Wert von über drei Milliarden Dollar, wie aus Daten des Kryptounternehmens NVK hervorgeht.