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Dr. Oetker wächst durch Zukäufe im Ausland

Der Lebensmittelhersteller setzt seine globale Einkaufstour fort. Die Coronakrise belastet das Familienunternehmen – obwohl viel Tiefkühlpizza gehamstert wurde.

Die Nahrungsmittelsparte fokussiert sich auf Pizza und Backen. Foto: dpa
Die Nahrungsmittelsparte fokussiert sich auf Pizza und Backen. Foto: dpa

Diverse Zukäufe im Ausland treiben den Umsatz des Lebensmittelkonzerns Dr. Oetker. Die Bielefelder haben 2019 ihren Umsatz um 12,3 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro deutlich steigern können. Das bereinigte Wachstum lag bei 4,5 Prozent. Zahlen zu Erträgen veröffentlicht das Familienunternehmen traditionell nicht.

„Das Geschäftsjahr 2019 zeigte sich als sehr herausfordernd. Dennoch haben wir vor allem unser internationales Geschäft mit einer Reihe von Akquisitionen weiter ausgebaut“, sagte Albert Christmann, Vorsitzender der Dr. Oetker-Geschäftsführung. Strategisch fokussiert sich das Unternehmen auf die beiden Bereiche Kuchen und Dessert sowie Pizza.

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Das Auslandsgeschäft, das inzwischen zwei Drittel des Umsatzes einfährt, wuchs um 20,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. „Wo die Marktposition noch nicht so etabliert ist wie in Deutschland, sind organisch oder anorganisch noch Zuwächse drin“, meint Werner Motyka, Partner der Beratung Munich Strategy.

Rückläufig entwickelte sich allerdings der Heimatmarkt für den Nahrungsmittelhersteller. Der Umsatz sank hierzulande um 0,9 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Das hat Dr. Oetker zufolge vor allem einen Grund: Das Frischewerk in Moers ging ab Mitte 2018 in ein Joint Venture mit der Molkerei Gropper über und taucht in den Jahreszahlen nur noch teilweise auf.

Allerdings waren auch Müslis von Dr. Oetker in Deutschland weniger gefragt. Hierzulande ist Vitalis nach eigenen Angaben aber weiterhin Marktführer. Auch die Versorgung von Kantinen und Großküchen lief 2019 schlechter. Einmachprodukte blieben wetterbedingt ebenfalls etwas hinter den Erwartungen zurück.

Gut entwickelten sich hierzulande dagegen Backartikel, Frische- und Pulverdesserts sowie tiefgekühlte Torten, Kuchen und Brötchen der Tochter Coppenrath & Wiese. Den Tortenproduzenten hatten die Bielefelder 2015 übernommen.

Auch der Bereich Tiefkühlpizza entwickelte sich positiv. Neue Sorten wie die extragroße Pizza „La Mia Grande“ konnten in Deutschland Marktanteile gewinnen, auch die Rohteigpizza „Die Ofenfrische“ legte in vielen Ländern zu. Innovationen wie der Tassenpudding „Seelenwärmer“ oder das Kuchenkonfekt „My Sweet Table“ konnten sich laut Oetker im Markt etablieren.

„2018 war das Jahr der Zukäufe“, hatte Christmann vor einem Jahr konstatiert. Diese Akquisitionen schlugen sich nun erstmals im Umsatz nieder. In den USA, wo die Bielefelder bisher kaum vertreten waren, hatten sie 2018 Wilson übernommen, die führende Marke für Backdekor. In Südafrika kaufte Oetker die Mehrheit am Tiefkühltortenhersteller Chateau Gateaux, der auch Cafés betreibt. In Ägypten kam ein großer Hersteller für Backzutaten hinzu.

Online-Plattformen für Backen zugekauft

Auch 2019 kauften die Bielefelder im Ausland weiter zu, darunter zwei Online-Plattformen für Back- und Dekorartikel: Confetti aus Finnland und Bagetid aus Dänemark. Confetti betreibt zudem eigene Ladengeschäfte. „Die Offenheit für Neues und Experimente wächst erkennbar“, meint Branchenkenner Motyka mit Blick auf digitale Geschäftsmodelle.

Mit der Übernahme des Markengeschäfts von Alsa wurde Dr. Oetker auf dem französischen Back- und Dessertmarkt Marktführer. Auch in Brasilien kauften die Bielefelder einen Hersteller für Torten- und Dessertdekore zu. „Noch nie wurde hier in der Zentrale in Bielefeld so viel Englisch gesprochen“, heißt es im Unternehmen, das in 43 Ländern weltweit aktiv ist.

Nach dem Verkauf der Reederei Hamburg Süd 2017 sind die Kassen der gesamten Dr. Oetker-Gruppe mit Milliarden gut gefüllt. Die Traditionsfirma blickt auf eine fast 130-jährige Geschichte. 1891 hatte der Apotheker August Oetker mit dem Backpulver Backin den Grundstein für das Nahrungsmittelunternehmen gelegt. Es hat heute 16.236 Mitarbeiter, davon rund 7000 in Deutschland.

Zur Gruppe gehören noch die Getränkesparte Radeberger, Sekt, Wein und Spirituosen wie Henkell Freixenet sowie Luxushotels und diverse Dienstleister. Das Bankhaus Lampe wurde kürzlich an den Wettbewerber Hauck & Aufhäuser veräußert. Die Lebensmittelsparte erwirtschaftete bisher etwa die Hälfte des Gruppenumsatzes.

Die Coronakrise hat Dr. Oetker bis Ostern Absatzsprünge beschert – bei Tiefkühlpizza und Nährmitteln. Doch diese seien zumindest teilweise auf Bevorratung – sprich: Hamsterkäufe – zurückzuführen. „Das Wiederentdecken der heimischen Küche sollte bei Dr. Oetker eigentlich im Kerngeschäft abzuholen sein, gerade im Hinblick auf die Gelinggarantie für die Küchen-Neulinge“, meint Motyka von Munich Strategy.

Obendrein hätten zumindest in der heißen Phase des Lockdowns die traditionellen Marken profitiert. Sie geben dem Konsumenten Halt und Orientierung in unsicheren Zeiten. Beides könnte eine Chance für Dr. Oetker sein, glaubt der Branchenexperte.

Allerdings ist durch den Lockdown in der Gastronomie das Großverbrauchergeschäft der Bielefelder weiter eingebrochen. Kantinen und Großküchen sind vielfach geschlossen. Backdekore liefen ebenfalls schlechter in der Krise.

„Die zu erwartenden erheblichen konjunkturellen Auswirkungen der Coronakrise werden auch uns als Hersteller von Nahrungsmitteln treffen“, sagte Christmann. Um Umsatzausfälle auszugleichen, habe Dr. Oetker bereits Kostenmaßnahmen ergriffen. Ziel sei es, die Liquidität zu schonen, um sich bietende unternehmerische Gelegenheiten ergreifen zu können. Die Einkaufstour von Dr. Oetker scheint also noch längst nicht abgeschlossen zu sein.