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„Das Doppelleben hat unheimlich Kraft gekostet“

Über das Gelände der Zentrale von Thyssen-Krupp, wo Fassaden aus Stahl von den Wurzeln des Konzerns zeugen, fegen eisige Winde. Haare zerzausen, die Leute ziehen die Mäntel enger um die Hüfte. Zum Gespräch treffen sich an diesem Wintermorgen vier Frauen, davon zwei Führungskräfte aus dem Personalwesen, eine Pressesprecherin, eine Journalistin. Alle tragen dicke Schals und gefütterte Stiefel. Nur Sarah Ungar ist in Pumps unterwegs. Absatzhöhen sollten im Personalwesen keine Rolle spielen, aber in diesem Fall tun sie es doch: Ungar, die die anderen um einen Kopf überragt, war vor nicht allzu langer Zeit noch als Herr Ungar im Konzern unterwegs.

Liebe Frau Ungar, Anfang des Jahres waren Sie hier bei noch der „Kollege“ und „der Personaler“. Haben sich Ihre Mitarbeiter schon daran gewöhnt, „Sarah“ und „Frau“ zu sagen?
Versprochen hat sich nach meinem Namenswechsel jedenfalls niemand. Ich glaube auch, dass es für viele gar keine große Überraschung war. Es gibt ja gewisse Merkmale und Verhaltensweisen, die wir Männern und Frauen zuschreiben, und da habe ich offenbar das Weibliche in gewissem Rahmen erfüllt.

Kollegen ahnten es, dass Sie eine Transfrau sind?
Es haben zumindest einige gespürt, dass da etwas war. Später sagten mir dann auch Kollegen, dass es schon vor meinem Outing äußerlich auffällig war, wie ich mich verändert habe.
Wer im falschen Körper geboren wurde und das Äußere dem empfundenen Geschlecht angleichen möchte, kann sich chirurgischen und vor allem hormonellen Behandlungen unterziehen. Wenn dann die Medikamente auf den Körper einwirken und jemand wie Sarah Ungar die Haare wachsen lässt, werden peu à peu Veränderungen sichtbar.

Und dann kam der Tag, an dem plötzlich Sarah auf Ihrem Stuhl saß. Wie hießen Sie denn als Mann?
Die Kollegen kennen den Namen natürlich. Aber wer mich nur als Sarah kennt, in dem soll gar kein anderes Bild entstehen. Deshalb bleibt’s bei Sarah.

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Wie sind Sie auf den Namen gekommen?
Ich habe ja Betriebswirtschaft studiert und bin da sehr rational drangegangen. Ich habe eine Liste gemacht mit Namen, die grundsätzlich in Frage kamen. Am Ende blieb Sarah übrig, und da ich damals keine andere Sarah kannte, dachte ich: Das ist die Lücke, die ich ausfüllen möchte.
Sarah Ungar erzählt ruhig, mit sanfter Stimme. Wer ihr gegenüber sitzt, kommt nicht auf die Idee, dass sie eine Transfrau ist. Sie trägt einen Hosenanzug, dezentes Make-Up und Lippenstift. Erst im Nachhinein, beim Abhören des Tonbands, fällt auf, dass ihre Stimme doch männlich klingt. Männer haben längere Stimmbänder als Frauen. Operative Eingriffe sind zwar möglich, aber ohne Erfolgsgarantie. Dafür lässt sich mit Hilfe von Logopäden eine typisch weibliche oder männliche Stimmmelodie trainieren.

Mit Listen arbeiten auch Paare, die ein Baby erwarten. Und auch für Sie war es ja der Start in ein neues Leben, als Sie sagten: Ich verstecke es nicht länger, dass ich im falschen Körper geboren bin.
Ja, wobei das bei mir ein Veränderungsprozess war, der zwei, drei Jahre gedauert hat.


Feierabend – raus aus dem Anzug, rein in den Rock

Wann haben Sie denn gemerkt, dass Sie im falschen Körper stecken?
Dass Körper und Geist nicht zusammenpassen, das weiß ich, solange ich zurückdenken kann. Konkrete Erinnerungen habe ich aus des Phase im Alter fünf bis sieben, wo mir ganz klar bewusst war: Eigentlich gehörst Du zu den Mädchen.

