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Don't Panic — Der Crash am Aktienmarkt hat auch Vorteile

Panic Button
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wackystuff / Flickr

Die Börsen weltweit sind in Aufruhr, die Kurse brechen ein. Investoren setzen auf die Pleite großer Firmen aus der Ölbranche und neben dem Preisverfall beim Schwarzen Gold sollen auch die Konjunktursorgen in China und den USA Gründe dafür sein. Zum Teil würden die Investoren allerdings auch wie Lemminge blind auf den Abgrund zu rennen, meint Daniel Saurenz, Finanzmarktexperte des Investmentportals Feingold-Research.

Wird das Börsenbeben also vom Herdentrieb der Investoren befeuert?

„Es begünstigt die Entwicklung sicherlich“, so Saurenz, „Das Umfeld war 2015 nicht so gut, wie viele geglaubt haben und ist jetzt nicht so derart schlecht. Ein wenig Mittelmaß würde den Investoren gut zu Gesicht stehen.“

Korrektur des Übereifers

Schon damals sprachen einige Analysten von einer Überhitzung am Markt. Die Aktien waren in Anbetracht der Ertragslage der Unternehmen zu teuer. Doch die Investoren schwelgten in Optimismus und scherten sich wenig um die Unkenrufe. „Letztlich ist der aktuelle Crash nur eine Korrektur des Übereifers im vergangenen Jahr“, sagt Saurenz. Viele Investoren realisierten gegenwärtig, dass bei fallenden Aktienkursen und Rohstoffpreisen sowie negativen Zinsen auf Staatsanleihen in Deutschland, Japan und Frankreich nicht mehr viel zu holen ist und ziehen ihre Investments ab.

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Zudem fehlten sogenannte Stützkäufe von Banken. Damit hatten die Investmentsparten der großen Institute früher fallende Kurse durch den Kauf großer Aktienpakete abgefangen. Doch die Marktregulierung verbietet diese Praxis mittlerweile — Zockereien sollen verhindert werden.

Viele Milliarden bleiben darüber hinaus auf der Bank. „Cash etabliert sich gerade als neue Anlageklasse für private Investoren, da dafür noch keine negativen Zinsen gezahlt werden müssen. Und weil die Inflationsrate nach wie vor niedrig ist, bleibt auch der Wert erhalten.“, sagt Saurenz.

US-Zinserhöhung war ein Fehler

Neben der hohen Gefahr eines Wirtschaftsabschwungs in den USA und China – der durchaus einen großen Einfluss auf die weltweiten Märkte hat  —  ist aber auch die Zinserhöhung der US-Notenbank Fed Anfang Dezember mitverantwortlich für das gegenwärtige Szenario. „„Die Zinserhöhung kam zur Unzeit, hat eine zeitlang den Dollar deutlich gestärkt und den Ölpreis zusätzlich gedrückt“, erklärt Saurenz. Am Kapitalmarkt gebe es derzeit deutliche Zeichen, dass die Investoren mit der nächsten Zinserhöhung erst Mitte 2017 rechnen. Finanzprofi Saurenz glaubt sogar, dass die USA demnächst wieder zur Politik des Gelddruckens zurückkehren werden.

Wie lange geht's mit den Kursen noch bergab?

Können die Kurse von Dax, Dow Jones, Nikkei und Co. noch weiter fallen? Ja, sogar aus mehreren Gründen. Zum einen sitzt China in der Klemme: Die dortige Notenbank muss die Währung Renminbi abwerten, damit die Wirtschaft weiterhin günstig exportieren kann. Also druckt sie Geld. Allerdings hat China eine extrem hohe Verschuldung in Auslandswährungen, vor allem in Dollar. Die Abwertung des Renminbis führt jedoch dazu, dass der Yuan im Verhältnis zum Dollar immer weniger wert ist  — die Auslandskredite hingegen im Wert steigen und immer schwieriger zu bedienen sein werden. Dieses Dilemma birgt einigen Sprengstoff.

Der zweite Grund ist natürlich der Ölpreis. So haben etwa norwegische und arabische Staatsfonds, die vom Öl abhängig sind, im vergangenen Jahr mit ihren Gewinnen ausgiebige Shoppingtouren am Aktienmarkt unternommen. Diese Einkäufe werfen sie nun wieder auf den Markt.

Ein drittes Problem sind die Banken, allen voran die Deutsche Bank. „Viele Institute stehen mit dem Rücken an der Wand und brauchen Kapital in extrem unruhigen Marktzeiten“, sagt Daniel Saurenz. Der Hintergrund: Viele Banken sind im Ölmarkt investiert. Sollten sie Kredite von insolventen Ölfirmen abschreiben müssen, kann ihre Situation kritisch werden.

Die guten Nachrichten

Daniel Saurenz
Daniel Saurenz

wackystuff / FlickrGerade in Europa profitieren viele Unternehmen vom niedrigen Ölpreis.

Dass deutsche Unternehmen den Exportrekord vom Vorjahr um 6,4 Prozent übertreffen konnten, liegt daran, dass der Ölpreis wie ein Konjunkturprogramm wirkt.

Und auch China macht nicht nur schlechte Schlagzeilen: es werden immer noch fleißig Autos gekauft. Und dass überteuerte Aktien nun wieder auf einen realistischen Wert zusteuern, hält Daniel Saurenz von Feingold-Research für ein gutes Signal: „Crashs oder Korrekturen haben einen großen Vorteil: Danach liegen die Risiken klar auf der Hand. Zwar kauft man mit ungutem Gefühl, doch wird mittel- oder langfristig meist belohnt.“

Den psychologischen Effekt, also die Panikreaktion am Markt, haben übrigens die übertrieben zuversichtlichen Prognosen aus den Banken angefeuert. So hatte die Deutsche Bank bis vor kurzem mit vier Zinserhöhungen 2016 in den USA gerechnet  — dieses optimistische Szenario haben die Analysten vor einigen Tagen selbst korrigiert. Kaum hat etwa die US-Bank Goldman Sachs öffentlich gemacht, dass der Goldpreis sinkt, begann dieser zu steigen. Sobald die Banken für 2016 ein DAX-Ziel von 11 800 Punkten geschätzt hatten, fielen die Kurse. „Die Ansagen der Banken sollten derzeit eher als antizyklische Hinweise verstanden werden“, sagt Saurenz mit einem Augenzwinkern. Aus dieser Perspektive kann es als erstes Signal einer Trendwende verstanden werden, dass die Banken derzeit ihre Prognosen alle nach unten korrigieren.   

Achtung, Transparenz: Die Autorin, Birgit Haas, hat zuvor selbst für Feingold gearbeitet. 

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