Drei Inflationsfehlschläge einer zu viel: Der Tag mit Bloomberg

(Bloomberg) -- Nachdem bereits die Verbraucher- und Erzeugerpreise in den USA die Erwartungen nach oben verfehlt hatten, lag am Freitag auch der PCE-Deflator mit 5,4% über den prognostizierten 5%. Die Marktreaktion war diesmal eindeutiger also zuvor, wobei unter anderem Bundesschätze zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder über 3% rentierten. Zeitweise hatten Aktien die stetig weiter steigenden Zinsen, falkenhafte Zentralbanktöne und die enttäuschenden Inflationsdaten gekonnt ausgeblendet und sich auf relativ hohem Niveau gehalten.

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Ein Blick auf den Verlauf des Euro Stoxx 50 Future im Februar zeigt schön, wie jeder noch so kleine Rücksetzer binnen Stunden sofort wieder nach oben gekauft wurde. Ein Muster, das nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass der Markt derzeit fast ausschließlich von systematischen Investoren wie Trendfolgern oder Optionsspielern getrieben wird. Klassische Investoren mit untergewichtetem Risiko dürften derzeit eher an der Seitenlinie stehen und auf eine größere Korrektur für den Wiedereinstieg warten, während der Druck, massiv Aktien zu verkaufen, trotz der warnenden Stimmen fast aller Wall-Street-Strategen (noch) nicht groß genug zu sein scheint.

AKTUELLE MELDUNGEN:

• Credit Suisse verhandelt dem Vernehmen nach über eine Leveraged-Finance-Kooperation mit Standard Chartered. Michael Klein wird laut Reuters in dieser Woche seine Pläne für die CS-Investmentbank First Boston vorstellen.

• Russland hat die Öllieferungen über die Druschba-Pipeline überraschend gestoppt, wie der polnische Raffineriekonzern PKN Orlen mitgeteilt hat.

• Olaf Scholz trifft am 3. März US-Präsident Biden. In Bangalore lud er IT-Spezialisten aus Indien ein. Mit Premier Modi will er im Bereich der erneuerbaren Energien kooperieren.

• Aktienanteile des Bundes an der Deutschen Post sollen nach dem Willen von Finanzminister Lindner offenbar in den Sonderfonds für die geplante Aktienrente übertragen werden.

• Schaeffler steht laut CEO Rosenfeld kurz davor, den Verkauf des Konzerngeschäfts in Russland abzuschließen.

• Der Bus- und Bahnbetreiber Flix erwägt einen Börsengang noch in diesem Jahr, berichten informierte Kreise.

• Airbus rechnet auf 20-Jahres-Sicht mit mehr der Bestellungen von über 900 Jets aus Australien und dem Pazifikraum.

• HSBC will ihre Bürofläche in London halbieren, wie die Sunday Times in Bezug auf den geplanten Umzug in einen neuen Hauptsitz berichtet.

ANALYSEN:

• Deutschlands Kosten für die Energiewende weg von fossilen Rohstoffen dürften sich laut BloombergNEF auf in den acht Jahren bis 2030 auf insgesamt 1 Billion Euro belaufen. Das wären knapp 12.000 Euro pro Einwohner.

• Europas $100-Preisdeckel für russischen Diesel eröffnet asiatischen Konzernen Arbitrage-Möglichkeiten beim Kraftstoff-Re-Export.

AKTIENMÄRKTE | Die Börsen in Asien tendieren zum Wochenstart etwas leichter angesichts der Aussicht auf eine weitere Straffung der amerikanischen Geldpolitik. In China beginnt am nächsten Wochenende der 13. Nationale Volkskongress. Die Wall Street schloss am Freitag schwach, womit der S&P 500 auf einen Wochenverlust von 2,7% kam, den bislang stärksten seit dem Jahreswechsel. Angesichts der höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten gebe es “für Aktien wenig Aufwärtspozential”, sagt Brian Overby, Marktstratege bei Ally. Er verweist dabei auf die Bewertungen nach der Januar-Rally und die schwache Q4-Berichtssaison. In den europäischen Indices werden heute Änderungen wegen des Abschieds von Linde aus dem Dax wirksam (siehe Termine unten).

RENTENMÄRKTE | Der europäische Staatsanleihemarkt gab am Freitag deutlich nach, bei gleich starkem Verkaufsdruck am Kern und der Peripherie des Euroraums. Die Rendite 2j Schatzanweisungen kletterte erstmals seit 2008 über die Marke von 3%. Am Geldmarkt wird nach den überraschend starken US-Inflationsdaten inzwischen ein EZB-Zinsgipfel bei 3,84% im Dezember eingepreist. Heute beschafft die EU jeweils 2 Milliarden Euro über Anleihen mit Laufzeiten bis 2025 und 2028.

ROHSTOFFMÄRKTE | Trotz des russischen Lieferstopps über die Druschba-Pipeline sinken die Ölpreise zum Start der neuen Woche, nachdem sie am Donnerstag und Freitag deutlich zugelegt hatten. Im Fokus steht die International Energy Week in London. Der Goldpreis setzt am Montag die Abwärtsbewegung der vergangenen Woche mit leichten Einbußen fort.

TERMINE AM MONTAG

• Quartalszahlen Europa: Flatexdegiro, Patrizia, Alcon (alle nachbörslich)

• Konjunkturdaten EU: Geldmenge M3 und Kreditvergabe Eurozone, Wirtschaftsstimmung, Geschäftsklimaindex

• 11:30 Regierungs-PK, Berlin

• 13:00 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlicht Quartalsbericht

• 14:30 US-Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter

• 18:00 EZB-Chefvolkswirt Lane, Rede zu makrofinanzieller Stabilität in der EU

• 19:00 Verteidigungsminister Pistorius, SPD-Fraktionschef Mützenich sprechen in Diskussionsrunde der SPD-Fraktion zum Thema “Ein Jahr Zeitenwende”

• Quartalszahlen USA: Zoom Video Communications, HP (nachbörslich)

• Linde vor Irish High Court zur Neustrukturierung des Unternehmens

• Index-Änderungen ab Handelsbeginn wirksam:

  • ​Dax: Aufnahme: Commerzbank, Herausnahme: Linde

  • MDax: Aufnahme: Nordex, Herausnahme: Commerzbank

  • SDax: Aufnahme: Deutsche Beteiligung, Herausnahme: Nordex

  • Euro Stoxx 50: Aufnahme: Unicredit, Herausnahme: Linde

  • Stoxx 50: Aufnahme: Safran, Herausnahme: Linde​

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