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Earlybird-Gründer: „Kein weiblicher CEO bei unseren Start-ups – das ist peinlich“

Der Gründungspartner beim deutschen Risikokapitalgeber Earlybird über fehlende weibliche Gründer – und die Notwendigkeit, endlich etwas dagegen zu tun.

Auf der Bits + Pretzels wird viel über Vielfalt gesprochen. Aber wie sieht die Realität bei einem Investor wie Earlybird aus?
Vielfalt hat verschiedene Aspekte. Ganz gut sieht es bei uns in Sachen Herkunft aus. Bei unseren Portfolio-Unternehmen haben rund 30 Prozent der Gründer und CEOs einen Migrationshintergrund. Das ist insofern nachvollziehbar, als dass Migranten ja bereits eine große Unternehmung – wir würden sagen ein Venture – hinter sich haben: Sie haben sich aufgemacht in ein neues Land, mit allen damit verbundenen Risiken und Chancen. Das ist eine gute Voraussetzung. Aber wo wir als Branche und auch bei Earlybird deutlich besser werden müssen, ist das Thema Frauen. Von den 55 Start-ups bei Earlybird hat kein einziges einen weibliche CEO! Das ist peinlich. Wir müssen das unbedingt ändern.

55 Männer, null Frauen – wie kommt’s?
Wir haben viel zu wenige weibliche Bewerberinnen. Dafür könnte es mehrere Gründe geben. Zum einen investieren wir im „Deep Tech“-Bereich, und je technischer es wird, desto weniger treffen wir auf Frauen. Das ist ein Problem, das in vielen Branchen anzutreffen ist und das wir als Start-up Ökosystem gemeinsam adressieren müssen. Wir müssen uns aber auch Gedanken darüber machen, ob wir Frauen wirklich gezielt genug ansprechen.

Das klingt selbstkritisch.
Ist es auch. Und wir sind schon dabei, daran etwas zu ändern. Zum einen beteiligen wir uns aktiv an Frauen-Netzwerken, wie beispielsweise dem „Female-Founders“-Programm von Deepa Gautam-Nigge hier in München. Und zum anderen versuchen wir, für unser eigenes Team mehr Frauen zu gewinnen. Ich bin überzeugt davon, dass gemischte Teams erfolgreicher sind, weil unterschiedliche Blickwinkel immer wertvoll sind.

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Was bringt das konkret für Vorteile in Ihrem Geschäft?
Wir müssen in unseren Teams darauf achten, dass wir eine unterschiedliche Risikoaffinität haben. Junge Männer sind im Durchschnitt risikoaffiner als ältere Männer oder Frauen. Als Investor dürfen wir weder zu viel, noch zu wenig ins Risiko gehen. Nehmen wir zu viel Risiko, verbrennen wir Geld, nehmen wir zu wenig Risiko, verdienen wir keines. Die Wahrheit liegt immer dazwischen.
Deswegen ist für uns auch eine Altersdurchmischung essenziell wichtig. Risikoaffinität ist nur ein Aspekt von vielen. Weitere sind beispielsweise die Dynamik im Team und der Blick auf Märkte und Nachfrage. Ein reines Männerteam für Produkte und Leistungen, die sowohl für Männer als auch für Frauen attraktiv sein sollen, kann immer nur eine Kompromisslösung sein, nicht aber das Optimum.

Es gibt Studien, die besagen, dass sich die Investoren zu sehr von den sich selbst überschätzenden männlichen Gründern blenden lassen, während Frauen realistischere oder zu vorsichtige Prognosen abgeben, wie erfolgreich ihr Start-up sein wird.
Das kann ich für uns ausschließen. Wir hören uns zwar die Prognosen der Gründer und Gründerinnen an, aber wir rechnen alles selbst nach. Manchen geben wir dann die Rückmeldung, dass sie ihre Idee bitte schön fünfmal größer denken sollen, und andere holen wir auf den Teppich zurück.