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Die Drei von der Zankstelle - die "Dschungelshow" wird zum Festival der Gehässigkeit

Ein Ohrfeigengesicht und ein verlebter Kippenvulkan zeigen in der öde gestarteten RTL-"Dschungelshow" im Zeitraffer, wie Dschungelcamp geht - mit fiesen Tricks und echten Tränen.

Rüde Attacken auf die guten Sitten, wüste Schimpfkanonaden, stolz präsentierte Macken und herzergreifende Lebensbeichten: Ex-Erotiksternchen Bea Fiedler, "Prince Charming"-Gewinner Lars Tönsfeuerborn und Österreichs singende Wrestlerin Lydia Kelovitz haben nur zwei Tage gebraucht, um in "Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow" die Ehre von RTL zu retten. Sie haben im Zeitraffer ein komprimiertes Miniatur-Dschungelcamp geschaffen, das jeder regulären Staffel aus Australien locker das Wasser reichen kann.

Nun läuft aber gerade so ziemlich nichts regulär, und das Dschungelcamp ist ein Tiny House im Gewerbegebiet. Wer zum nächstmöglichen Termin nach Down Under will, muss zunächst Hürth-Efferen meistern. Es ist eine bittere Erkenntnis, dass die aktuelle Mini-WG nicht komplett nach Australien darf. Die Kandidaten hätten es sich verdient - weil sie verstanden haben, wie Entertainment funktioniert. Man muss dem Publikum Gelegenheit bieten, sich an Leid und Niedertracht zu ergötzen.

Kippengate und verbale Fäkallawinen

Ja, bei der zweiten Tiny-House-Besetzung hatte RTL ein glückliches Händchen. Neben enorm unterhaltsamen Nickligkeiten und verbalen Fäkallawinen gab es am fünften Tag der Show etwas fürs Herz - nämlich eine traurige Kindheitsbeichte von Lars, der seine an Depression erkrankte Mutter früh verloren hat. Einen Moment lang konnte man glauben, dass die konsequent kaltblütige Bea ein Herz hat, und Lydia stellte das Gackern ein.

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Es war nur ein kurzer Moment in einem Lustspiel, das mehr Action bot, als so manche komplette Staffel aus dem echten Dschungel. Wobei sich RTL auf eine alte Stärke besann und bei potenziellen Konflikten kräftig nachhalf. Statt ins Öl ins Feuer zu gießen, gab es diesmal zwar nur eine Flasche Wein. Aber: "Kein Alkohol ist nun mal auch keine Lösung."

Also schossen sich Lydia und Lars vor Bea ab. Die Ex-Alkoholikerin fand das natürlich nicht lustig - wobei es ihr vor allem um die größte aller Ungerechtigkeiten ging: dass sie keinen Tabak bekam. Ein echtes Kippengate, inklusive Erinnerungen an Daniele Negroni. Der unkontrollierbare Entzugsvulkan aus Staffel zwölf wirkt allerdings im Vergleich zu Bea wie ein gut erzogener Lieblingsschwiegersohn.

Lebenslanges Fahrverbot

"Die anderen kriegen ihren Wein - da wird mit zweierlei Maß gemessen", schimpfte Bea also mit grimmig verschminkten Augen und sah den anderen beim Saufen zu. Was dann in der "Dschungelprüfungstauglichkeitsprüfung" passierte, dürfte niemanden wundern: In der abgespeckten Version des Prüfungsklassikers Cabrio-Buggy - der Blinde fährt, die Stumme sagt die Richtung an, die Taube gibt dem Fahrer Lenkanweisungen - schafften sie es keine drei Meter weit. Im normalen Leben hätten sich die drei von der Zankstelle ein lebenslanges Fahrverbot eingehandelt. Aber auf dem abgesperrten Parcours von Hürth-Efferen gelten andere Regeln.

Regeln, das sind abgesehen von ihrer Angst vor dem Altern ("Ich sehe aus wie 48 maximal") Beas größte Probleme. Vor allem in Kombination mit ihrem unstillbaren Verlangen nach Tabak: "Zwischen sechs und zehn Uhr rauche ich normalerweise 20 Zigaretten". In Hürth gibt es aber nur fünf Kippen am Tag, und die reichen nicht mal bis halb sieben. Kein Wunder, dass Bea bei der Zuteilung so hibbelig war, dass sie die Hälfte ihrer täglichen Ration selbst verschluderte.

Der "Larsch" und die Regeln

Und Lars, der sanfte Hüne? Der wollte ihr einfach nichts abgeben. Nicht mal ziehen lassen. "Das ist nur für den Eigenbedarf", stieß er zwischen zwei Qualmwolken aus. "Du bist eigendoof", zettelte Bea eine große Geizdebatte an und nannte ihren Mitbewohner fortan "Larsch".

Dabei wollte Lars einfach nicht gegen die Regeln verstoßen - weil er keine Lust hatte, bestraft zu werden. Das ist er mit Bea schon genug: "Du bist der Grund, warum ich echt kurz davor bin, hier alles hinzuschmeißen." Zumindest bis jetzt ist das eine leere Drohung: Darüber kann man nicht froh genug sein, wenn man mit auf 18 Quadratmeter komprimierte Gehässigkeit etwas anfangen kann.

Dass das Dreiergespann morgen schon wieder auseinandergerissen wird, ist so sicher wie schade: Das fanden auch die Studiogäste Peter Bond und Nico Schwanz, die den Rückblick auf Staffel vier kommentierten. Aber es hilft nichts: Einer muss gehen. Bei aller Trauer sollte nicht vergessen werden: Die geplante Obsoleszenz ist vielleicht die einzige Chance für das Trio, lebend und unversehrt aus der Nummer rauszukommen.

Viel länger könnte man den "abgehalfterten Schabrackentapir aus den 80-ern" (Lars über Bea) und "Ohrfeigengesicht" (Bea über Lars) nicht zusammen einsperren. Wobei ausgerechnet die beiden laut Zwischenergebnis der Zuschauerabstimmung die besten Chancen auf das Halbfinale der "Dschungelshow" haben.