Werbung
Deutsche Märkte schließen in 8 Stunden 24 Minuten
  • DAX

    18.477,09
    +92,74 (+0,50%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.081,74
    +17,56 (+0,35%)
     
  • Dow Jones 30

    39.760,08
    +477,75 (+1,22%)
     
  • Gold

    2.214,40
    +1,70 (+0,08%)
     
  • EUR/USD

    1,0797
    -0,0033 (-0,30%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.195,20
    +504,09 (+0,78%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    81,75
    +0,40 (+0,49%)
     
  • MDAX

    27.091,95
    +220,53 (+0,82%)
     
  • TecDAX

    3.457,36
    +12,13 (+0,35%)
     
  • SDAX

    14.410,13
    +160,11 (+1,12%)
     
  • Nikkei 225

    40.168,07
    -594,66 (-1,46%)
     
  • FTSE 100

    7.931,98
    0,00 (0,00%)
     
  • CAC 40

    8.204,81
    +20,06 (+0,25%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.399,52
    +83,82 (+0,51%)
     

Dreister China-Klon: Joint Venture-Partner von BMW kopiert VW Käfer – Wolfsburg erwägt Klage

Volkswagen erwägt wegen der Käfer-Kopie juristisch gegen die Chinesen vorzugehen.
Volkswagen erwägt wegen der Käfer-Kopie juristisch gegen die Chinesen vorzugehen.

Chinesische Autos fielen jahrzehntelang vor allem mit einer Eigenschaft auf: Ihrer frappierenden Ähnlichkeit zu bereits etablierten Modellen westlicher Hersteller. In den letzten Jahren hat sich der bevölkerungsreichste Staat der Erde jedoch zu einer ernstzunehmenden Automobilnation entwickelt. Mittlerweile haben die Autobauer aus dem Reich der Mitte mehr drauf, als Modelle anderer Hersteller zu kopieren.

Vor allem wenn es um die zukunftsentscheidenden Disziplinen Batterietechnologie und Software geht, müssen sich Nio, Aiways & Co. alles andere als verstecken. Aber auch in Sachen Design hat der Großteil der chinesischen Hersteller mittlerweile seine eigene Linie und eine gewisse gestalterische Eigenständigkeit entwickelt. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren zwar deutlich reduziert, es gibt sie aber immer noch - Die "Fake Cars" aus Fernost.

ORA auf den Spuren des VW Käfers

Erst vergangene Woche sorgte der "Punk Cat" auf der Auto Shanghai für Aufsehen. Bei dem E-Auto handelt es sich um eine designtechnisch tatsächlich recht gelungene Neuauflage des VW Käfers. Allerdings wurde diese nicht von den Wolfsburgern selbst präsentiert. Der zum Viertürer mutierte Elektro-Käfer wurde auf dem Stand der Great Wall Motors-Tochter Ora enthüllt, die erst 2018 gegründet wurde und sich komplett auf preisgünstige Elektroautos spezialisiert hat. Ohne sich vorher die Erlaubnis von Volkswagen eingeholt zu haben, versteht sich. VW selbst hatte seine eigene moderne Version des Käfers, den Beetle, vor knapp zwei Jahren aufgrund von enttäuschenden Verkaufszahlen eingestellt.

WERBUNG

Die Ora-Designer haben sich nicht nur äußerlich bei der deutschen Autolegende bedient. Selbst das Lenkrad des Ur-Volkswagens wurde in die Gegenwart übersetzt, während der Bildschirm für die Digitalanzeigen wie der Tacho des Käfers rund gehalten ist. Einige andere Innenraum-Details, wie beispielsweise die Lüftungsdüsen oder der Bildschirm des Infotainmentsystems, erinnern dagegen stark an Mercedes.

Ora hat das Käfer-Design in die Neuzeit übersetzt und ihm vier Türen verpasst.
Ora hat das Käfer-Design in die Neuzeit übersetzt und ihm vier Türen verpasst.

Auch Porsche dient als Vorbild

Der Punk Cat ist aber nicht das einzige Modell, bei dem sich die chinesische Marke in Sachen Design dreist bei anderen Herstellern bedient hat. Ebenfalls in Shanghai feierte mit dem Lightning Cat ein geschrumpfter Porsche Panamera der ersten Generation Premiere. Die Low Budget-Kopie der Sportlimousine soll in China gegen das Tesla Model 3 antreten. Optisch übernimmt er komplett die Porsche-DNA, allerdings wirkt er mit seinen Glaubschaugen und der gewöhnungsbedürftigen Farbgebung deutlich weniger seriös als sein Vorbild. Die Front des Good Cat wurde ganz offensichtlich ebenfalls von einem Zuffenhausener Sportwagen inspiriert. Ab der B-Säule erinnert das Elektroauto dann jedoch eher an einen braven Renault Zoe.

