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Der Druck auf die Rendite von Henkel steigt

Trotz Coronakrise hält Henkel seine Dividende konstant. Es ist aber offen, wann der Konzern zu seiner alten Renditestärke zurückkehren wird.

Die Corona-Pandemie bringt die Pläne von Henkel durcheinander. So hatte der Düsseldorfer Klebstoff-, Waschmittel- und Kosmetik-Konzern Anfang April seine Prognose einkassiert. Einen neuen Ausblick wird es vorerst auch nicht geben. In der vorab veröffentlichten Rede, die Vorstandschef Carsten Knobel am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns halten wird, fehlt eine neue Guidance.

Schon bei der Präsentation der Quartalszahlen hatte er dazu erklärt: „Vor dem Hintergrund der weiterhin dynamischen Entwicklung der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ist derzeit eine zuverlässige und realistische Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung von Henkel nicht möglich.“

Immerhin ist Henkel bislang ohne größere Einbrüche durch die Krise gekommen. Die meisten Werke weltweit produzieren weiter. Der Konzern verzichtete auf Kurzarbeit für seine über 50.000 Beschäftigten ebenso wie auf Staatshilfen.

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Entsprechend kürzt oder streicht Henkel nicht seine Dividende wie andere Konzerne. Wie im Vorjahr sollen 1,85 Euro für die Vorzugs- und 1,83 für die Stammaktie ausgeschüttet werden. Die vorgeschlagene Dividende liegt damit innerhalb der geplanten Bandbreite der Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent.

Dabei sank der den Aktionären zuzurechnende Jahresüberschuss im vergangenen Jahr erneut. Mit 2,1 Milliarden Euro fiel der Nettogewinn nach Fremdgesellschaftern um 9,7 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Schon zwischen 2017 und 2018 hatte er sich um 8,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro reduziert.

Es ist offen, wann Henkel zu seiner alten Renditestärke zurückkehren wird. Im vergangenen Jahr rutschte die Umsatzrendite um 1,3 Prozentpunkte auf 14,4 Prozent herab. Das ist der niedrigste Wert seit fünf Jahren. Und selbst ohne einmalige Aufwendungen und Erträge sowie Restrukturierungsaufwendungen sank die Rendite mit 16 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 2015. Damit blieb Henkel gerade noch am unteren Rand des ursprünglich prognostizierten Korridors von 16 bis 17 Prozent.

Nicht einmal die Zahlen für das erste Quartal 2020 geben Aufschluss darüber, wie sich das laufende Jahr entwickeln wird. Denn Henkel hat beschlossen, nur noch im zweiten und vierten Quartal die Ergebnisentwicklung zu veröffentlichen.

Viel hängt davon ab, wie sich der Umsatz der Klebstoffsparte entwickelt, insbesondere im Geschäft mit der Autoindustrie. Bereits im vergangenen Jahr dämpfte die Konjunkturschwäche bei den Autoherstellern das Industriegeschäft in der wichtigsten Henkel-Sparte, die mit 47 Prozent knapp die Hälfte zum Gesamtgeschäft von 20,1 Milliarden Euro beitrug: Der Umsatz der Klebstoffsparte stieg nur noch um 0,6 Prozent. Und das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) sank um 2,8 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

Auch bei der Problemsparte der zurückliegenden Jahre, „Beauty Care“‧ mit Produkten wie Schauma, Syoss oder Schwarzkopf, lief es im vergangenen Jahr schlechter. Das bereinigte betriebliche Ergebnis stürzte um 23 Prozent auf 519 Millionen Euro ab. Vor allem das Massengeschäft mit Marken wie Schauma bekam erneut den Preiskampf zu spüren. Und selbst im Bereich Wasch- und Haushaltspflegemittel, dessen Umsatz immerhin um 3,7 Prozent wuchs, sank das bereinigte Ebit um 5,7 Prozent.

Das alles drückt die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) erneut. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals sank um zwei Prozentpunkte auf 13,5 Prozent. Dieser Trend setzt sich bereits seit 2013 fort. Damals erreichte Henkel noch einen Wert von 20,5 Prozent.

Robuste Bilanz

Doch die Bilanz von Henkel bleibt trotz dieses Trends robust genug, um die Coronakrise zu meistern. Allein im vergangenen Jahr schrumpfte die Nettofinanzverschuldung um 800 Millionen auf 2,1 Milliarden Euro. Henkel schaffte es zudem, 2019 den Free Cashflow um knapp 29 Prozent zu steigern. Das lag vor allem daran, dass der operative Cashflow um 20 Prozent stieg.

Auch die Eigenkapitalquote erhöhte sich, um 1,8 Prozentpunkte auf 59,3 Prozent. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gingen um rund 200 Millionen Euro zurück, was angesichts des gleichzeitig leicht erhöhten Umsatzes darauf hindeutet, dass die Zahlungsziele für die Kunden verkürzt wurden.