Sie haben also fast 30 Jahre lang eine Art Maskerade gespielt. Dabei tragen Sie bei Thyssen-Krupp Personalverantwortung und wissen, wie wichtig es ist, dass sich Mitarbeiter mit ihren verschiedenen Eigenschaften anerkannt fühlen. Würden Sie heute sagen: Das hat mich gebremst in der Entfaltung meines Potentials?
Ja, diese Doppelleben hat unheimlich Kraft gekostet. Weil mich das natürlich im Hinterkopf beschäftigt hat. Immer habe ich mich gefragt: Merken die Leute was? Muss ich mich anders verhalten, damit nichts auffällt? Gerade in dieser Change-Phase, als ich im privaten Bereich schon als Frau leben konnte, aber im Beruf noch nicht, war das unheimlich schwierig.

Sie haben sich nicht gleichzeitig im Privaten und im Beruf geoutet?
Nein. Mich hat jeder einzelne Schritt unheimlich viel Überwindung gekostet. Ich habe mich erst im Freundeskreis geoutet, dann in der Familie, zuletzt im Beruf. Dazu muss man wissen, dass in Deutschland wirklich alles genau geregelt ist. Wer beim Amtsgericht wie ich beantragt, Namen und Personenstand zu ändern, der muss erst mal eine gewisse Zeit im sogenannten Wunschgeschlecht leben und zeigen, dass er damit zurecht kommt. Auch für die Krankenkasse sind entsprechende Nachweise wichtig.
Transsexualität hat in Deutschland noch den Status einer psychischen Erkrankung. Dafür maßgeblich ist die Einstufung als Verhaltensstörung durch die Weltgesundheitsorganisation. Doch 2017 soll eine neue Liste ohne diese Klassifikation in Kraft treten.

Wie können wir uns das vorstellen: Sie sind abends von der Arbeit nach Hause gekommen, raus aus dem Anzug, rein in den Rock?
Genau so. Wenn ich mich mit Freunden getroffen habe, bin ich erst mal nach Hause, habe mich umgezogen, mich geschminkt. Ganz konkret: Wenn ich um 18 Uhr zu Hause war, konnte ich mich frühestens um 19 Uhr mit Freunden treffen. Und wenn es länger gedauert hat im Büro, sind meine Verabredungen geplatzt. Manche Freunde kannten mich nur als Frau. Die wussten zwar um meine Situation, aber ich wollte nicht, dass sie mich in Anzug und Krawatte sahen. Das alles hat mich also schon rein organisatorisch sehr eingeschränkt.

Wieso haben Sie diesen Aufwand so lange in Kauf genommen?
Ich hatte natürlich Angst: erst, dass ich Freunde oder Familie verliere, dann, dass ich Anerkennung verliere. Dass ich vielleicht meinen Job verliere.
Sarah Ungar mag ihren Job und ihre Verantwortung. Sie ist als Personalchefin einer Tochtergesellschaft der Großanlagensparte von viel unterwegs gewesen, postet auf ihren Dienstreisen auch mal Fotos via Twitter mit dem Hashtag #ilovemyjob. Für sie stand viel auf dem Spiel.

Bei Thyssen-Krupp hat man unweigerlich diese Bilder einer erzkonservativen Arbeitswelt im Kopf: Malocher in Blaumännern, Glut in den Hochöfen. Wie sind Sie es dann angegangen, Ihre Kollegen über Ihren persönlichen Change-Prozess zu informieren?
Auch da habe ich Listen gemacht: mit welchen Menschen ich sprechen muss, in welcher Reihenfolge. Die habe ich dann Stück für Stück abgearbeitet. Irgendwann ist natürlich ein Leak da, dann ist man nicht mehr Herr über die Informationen.


„Es geht nicht darum, mehr Transfrauen oder Schwule einzustellen“

Wer stand hier im Konzern ganz oben auf der Liste?
Mein damaliger Geschäftsführer. Ganz oben standen die Namen von Kollegen, bei denen ich mit eher positiven Reaktionen gerechnet habe. Mein Geschäftsführer zum Beispiel war sehr offen wir hatten ein echtes Vertrauensverhältnis.