Smart Forfour mit einem Schuss Honda

Zu guter Letzt wäre da noch der Ora R1. Von der Seite betrachtet ist der in der Basis umgerechnet nur 7.700 Euro teure Kleinwagen kaum von einem Smart Forfour zu unterscheiden. Ganz offensichtlich hat es die reduziert gestaltete Front des Honda e den chinesischen Designern besonders angetan. Von vorne ist der ORA R1 dem japanischen Elektro-Kleinwagen nämlich wie aus dem Gesicht geschnitten.

Zweifler könnten jetzt natürlich anführen, dass der ORA R1 schon seit 2019 angeboten wird, während die Serienversion des vermeintlichen Vorbilds erst Anfang 2020 eingeführt wurde. Allerdings präsentierte Honda auf der IAA 2017 die Studie Urban EV, mit der optisch bereits ein konkreter Ausblick auf den Honda e gegeben wurde. Die in eine breite Frontblende eingelassenen Rundscheinwerfer waren schon damals das prominenteste Designmerkmal des Japaners. Und genau diesem hat sich eben auch ORA bedient.

Der Ora R1 ist eines der günstigsten E-Autos der Welt.
Der Ora R1 ist eines der günstigsten E-Autos der Welt.

BMW baut mit Great Wall Motors Minis

Eine Tatsache macht den Ora-Fall besonders pikant: Bei dem Mutterkonzern Great Wall Motors handelt es sich um ein wichtiges Partnerunternehmen von BMW. Die Bayern haben 2018 gemeinsam mit den Chinesen das Joint Venture "Spotlight Automotive" gegründet, bei dem beide Parteien gleichberechtigte Anteilseigner sind. Ende 2019 erfolgte im chinesischen Zhangjiagang der Spatenstich für ein neues Spotlight-Werk, in dem ab 2022 circa 3.000 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich bis zu 160.000 Minis vom Band laufen sollen. Die dort produzierten Autos der britischen BMW-Tochter sind vor allem für den chinesischen Markt bestimmt, später sollen sie jedoch auch exportiert werden. Der Fokus liegt hier auf der Elektroversion des Kleinwagens.

Mit den Design-Plagiaten seines Joint Venture-Partners möchte BMW selbstverständlich nichts zu tun haben. Auf eine Anfrage von Business Insider antwortete eine Sprecherin diesbezüglich: "BMW hat keine Kenntnis zu Modellen, Planungen etc. von Great Wall Motors, die nicht das gemeinsame Joint Venture betreffen. Die eigene Geschäftstätigkeit von GWM außerhalb dieses Joint Ventures ist nicht Gegenstand der Zusammenarbeit und kann von uns nicht weiter kommentiert werden." Hinter den Kulissen könnten die Aktivitäten der Tochtermarke Ora aber trotzdem zu Spannungen zwischen den beiden Unternehmen führen. Schließlich muss sich die BMW Group jetzt den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit einer vermeintlichen "Fake Factory" zusammenarbeitet. Auch das Verhältnis der Bayern zum VW-Konzern könnte unter diesem Umstand leiden.

Der VW-Konzern kennt das Problem

Volkswagen ist über den Käfer-Klon ORA Punk Cat nämlich alles andere als amüsiert. Gegenüber dem Autoblog Carscoops und der BILD hatte der Autobauer bereits letzte Woche mitgeteilt, dass das Unternehmen derzeit prüfe, ob dabei eine Designrechtsverletzung vorliegt. Falls ja, behalten sich die Wolfsburger es vor, rechtliche Schritte einzuleiten. Der VW-Konzern musste sich in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren mit chinesischen Plagiaten herumschlagen.

Bei dem von 2016 bis 2019 angebotenen Zotye SR9 handelte es sich beispielsweise um eine nahezu identische Kopie des Porsche Macan. Selbst das Interieur-Design des SUV wurde übernommen. Damals kursierte das Gerücht, dass Porsche plane deshalb gerichtlich gegen die chinesische Marke vorzugehen. Gegenüber dem Fachmagazin Automobil Produktion wollten sich die Schwaben damals aber diesbezüglich nicht äußern. Kein Wunder, schließlich unterscheidet sich die chinesische Gesetzeslage in diesem Bereich grundlegend von der europäischen. Deshalb müssen die westlichen Hersteller dem bunten Treiben im Reich der Mitte oft tatenlos zusehen. In der Vergangenheit sind nämlich schon einige Klagen westlicher Hersteller gegen Autobauer aus dem Reich der Mitte im Sande verlaufen.

Der Ora Lightning Cat erinnert an eine Miniatur-Version des ersten Porsche Panamera.
Der Ora Lightning Cat erinnert an eine Miniatur-Version des ersten Porsche Panamera.