Die Kosten hält der Henkel-Vorstand fest im Blick. So lagen die Aufwendungen etwa für Rohstoffe, Verpackungen und ähnliche Vorprodukte zwar um 1,6 Prozent höher als im Vorjahr. Die gestiegenen Preise aber konnte Henkel durch Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen in der Produktion und der Lieferkette sowie einzelne Preiserhöhungen nahezu ausgleichen.

Henkel gab für seine „direkten Materialien“, zu denen Rohstoffe gehören, mit 8,4 Milliarden Euro fast so viel aus wie im Vorjahr. Während die Preise für Standardrohstoffe stabil blieben und zum Teil sanken, stiegen die Preise für Spezialrohstoffe teilweise deutlich an.

Deutlich hingegen sind die Marketing- und Vertriebsaufwendungen sowie die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gestiegen. Der Verwaltungsaufwand sank jedoch leicht, und zwar um 2,2 Prozent. Henkel hatte schon vor Jahren damit begonnen, Verwaltungsfunktionen an sogenannte „Shared Service Center“ auszulagern.

Die um 6,2 Prozent erhöhten Aufwendungen für Marketing und Vertrieb sind auch darauf zurückzuführen, dass Henkel 2019 zusätzlich 150 Millionen Euro in die Digitalisierung und ins Marketing investierte, um das Geschäft mit den Konsumentenmarken zu steigern.

Gleichzeitig hat Henkel auch auf einem anderen Gebiet mehr als bislang in seine Zukunft investiert. Der Konzern erhöhte seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung um drei Prozent auf 499 Millionen Euro. Davon dürfte auch das neue Innovationszentrum für die Klebstoffsparte profitieren, das Henkel in Düsseldorf eröffnen will.

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung verteilen sich ungleich auf die drei Sparten. Den größten Teil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhielt mit 57 Prozent die größte Sparte Klebstoffe, 25 Prozent bekam die Waschmittel- und 18 Prozent die Beauty-Care-Sparte.

Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung

Anders als im Vorjahr, als das organische Wachstum leicht zurückging, konnte Henkel seinen organischen Umsatz – also ohne Währungseffekte und Zu- und Verkäufe – konstant halten. Henkel gelang es zwar, seine Preise um durchschnittlich 1,8 Prozent zu steigern. Aber das glich der genauso hohe Rückgang der Menge wieder aus.

Henkel bleibt bei seiner Strategie, seine drei Konzernsparten durch gezielte Akquisitionen weiter auszubauen. Im vergangenen Jahr erhöhte der Konzern seine Ausgaben für Zukäufe von 432 auf 566 Millionen Euro. Große Zukäufe wie 2017, als Henkel knapp zwei Milliarden Euro ausgab und damit den Verpackungsspezialisten Darex sowie das nordamerikanische Friseurgeschäft von Shiseido kaufte, fehlten aber 2019.

Bei seinen drei aktuellen Akquisitionen konzentrierte sich Henkel auf die USA. So kaufte Henkel für 19 Millionen Euro Molecule Corp., einen Spezialisten für 3D-Druck, sowie die Deva Parent Holdings, einen Hersteller für Profi-Haarpflege, für 457 Millionen Euro. Außerdem beteiligte sich der Konzern für 90 Millionen Euro mit 51 Prozent an eSalon.com, einem Unternehmen, das personalisierte Haarfärbemittel produziert.

Die Investitionen in Sachanlagen bestehender Geschäfte stiegen von 576 auf 594 Millionen Euro. Von der Steigerung profitierten die Klebstoffsparte, in die 277 Millionen statt 240 Millionen wie im Vorjahr investiert wurden, sowie der Bereich Beauty Care, auf den 89 statt 74 Millionen Euro entfielen.

Zu den größten Einzelprojekten gehörten der Bau eines Innovationszentrums in Düsseldorf für die Klebstoffsparte, in die Henkel insgesamt 130 Millionen Euro investiert, die Erweiterung der Produktion für Waschmittelkapseln in den USA und Ungarn sowie der Bau eines Werks für Elektronik-Klebstoffe in Seoul/Südkorea.

Insgesamt investierte Henkel 594 Millionen Euro in Sachanlagen seines bestehenden Geschäfts. Davon profitierte am meisten die Klebstoffsparte, auf die 47 Prozent der Investitionen entfielen. Danach folgten die Waschmittelsparte mit 35 und die Beauty-Care-Sparte mit 16 Prozent.

Die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung trüben nicht die Einstufung der Ratingagenturen. Standard & Poor’s gibt Henkel ein exzellentes Langfrist-Rating von „A“, und Moody’s bleibt unverändert bei „A2“.
Mitarbeit: Christoph Schlautmann