Sie hatten sich ja vor allem vor negativen Reaktion gefürchtet.
Eine negative Reaktion, die mir lange zu schaffen machte, kam aus dem privaten Bereich. Jemand sagte anfangs „Alles kein Problem“, aber später stellte sich heraus, dass es doch ein Problem für ihn war. Ich habe gelernt, dass ich nicht jeden auf diesem Weg mitnehmen kann.

Sie können nicht jemand anders zuliebe jemand sein, der Sie nicht sind.
Ja, und ich war ja auch vorher ich. Nur, weil ich jetzt äußerlich anders auftrete, viele sagen auch: authentischer, bin ich kein anderer Mensch.

Und Sie mussten sich wirklich nie einen blöden Spruch im Job anhören? Haben nie gemerkt, dass Gespräche plötzlich verstummen, wenn Sie den Raum betraten?
Nein, wirklich nicht.

Gab es auch überraschende positive Reaktionen?
Viele. Wobei die positivste Reaktion war, wenn Kollegen eben keine große Sache draus gemacht haben. Dass sie gesagt haben: Ja, Überraschung, das ist jetzt Sarah, aber wir arbeiten so gern mit Dir zusammen, wie wir es vorher getan haben.

Kamen nach Ihrem Outing andere Kollegen in ähnlichen Situationen auf Sie zu, die sich Rat holen wollten?
Es kamen viele Kollegen mit sehr persönlichen Themen, auch aus ganz anderen Bereichen, auf mich zu. Viele haben mir auch das „du“ angeboten, weil ich jetzt so eine persönliche Geschichte mit ihnen geteilt habe. Das war schon auffällig, weil viele Mitarbeiter sonst eher ein distanziertes Verhältnis zur Personalleiterin haben. Und natürlich hoffe ich, dass ich anderen helfen kann, indem ich mit meiner Geschichte für Sichtbarkeit dieses Themas in der Öffentlichkeit sorge.
Eine Kollegin, ebenfalls Personalerin im Konzern, meldet sich zu Wort: „Ohne Sarah wäre auch das LGBTI-Netzwerk nicht so weit wie heute, sie soll mal nicht so bescheiden sein!“ Ungar war im Januar 2016 an der Gründung des Netzwerkes für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intersexuelle Mitarbeiter beteiligt. Um das Netzwerk bekannter zu machen, schrieb Ungar im Sommer ihre Geschichte in einem Blog für Mitarbeiter auf, der Beitrag erschien auf Deutsch und auf Englisch.


„Wir wollen jeden wertschätzen, so wie er ist“

Was passierte dann?
Die Resonanz darauf war für mich eine große Überraschung. Es kamen Mails von Kollegen aus der ganzen Welt, aus Australien, Brasilien, Asien, aus den USA. Es gab auch einen Artikel in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, der online sehr oft und positiv kommentiert wurde. Ich glaube, der hat in der Zeit mehr Resonanz erzeugt als die Berichterstattung über Borussia Dortmund und Schalke 04.

Das will im Ruhrgebiet was heißen! Hatten Sie vielleicht auch einfach Glück, dass Konzernchef Heinrich Hiesinger seit einigen Jahren den Kulturwandel bei Thyssen-Krupp einfordert und fördert?
Ja, vielleicht passte mein Outing thematisch gut in die Zeit. Ich hatte direkt Unterstützung von unserer Diversity-Chefin Barbara Thiel, die auch beim Personalvorstand Oliver Burkhard für die Gründung des Netzwerks geworben hat. Er hat dann ebenfalls gesagt: So etwas soll kein Problem, sondern ganz normal sein. Wir wollen jeden wertschätzen, so wie er ist.

Sie haben gerade erst einen weiteren Karriereschritt gemacht und sind nun als „Talent Brokerage Expert“ dafür zuständig, die Talente des Konzerns weltweit auf die richtigen Führungspositionen zu bringen. Ist Ihre persönliche Erfahrung bei dieser Position ein Vorteil?
Vor allem meine berufliche Erfahrung! Es geht auf diesem Posten ja auch darum, Führungskräfte bei Neubesetzungen zu ermuntern, einmal rechts und links des Weges zu schauen, nicht zu festgefahren zu sein bei den Anforderungen. Und ich bin jetzt seit zehn Jahren im Personalwesen tätig, habe bestimmt 2000 Vorstellungsgespräche geführt, war an mindestens 300 Besetzungsentscheidungen maßgeblich beteiligt.

