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Drogenhandel, Morde, Unterwelt: Flüchtiger Mafia-Boss attackiert Erdogan-Regierung

Ein großer Konferenzraum. Im Hintergrund Stühle, schwere Vorhänge und ein Flipchart, im Vordergrund ein Schreibtisch. An ihm hockt Sedat Peker. Gekleidet in einem aufgeknüpften schwarzen Hemd mit hervorschimmernder Goldkette und einer goldenen Uhr am Handgelenk sitzt er da und redet. Immer mit einem gehobenen Zeigefinger und immer ein wenig schreiend — für über eine Stunde. In seinem neuen Youtube-Video macht der vorbestrafte Sedat Peker heftige Anschuldigungen gegenüber den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seiner Regierung.

Das Video des Mafia-Bosses wurde bereits millionenfach geklickt. Die Informationen, die Sedat Peker über die türkische Regierung preisgibt, scheinen viele Menschen zu interessieren. In der Türkei ist Sedat Peker bekannt. Er ist vorbestraft wegen Bildung krimineller Vereinigungen und lebt seit einiger Zeit im Exil, vermutlich in Dubai. Seit Anfang Mai veröffentlicht der bekannte Mafia-Boss Videos auf Youtube, in denen er brisante Details über die türkische Regierung veröffentlicht. Darin unterstellt er vielen Politikerinnen und Politikern, Verbindungen zum organisierten Verbrechen und der Unterwelt zu haben. Dazu zählen Unterstützungen des Drogenhandels und Verstrickungen in unaufgeklärte Morde.

Der charismatisch auftretende Sedat Peker hat in seinen insgesamt sieben Youtube-Videos bisher viele Verstrickungen verschiedener Regierungsbeamte preisgegeben, doch über den türkischen Präsidenten hielt sich der Pate bislang bedeckt. In der Vergangenheit war Peker als großer Unterstützer Erdogans bekannt. 2016 drohte er regierungskritischen Akademikerinnen und Akademikern, er werde in ihrem Blut baden. Doch nun, in seiner jüngsten Veröffentlichung greift Peker auch seinen Freund und „Bruder“, Erdogan, an. Die Angriffe, so vermuten es Expertinnen und Experten, deuten auf innenpolitische Machtkämpfe an. Vermutlich will Peker mit seinen Videos die Regierung dazu zu drängen, den Pate von seinen Anschuldigungen freizusprechen, um wieder in die Türkei und zu seiner Familie zurückkehren zu können.

Verstrickungen in unaufgeklärte Morde sowie Drogenhandel

Die Hauptanschuldigungen Pekers richten sich gegen den Innenminister Süleyman Soylu, der dem Mafia-Boss und eigentlich Erdogan-Freund ein Dorn im Auge ist. Ebenfalls viele Angriffe richten sich gegen Mehmet Agar, der in den 1990ern Polizeichef und später Innenminister war. In seinem jüngsten Video erhebt Sedar Peker die bislang heftigsten Anschuldigungen. So behauptet er, der frühere Innenminister Mehmet Agar sei in die bis heute ungeklärten Morde an dem türkischen Journalisten Ugur Mumcu un dem türkisch-zypriotischen Autor Kutlu Adali in den 1990er Jahren verwickelt gewesen. Auch gegenüber dem ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim, der ein enger Vertraute von Erdogan ist, wirft der Mafia-Boss vor, dieser sei in den internationalen Drogenhandel involviert gewesen. Yildirim wies diese Anschuldigungen allerdings zurück.

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Mit seinen Youtube-Videos verdeutlicht Peker immer wieder, dass die Verstrickungen des organisierten Verbrechens und der Politik bereits weit in die Vergangenheit reichen und nach wie vor existieren. Er sagt, Innenminister Soylu habe den Pate lange geschützt und immer wieder vor Ermittlungen gewarnt. Nur auf seinen Rat hin hätte sich Peker ins Ausland abgesetzt, behauptet er.

Bislang äußerte sich Erdogan nicht direkt zu den Anschuldigungen. Vor kurzem betonte er jedoch, seine Regierung würde gegen Bandenkriminalität vorgehen, womit sie in der Vergangenheit auch Erfolg hatten. Im April griffen einige Behörden auch gegen mutmaßliche Mitglieder, die zu Pekers Vereinigungen gehören sollen, durch. Die Korruptionsvorwürfe kommen für den Regierungschef jedoch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Umfragewerten zufolge ist sein Zuspruch enorm gesunken. Das dürfte nicht zuletzt an der hohen Arbeitslosigkeit und einer enormen Inflation derzeit liegen.

Weil die Kritik an dem Regierungschef immer mehr wächst, dürften auch die Videos momentan diese Beliebtheit erfahren. Die islamisch-konservative Regierungspartei Erdogans, die AKP, hat bereits jetzt ohne die Unterstützung der ultranationalistischen MHP keine Mehrheit mehr im Parlament. Für Erdogan und seine Partei sieht es demnach schlecht aus. Die Videos bringen ihn in Verlegenheit und schwächten ihn, meint der Politikwissenschaftler an der Sabanci-Universittät, Berk Esen. Fraglich bleibt, wie sich Erdogan gegenüber diesen Anschuldigungen äußert, und ob er und seine Partei sich von diesen Anschuldigungen erholen kann.

jk