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Einige der mächtigsten Ministerien wurden noch nie von Frauen geführt — wir haben die Parteien gefragt, ob sie das ändern wollen

Eine undatierte Aufnahme zeigt Elisabeth Schwarzhaupt (CDU), die erste Ministerin der Bundesrepublik, in ihrem Büro
Eine undatierte Aufnahme zeigt Elisabeth Schwarzhaupt (CDU), die erste Ministerin der Bundesrepublik, in ihrem Büro

Die politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist sehr männlich. 61 Väter hat das Grundgesetz, aber nur vier Mütter. Die erste Kanzlerin bekam sie 2005, ihr gingen sieben west- und gesamtdeutsche Kanzler voraus. Eine Bundespräsidentin gab es noch nie.

So, wie es in der DDR nie eine Staatsratsvorsitzende, oder eine Vorsitzende des Ministerrates oder auch nur eine Erste Stellvertretende des Vorsitzenden des Ministerrates gab. Bis 1989 gab es in der Diktatur nur drei Ministerinnen — eine davon war die dritte Ehefrau des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, Margot Honecker, als Ministerin für Volksbildung von 1963 bis 1989.

Immerhin, mit Hilde Benjamin im Ressort Justiz war die erste Ministerin Deutschlands eine Politikerin der DDR; sie kam 1953 ins Amt. In der Bundesrepublik dauerte es bis 1961, bis eine Frau an der Regierung beteiligt wurde: Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) wurde Gesundheitsministerin. Bis zur Wiedervereinigung folgten neun weitere Ministerinnen in Westdeutschland — sieben von ihnen im Ressort Jugend und Familie.

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Nach der Wende kamen 30 Ministerinnen dazu, ein Drittel davon im Ressort Familie, drei im Ressort Gesundheit, vier im Ressort Bildung und fünf im Ressort Justiz. Die erste Verteidigungsministerin hatte Deutschland 2013 mit Ursula von der Leyen (CDU), ihr folgte gleich die zweite mit Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Die erste Wirtschaftsministerin Deutschlands war Brigitte Zypries (SPD) in den Jahren 2017 und 2018.

Eine Außenministerin gab es in der Bundesrepublik noch nie.

Eine Innenministerin gab es in der Bundesrepublik noch nie.

Eine Finanzministerin gab es in der Bundesrepublik noch nie.

Eine Verkehrsministerin gab es in der Bundesrepublik noch nie.

Eine Chefin des Bundeskanzleramts gab es in der Bundesrepublik noch nie.

Was sagen die Parteien, die nach der Bundestagswahl im September in der Regierung landen könnten, dazu? Wollen sie daran etwas ändern? Business Insider hat nachgefragt.

Die CDU: "Wir bilden die gesellschaftliche Realität nicht ausreichend ab"

Würde sich die CDU dazu verpflichten, eines der noch nie von Frauen besetzten Bundesministerien mit einer Frau zu besetzen, sollte sie nach der Wahl bei einer Regierungsbildung die Chance dazu bekommen? Kein Kommentar. Hat die CDU die Absicht, das zu tun? Kein Kommentar. Aber ein allgemeines Statement.

Die CDU sei stolz darauf, mit Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik zu stellen, stolz auch auf Ursula von der Leyen als erste EU-Kommissionspräsidentin und auf Annegret Kramp-Karrenbauer als schon zweite Parteivorsitzende, teilt ein Sprecher auf Anfrage von Business Insider mit.

"Natürlich stellen wir selbstkritisch fest, dass wir im Hinblick auf den Anteil von Frauen in Ämtern und Mandaten in der CDU die gesellschaftliche Realität noch nicht ausreichend abbilden", heißt es in dem Statement. "Wir wollen mehr Frauen für die CDU gewinnen und wir wollen, dass mehr Frauen innerhalb der CDU Verantwortung übernehmen." Das gelte "von der Bundesebene bis hin zum Ortsverband", so der Sprecher. Er verwies zudem auf das Versprechen von CDU-Chef Armin Laschet, ein mögliches von ihm geführtes Kabinett jeweils zur Hälfte mit Männer und Frauen zu besetzen.

Die Grünen: Parität, aber keine "Spekulationen"

Die Grünen gehen als einzige Partei mit einer Spitzenkandidatin in die Bundestagswahl. Annalena Baerbock könnte nach Angela Merkel die zweite Bundeskanzlerin der bundesdeutschen Geschichter werden.

Aber würden sich die Grünen verpflichten oder zumindest die Absicht erklären, bei einer Regierungserklärung nach Möglichkeit eine Außenministerin, eine Innenministerin, eine Finanzministerin, eine Verkehrsministerin oder eine Chefin des Bundeskanzleramts zu berufen?

"An Spekulationen über die Besetzung von einzelnen Ministerien werden wir uns nicht beteiligen", teilt eine Sprecherin des Grünen-Vorstands mit. Nur so viel: "Sollten wir an einer Regierungskoalition beteiligt sein, werden wir bei der Besetzung von Regierungsämtern selbstverständlich auf Geschlechterparität achten."