Warum hat es bei Ihrer Expertise so lange gedauert, bis Sie gesagt haben: Ich bin jetzt selbst ein Fall für mich, ich muss etwas ändern, wenn ich die Prinzipien, nach denen ich Mitarbeiter entwickle, ernst nehme?
Das war ein gegenseitiger Prozess. Ich habe durch meinen Beruf viel für mich selbst gelernt. Aber ich habe auch andersherum von meinen persönlichen Erfahrungen viel mitgenommen für meinen Beruf, zum Beispiel zum Thema Change-Prozess. Das ist hier bei ein Dauerthema, immer wieder fragen wir uns: Wie nehmen wir Menschen mit auf so einem Weg? Ich selbst war am Anfang mit meinem Outing viel zu schnell unterwegs, das habe ich bei einigen Freunden oder auch in der Familie gemerkt. Manchmal habe ich jemanden auf dem Weg verloren, musste noch mal ein paar Schritte zurück und mich von Beginn an erklären, damit es zusammen weiterging. Solche positiven Erfahrungen nehme ich mit in meinen Job.

Nun ist das Thema Transsexualität oder auch LGBTI ja nur ein kleiner Bestandteil gelebter Vielfalt bei Thyssen-Krupp.
Genau, bei Diversity geht es auch um Dimensionen wie Alter, Geschlecht, Qualifizierung oder Herkunft. Und das übergeordnete Thema heißt natürlich Kulturwandel. Ohne den Kulturwandel würde es unser LGBTI-Netzwerk nicht geben, aber das Netzwerk ist andersherum auch Indikator dafür, dass der Kulturwandel wirklich stattfindet. Dem Vorstand ist das wichtig, und Herr Burkhard, der auch unser Schirmherr ist, zeigt das offen.
Seit dem Sommer ist Thyssen-Krupp auch Mitglied der Stiftung „PrOUT at Work“, die ein Arbeitsumfeld schaffen möchte, das offen ist für alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität. Ungar erinnert sich noch daran, wie sich ein Geschäftsführer der Stiftung bei der ersten Anfrage zwar positiv, aber deutlich überrascht zeigte: Man habe zwar eine Reihe potentieller Mitgliedsunternehmen auf der Liste, aber nicht gerade Thyssen-Krupp. Von anderer Seite hörte sie dann, dass der Ansatz, das Thema LGBTI explizit in den Leadership-Prinzipien zu berücksichtigen, unter deutschen Dax-Konzernen wohl einmalig sei.

Herr Burkhard möchte seine Unterstützung für Sie auch im kommenden Jahr sehr öffentlichkeitswirksam zeigen – wenn Thyssen-Krupp mit einem Wagen beim Christopher Street Day in Köln mitfährt.
So ist es. Wir arbeiten gerade daran, einen Wagen und das Drumherum zu organisieren. Das gibt natürlich schöne Bilder – aber das Ganze ist weder Lippenbekenntnis noch Marketinginstrument. Es geht ja nicht darum, jetzt mehr Transfrauen oder Schwule einzustellen. Diese Leute sind aber schon da und verschwenden bislang möglicherweise viel Energie darauf, das zu verstecken.

Nun hebt das Netzwerk hervor, was eigentlich normal sein sollte, wie Sie selbst sagen. Braucht denn wirklich jede kleine Gruppe ein solches Netzwerk?
Mein Wunsch wäre es, dass wir als Netzwerk überflüssig wären. Aber es gibt immer noch viele Kollegen, die zum Beispiel ihre Homosexualität verheimlichen. Ich hoffe, ich kann ihnen die Angst vor einem Outing nehmen, denn für mich gilt: Ich bereue es nicht.

Liebe Frau Ungar, vielen Dank für das Gespräch.

KONTEXT

Die wichtigsten Fragen zum Thema LGBTI

Was genau heißt "LGBTI"?

LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender und Intersexual (deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell).

Was ist transsexuell und was intersexuell?

Als transsexuell bezeichnen sich Menschen, die wissen, nicht im Körper des richtigen Geschlechtsgeboren worden zu sein, während intersexuelle Menschen aus genetischen, anatomischen und/oder hormonellen nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind, weil sie zum Beispiel männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane besitzen.

