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Warum sich Donald Trump im Handelskrieg mit Europa verzockt

Auf den ersten Blick scheint Donald Trump im eskalierenden Handelskrieg mit Europa die besseren Karten zu haben. Die Konjunktur in den USA läuft auf Hochtouren. Die Wirtschaft wächst mit einer Jahresrate von rund drei Prozent, die Arbeitslosenquote liegt mit 3,8 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren.

In Europa hingegen scheint der Aufschwung seinen Höhepunkt bereits überschritten zu haben. Die Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts in München erwarten für das laufende Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,8 statt zuvor 2,6 Prozent in Deutschland. Und hat nicht gerade Deutschlands Autoikone Daimler eine Gewinnwarnung mit Hinweis auf wachsende Handelsrisiken herausgegeben? Hardliner wie Trump-Berater Peter Navarro glauben wohl auch deshalb, dass die USA am längeren Hebel sitzen.

Die Antwort auf die heute in Kraft getretenen Vergeltungszölle der EU auf US-Importe in Höhe von 2,8 Milliarden Euro schickte der US-Präsident am Freitagnachmittag wie gewohnt über Twitter, in der er die Drohung erneuerte, Autoimporte in die USA ebenfalls mit einem Strafzoll in Höhe von 20 Prozent zu belegen.

Mit ihren Maßnahmen reagieren die Europäer die von Trump bereits Anfang Juni verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus der Gemeinschaft. Betroffen von den EU-Sanktionen sind zum Beispiel Bourbon Whiskey, Motorräder und Orangensaft aus den USA.

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Ein Grund für die Zuversicht der Amerikaner ist die geringe Exportabhängigkeit der US-Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung der USA hängt nur zu etwa zwölf Prozent vom Export ab, in der EU sind es deutlich über 40 Prozent. Trump glaubt deshalb, dass er sich auch eine weitere Eskalation im Handelskrieg leisten kann, ohne dass seine gute Wirtschaftsbilanz vor den Kongresswahlen im November dunkle Flecke bekommt.

Bis August will US-Handelsminister Wilbur Ross dem Präsidenten einen Bericht vorlegen, der darüber Auskunft geben soll, ob Autoimporte in die USA die nationale Sicherheit des Landes gefährden. Mit der gleichen ominösen Begründung hatte der US-Präsident bereits die Strafzölle auf Stahl und Aluminium gerechtfertigt.

Ob er sich damit durchsetzen kann, muss nun die Welthandelsorganisation WTO entscheiden, bei der die Europäer gegen die Strafzölle geklagt haben. Das Schiedsverfahren kann jedoch Monate dauern, und selbst wenn die Schiedsrichter bei der WTO in absehbarer Zeit zu einem Urteil kommen sollten, ist völlig unklar, ob die US-Administration sich daran halten wird.

Hat Trump also Recht, wenn er auf Twitter behauptet, Handelskriege seien gut und einfach zu gewinnen? Kurzfristig haben die Amerikaner vermutlich die Oberhand. Langfristig gibt es jedoch keine Gewinner in einem globalen Handelskrieg, da die großen Wirtschaftsnationen durch globale Lieferketten aneinander gebunden sind.

Der Fall Daimler ist dafür ein gutes Beispiel. Natürlich würde der deutsche Autobauer heftig darunter leiden, wenn die USA auch noch auf Pkw-Importe aus Europa Strafzölle erheben. Doch da sich Trump nicht nur mit der EU, sondern auch noch mit China angelegt hat, würde auch die US-Wirtschaft Schaden nehmen, wenn es zu einer Eskalation kommen sollte.

Die Chinesen haben bereits gedroht, die Einfuhrzölle auf Autoimporte aus den USA von 15 auf 40 Prozent zu erhöhen. Betroffen davon wären auch Mercedes-Geländewagen, die im US-Werk in Alabama produziert werden. In Stuttgart sinken dann die Gewinne, aber im Mercedes-Werk in Tuscaloosa zittern Amerikaner um ihre Jobs.

Zudem trifft Trump mit den von ihm verhängten Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte nicht nur die Handelspartner, sondern auch die eigene Wirtschaft. In den USA ansässige Unternehmen zahlen höhere Preise für ihre Vorprodukte. Der Schweizer Industriekonzern ABB, der in Virginia und Mississippi Transformatoren herstellt, hat bereits gewarnt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der US-Standorte durch die höheren Importkosten leiden werde.

Wer also wirklich wissen will, was ein Handelskrieg für die US-Wirtschaft bedeuten würde, sollte weniger auf Trumps Tweets und mehr auf die Worte von Jerome Powell hören. Der US-Notenbankchef hat diese Woche gewarnt, dass ein Kurswechsel in der amerikanischen Handelspolitik den Ausblick der Federal Reserve für die Wirtschaft infrage stellen könnte.