Die SPD: "Frauen sind für jedes Amt genauso geeignet wie Männer"

Dieses Versprechen gibt auch die SPD ab. Ein Sprecher sagt auf Anfrage von Business Insider: "Für die SPD ist klar, dass Frauen für jeden Job, jedes Amt und jedes Mandat genauso geeignet sind wie Männer. Deshalb wird unser Kanzlerkandidat Olaf Scholz sein Kabinett auch paritätisch besetzen."

Ob das konkret bedeutet, dass Deutschland dann womöglich eine sozialdemokratische Außen-, Innen-, Finanz- oder Verkehrsministerin oder auch eine Kanzleramtschefin bekommt, darüber möchte sich auch die SPD nicht äußern oder festlegen: „Die Verteilung und Besetzung der Regierungsämter sind Aufgabe der kommenden Regierung."

Die FDP: "Inhalte im Vordergrund, nicht die Besetzung von Ministerien"

Für die FDP antwortet Bettina Stark-Watzinger, Mitglied des Parteipräsidiums und Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, auf die Anfrage von Business Insider. Zunächst kämpfe die FDP dafür, bei der Bundestagswahl ein "sehr gutes zweistelliges Ergebnis" zu erzielen, sodass "es ohne uns keine seriöse Regierungsbildung geben kann". Welche Regierungskonstellationen nach der Wahl dann möglich wären, werde sich zeigen.

Sich konkret darauf festlegen, eines der bisher noch nie mit Frauen besetzten Ministerien mit einer Frau zu besetzen, will Stark-Watzinger nicht. Auch gibt sie keine Absichtserklärung in diese Richtung ab. „Es besteht für uns kein Zweifel daran, dass Frauen jedes Amt in diesem Land bekleiden können", sagt die FDP-Politikerin. "Allerdings stehen für uns Inhalte und Lösungen im Vordergrund, nicht die Besetzung von Ministerien." Es gehe darum, dass auf allen Positionen die beste Politik für das Land gemacht werde. Dabei wolle die FDP einen Unterscheid machen. "Und zu diesem Unterschied werden selbstverständlich Frauen beitragen."

Die Linke: "Mindestens die Hälfte der von der Linken verantworteten Ministerien mit Frauen besetzen"

Für die Linke gibt es nur einen Weg an die Regierung: eine Koalition mit der SPD und den Grünen. Wahrscheinlich ist diese jedoch nicht. Die Grünen haben ein Bekenntnis der Linkspartei zur Nato zur Bedingung für eine grün-rot-rote Koalition gemacht. Die Linke aber will die Nato abschaffen. Unrealistisch, dass diese Hürde nach der Bundestagswahl überwunden würde.

Business Insider hat dennoch bei der Linkspartei nachgefragt, ob sie die Absicht hätten, bei einer Regierungsbeteiligung eines der noch nie mit Frauen besetzten Ministerien an eine Frau zu vergeben — oder ob sie sich sogar dazu verpflichten würden.

"Dass diese Ministerien noch nie von Frauen geführt wurden, zeigt
deutlich den Nachholbedarf jener Parteien in Sachen Gleichberechtigung,
die bisher die Bundesregierungen getragen haben", lautet die Antwort eines Parteisprechers. "Bei zukünftig möglichen Regierungsbeteiligungen werden wir die Führung der von der Linken verantworteten Ministerien mindestens zur Hälfte mit Frauen besetzen." Das gelte selbstverständlich auch für das Außen-, Innen-, Finanz- und Verkehrsministerium sowie das Bundeskanzleramt.

Parität also, wie sie auch die anderen Parteien versprechen. Aber wie bei den anderen Parteien keine Garantie, die bisherigen "Männerministerien" an Frauen zu vergeben.

Die CSU: "Jünger und weiblicher ist das Credo"

Als kleinerer Partner in der Union erhält die CSU bei Regierungsbeteiligungen nur eine kleine Anzahl an Ministerien. Unter diesen waren jedoch häufig das Innenministerium sowie das Verkehrsministerium — zwei Ressorts also, die bisher nur von Männern geführt wurden.

Würden sich die Christdemokraten verpflichten oder bereit erklären, diese oder andere der bisherigen "Männerressorts" nach der Wahl erstmals mit Frauen zu besetzen? "Über eine Verteilung und personelle Besetzung von Ministerien wird die CSU im Vorfeld der Wahl nicht spekulieren", sagt ein Sprecher zu Business Insider. Zunächst hätten die Wählerinnen und Wähler das Wort. "Klar ist aber: Nachdem die CSU bei der Besetzung ihrer Ministerposten in Bayern bereits Parität erreicht hat, möchten wir auch in Berlin mehr Frauen in der Verantwortung haben." Mit Blick auf die Bundestagswahl sie das Credo der CSU: "jünger und weiblicher".