Wie viele Leute sind transsexuell?

Die Schätzungen reichen von 0,0015 Prozent bis 0,26 Prozent der Bevölkerung, aber die Zahl der Verfahren zur Änderung von Namen und Personenstand steigt stetig, von 265 im Nachwendejahr 1991 bis auf 1648 Verfahren im Jahr 2015.

Wie viele Leute sind intersexuell?

Auch hier gehen die Schätzungen sehr auseinander, da manche intersexuelle Menschen auch keinerlei Auswirkung spüren, aber der Bundesverband Intersexuelle Menschen e.V. spricht von 80.000 bis 120.000 intergeschlechtlichen Menschen in Deutschland, das wäre etwa ein Prozent der Bevölkerung.

Was ist ein Transmann?

Menschen, die physisch weiblich sind, aber ein männliches Identitätsgeschlecht haben, werden in der Regel als Frau-zu-Mann-Transsexuelle oder Transmänner bezeichnet, während man Menschen, die physisch männlich sind, aber ein weibliches Identitätsgeschlecht haben, entsprechend als Mann-zu-Frau-Transsexuelle oder Transfrauen bezeichnet.

(Quelle: Trans-Ident e.V.)

Trans-Ident e.V.

Ist ein Transvestit auch transsexuell?

Nein, Transvestismus ist das bevorzugte Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts (sogenanntes Cross-Dressing) mit dem Ziel, die sexuelle Befriedigung zu steigern und/oder Ängste zu lindern, und kommt sowohl bei homosexuellen als auch bei heterosexuellen Menschen vor.

(Quelle: Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft DIJG)

Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft DIJG

Ist Transsexualität eine Krankheit?

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation zählt Transsexualismus zu den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen und wird daher in Deutschland wie eine Krankheit behandelt - die WHO will ihre Kriterien aber 2017 ändern.

Ist Transsexualität heilbar?

Es gibt keinen in der Wissenschaft anerkannten Fall, in dem eine gefühlte Geschlechtsidentität dauerhaft durch äußere Eingriffe wie Erziehungsmethoden dauerhaft geändert werden konnte, sondern, im Gegenteil, Beispiele medizinischer Versuche mit tragischen Folgen für die beteiligten Transmenschen.

Kann sich jeder in Deutschland sein Geschlecht aussuchen?

Bei intersexuell geborenen Menschen ist nach Geburt ein sogenannter unbestimmter Geschlechtseintrag im Geburtenbuch ("drittes Geschlecht") möglich; transsexuelle Menschen können einen Antrag auf Änderung von Namen und Personenstand (Männlich/weiblich) stellen, wenn sie sich dem anderen Geschlecht als zugehörig empfinden. Seit dem 11. Januar 2011 ist es nicht mehr notwendig, sich vor Änderung des Personenstandes einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen.

11. Januar 2011

Kann aus einem männlichen ein weiblicher Körper werden?

Es gibt hormonelle Therapien und chirurgische Eingriffe, um den eigenen Körper dem empfundenen Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen, außerdem gibt es Verfahren zur dauerhaften Bartentfernung und logopädische Schulungen etwa zur Stimmangleichung. (Quelle: Trans-Ident e.V.)

Trans-Ident e.V.

Was ist "queer"?

"Queer" bezeichnet auf englisch den Umstand, dass Dinge, Handlungen oder Personen von der Norm abweichen, hat sich aber zum Sammelbegriff für all jene Bewegungen und Personen etabliert, die irgendwie von der sogenannten heterosexuellen Norm abweichen - also neben LGBTI-Vertretern auch Asexuelle oder Menschen, die Polyamorie (die Liebe zu mehr als einer Personen zur selben Zeit) praktizieren.

KONTEXT

Grundregeln für die Büro-Beziehung

Tratsch und Klatsch

Flirten Sie nicht ganz so ungehemmt wie sonst. Jede Firma hat ihren Tratsch und Klatsch und Ihrer beruflichen Reputation wird es nichts nützen, wenn Sie die Medaille für den "Flirt des Jahres" bekommen.

Zurückhaltung, bitte!

Wenn Sie gezielt auf der Suche nach kurzfristigen Affären sind, so suchen Sie sich lieber ein anderes Spielfeld dafür.

Keine Vorteile

Verschaffen Sie sich durch einen Flirt oder eine Beziehung keine Vorteile am Arbeitsplatz.

Bleiben Sie professionell

Bleiben Sie auch in einer Beziehung professionell und behandeln Sie den anderen im beruflichen Kontext als Kollegen, Einkäufer, Dienstleister oder was auch immer und nicht als Partner. Wenn Sie das nicht schaffen, weil Sie dann zum Beispiel nicht so hart verhandeln können, dann lassen Sie sich in diesen Situationen vertreten oder Sie lassen sich ganz versetzen.

Missverständnisse vermeiden

Lassen Sie besondere Vorsicht und Sorgfalt walten, wenn es sich um einen Flirt und vielleicht mehr mit einem Vorgesetzten oder Untergebenen kommt. Hier ist es besonders wichtig, von vornherein dafür zu sorgen, dass es keine Missverständnisse gibt und sich Dienstliches nicht mit Privatem vermischt.

Händchen halten

Achten Sie auch in einer besonders verliebten Phase auf Ihre Kommunikation und Ihr Verhalten vor Kollegen. Händchen haltenden Kollegen sind nicht unbedingt gerne gesehen.

Auf die Arbeit konzentrieren

Denken Sie daran, dass es Ihre bezahlte Arbeitszeit ist, die Sie im Unternehmen verbringen und dass Sie sich selbst große Probleme bereiten können, wenn Sie zu oft im Gespräch mit Ihrer neuen Liebe gesehen werden. Bedenken Sie auch, dass Ihre E-Mails gelesen werden könnten!

Zum richtigen Zeitpunkt öffentlich machen

Überlegen Sie gut, wann ein geeigneter Zeitpunkt ist, die Kollegen darüber zu informieren, dass Sie nun ein Paar sind. Warten Sie auf jeden Fall einige Zeit ab, bis Sie diesen Schritt tun. Sie beide sollten sich sicher sein, dass Sie nun in einer festen Beziehung sind. Dann ist es auch wichtig, sich dazu zu bekennen, um eventuelle Gerüchte nicht erst aufkochen zu lassen und auch vorzubeugen, dass man Ihnen Interessenskonflikte vorwerfen könnte.

Gefühle sind Privatsache

Sprechen Sie mit Kollegen nicht ausführlich über Ihre Beziehung und Ihre Gefühle - weder in einer frisch verliebten Phasen, noch wenn Sie sich doch trennen sollten. Bleiben Sie professionell, lächeln Sie und biegen Sie das Gespräch in eine andere Richtung, falls die Fragen zu hartnäckig sind.

Kommen und gehen

Achten Sie darauf, nicht zusammen zu kommen und zu gehen, wenn Sie noch kein offizielles Paar sind.

Arbeitsessen oder Date?

Sorgen Sie auch bei sich selbst dafür, dass Ihnen in einer Phase des Kennenlernens klar ist, ob Sie nun ein Arbeitsessen oder ein "Date" haben.

Betriebsfeste

Weihnachtsfeiern oder andere Betriebsfeste sind keine gute Möglichkeit, nach einigen Gläsern Wein all seinen Mut zusammen zu nehmen und vor der reizenden Kollegin aus der Buchhaltung auf die Knie zu sinken um ihr endlich zu sagen, wie wunderbar sie ist.

Die Zeit nach der Beziehung

Bedenken Sie bei einer Beziehung im beruflichen Umfeld immer deren mögliche Endlichkeit (auch wenn das nicht sehr romantisch ist), schließlich wird inzwischen rund jede zweite Ehe geschieden. Das Haltbarkeitsdatum für Beziehungen ist also zumindest im Durchschnitt noch kürzer. Bedenken Sie einfach die Konsequenzen, was das für Konsequenzen für Sie, Ihren Beruf und Ihre Karriere hat, wenn Sie Ihre Beziehung nun öffentlich machen und diese in sechs Monaten wieder zu Ende ist. Die Erfahrung lehrt, dass Frauen meist den Kürzeren ziehen und mit negativen Folgen rechnen müssen.

Quelle: Nandine Meyden, "Karrierekiller. Versteckte Fallen auf dem Weg nach oben", Berlin 2011, ISBN: 978-3-430-20118-6

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Selbstmarketing: Ten Golden Rules

1. Positioniere dich

Positioniere dich: Am Anfang stehen dein Profil und dein Ziel. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin? Wer nicht weiß, wo er steht, und nicht weiß, wo er hinwill, kann auch keine Route planen, schreibt die Autorin Ute Blindert in ihrem Buch "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Je nachdem, wofür man sich entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über seine Strategie machen, zu der dann natürlich die Auswahl der Kommunikationskanäle (Website, Social-Media, Businessnetzwerke, Newsletter) und selbstverständlich auch Überlegungen zum Netzwerken im wirklichen Leben gehören.

"Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst".

2. Jeder hat ein Netzwerk

Jeder hat ein Netzwerk - auch du. Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Fußballkumpel, Dozenten und Austauschstudenten bilden das Fundament deines Berufsnetzwerks. Ute Blindert rät: "Recherchiere, wer von diesen Kontakten bei Xing, Linkedin oder Facebook ist, und vernetze dich mit diesen." Wer auf Jobsuche ist, sollte das dort auch entsprechend zur Sprache bringen.

3. Zeige dich

Zeige dich - online. Wer von Recruitern und Headhuntern gefunden werden will, kommt an einem Profil bei Xing oder Linkedin i.d.R. nicht vorbei. Legt ein durchdachtes Profil an und tretet selbst in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern.

4. Zeige dich Teil 2

Zeige dich - im realen Leben. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, aber der persönliche Kontakt macht das Netzwerk erst stabil und führt zu mehr Verbindlichkeit. Man kann sich auch ein bestehendes Netzwerk (Studierendenorganisation, Berufsnetzwerk, Verband, Verein) suchen, durch das sich schon viele Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen ergeben.

5. Lerne Leute kennen

Lerne Leute kennen - einfach aus Spass. Die Autorin empfiehlt "systematische Mittagessen", also zufällig anmutende Begegnungen, bei denen meist ein lohnender Austausch für beide Seiten entsteht. Der Vorteil: Ein Mittagessen oder auch mal der Kaffee zwischendurch sind kurz, aber doch lang genug für den verbindlichen Austausch.

6. Baue dein Netzwerk aus

Baue dein Netzwerk aus - mit Strategie. Identifiziere dazu in deinem (Online-)Businessnetzwerk, wen du unbedingt kennenlernen willst oder wer dir eine Verbindung zu diesem Menschen herstellen kann. Vor allem solltest du wissen, wer eine relevante Person in deiner Branche oder in einem Unternehmen ist. Das kann auch auf einer Konferenz sehr hilfreich sein, da kommst du diesen auch einmal näher - und vielleicht sogar ins Gespräch.

7. Sei aktiv

Wer nie irgendwo präsent ist, wird weniger wahrgenommen, bekommt weniger Empfehlungen und Tipps, wenn der Austausch fehlt. Das gilt auch virtuell, indem du in sozialen Netzwerken präsent bist, Fragen stellst, dich mit anderen austauscht und dich mit deinem Fachwissen als Persönlichkeit zeigst.

8. Teile dein Wissen

Wer dich als kompetent für ein bestimmtes Thema oder als relevant bei einer bestimmten Gruppe wahrnimmt, wird dich vielleicht weiterempfehlen. Das kann für einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sein, für ein spannendes Projekt oder auch für einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion bei einer Konferenz.

9. Verzettle dich nicht

Es ist gut, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und zu überlegen, welches Engagement was gebracht hat. Auch die beruflichen Kontakte sollte man sich ab und zu anschauen und entscheiden, wen du gern mal wieder treffen möchtest und bei wem du gern mehr Distanz hättest.

10. Gib dir Zeit und bleibe gelassen

Netzwerken zahlt sich nicht immer sofort und auch nicht immer aus. Aber mindestens in der Freude, mit anderen zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Aber auch für die Jobsuche und deine Karriere. Fange daher am besten jetzt mit dem Aufbau deines Netzwerks an.

Quelle

Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.

Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.

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Netzwerken für Dummies

Freiwillig aushelfen

Wer Probleme damit hat, auf Fremde zuzugehen, sollte den Veranstaltern kurz vor dem Event seine Hilfe anbieten. So geht der angehende Netzwerker auf Nummer sicher, dass er nicht nur dumm in der Ecke rumsteht - schließlich hat er durch sein Engagement eine klare Aufgabe. Und währenddessen kommt er ganz zufällig mit neuen Menschen ins Gespräch, ohne dafür selbst den ersten Schritt machen zu müssen.

Gewohntes Umfeld verlassen

Leute außerhalb des direkten Umfeldes können dafür sorgen, dass man eine ganz neue Perspektive auf Projekte oder Probleme einnehmen kann. Jedem sollte eine Chance gegeben werden: Schließlich weiß man nie, wer einen interessanten Kontaktpartner ausmacht.

Frühzeitig da sein

Ganz wichtig beim Netzwerken: die Ruhe vor dem Sturm ausnutzen. Um neue Kontakte während einer Veranstaltung zu knüpfen, bietet es sich an, etwas früher da zu sein als die Mehrheit der Gäste. Denn wenn nur ein paar Menschen da sind, bleibt einem nichts anderes übrig, als auf diese zuzugehen. Und dann ist auch die Chance groß, die Organisatoren oder Sprecher wichtiger Organisationen zu erwischen, bevor sie von einer Meute umringt werden, die sich gerne vorstellen will.

Nicht sofort drauf losschießen

Der angehende Netzwerker ist überpünktlich da, überwindet seine Hemmungen und gesellt sich zu einer kleinen Gruppe. Den größten Fehler, den er dann machen kann: einfach drauf losplappern. Wenn es zu einem Gespräch kommt, sollte er lieber erst einmal aufmerksam zuhören und Fragen stellen. Schließlich ist Netzwerken keine Einbahnstraße: Wenn man ehrliches Interesse an den Problemen anderer zeigt, werden sie wahrscheinlich auch dasselbe für ihr Gegenüber tun.

Lächle

Noch Fragen?

Sich ein Ziel setzen

Schon vor der Veranstaltung sollte man sich gut überlegen, mit wie vielen Leuten man sich unterhalten will. Schließlich passt nicht jede x-beliebige Person in das persönliche Netzwerk. The Changer rät angehenden Netzwerkern deshalb dazu, sich vorab die Teilnehmerliste zu organisieren, um vorab herauszufinden, wer während des Events als möglicher neuer Kontakt geeignet ist.

Fragen zurechtlegen

Wenn geklärt ist, wen der angehende Netzwerker ansprechen möchte und warum, ist es sinnvoll, sich ein paar Fragen zurecht zu legen. Zum Beispiel: "Welche Vorschläge hast für mich?" oder "Kennst du jemanden, mit dem ich mal reden sollte?". Natürlich sollte man sich vorab auch Gedanken darüber machen, welche Fragen einem selbst gestellt werden könnten.

Rechtzeitig weiterziehen

Das Gespräch mit einer fremden Person kann super laufen. Das bedeutet aber nicht, dass man bis zum Ende der Veranstaltung zusammenbleibt. Spätestens nach zehn Minuten sollten Netzwerker weiterziehen - um mit möglichst vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Wem es schwer fällt, das Gespräch zu beenden, dem rät The Changer dazu, in einem geeigneten Moment die Businesscard zu zücken und vorzuschlagen, das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt intensiver weiterzuführen.

Zweitkontakt intelligent herstellen

Der erste Kontakt wurde während des Events hergestellt. Im zweiten Schritt gilt es, den Zweitkontakt geschickt herzustellen. Wer allerdings nicht mehr zu bieten hat als "Schön, dich gestern kennengelernt zu haben" läuft Gefahr, dass der Kontakt ins Leere läuft. Sinnvoll ist es, Informationen - zum Beispiel zu Gesprächsthemen - mitzuschicken, um zu beweisen, dass man als Kontaktperson wirklich etwas zu bieten hat.

Netzwerk pflegen

Netzwerken bedeutet nicht: Man tut es einmal und hakt es dann auf seiner Liste ab. Netzwerken muss vielmehr in die Arbeitsweise integriert werden. Wer wirklich von seinen Kontakten profitieren will, muss sie pflegen und Zeit investieren.

Quelle

Die Karriereplattform The Changer gibt in ihrem Buch "Karriere mit Sinn" zehn Tipps, wie Laien zu Netzwerk-Experten werden.

The Changer