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Ökonomen machen Front gegen AfD-Fraktionschefin Weidel

Im Bundestag provoziert AfD-Fraktionschefin Weidel mit ausländerfeindlichen Parolen heftigen Protest. Auch Ökonomen sind entsetzt.

Führende Ökonomen in Deutschland haben AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel für ihre Äußerungen zur Einwanderungs- und Asylpolitik der Bundesregierung scharf kritisiert. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, ermunterte deutsche Unternehmer zugleich dazu, sich wie Siemens-Chef Joe Kaeser deutlich gegen die AfD zu stellen.

„Die Wirkung der Abschottung-für-Deutschland-Partei im Ausland verpufft, wenn die Bürgergesellschaft, zu der selbstverständlich Unternehmerinnen und Unternehmer gehören, sich klar positioniert“ sagte Hüther dem Handelsblatt.

Kaeser hatte AfD-Fraktionschefin Alice Weidel vorgeworfen, mit ihren Äußerungen, Deutschland zu schaden. Weidel hatte zum Auftakt der Generalaussprache im Bundestag gesagt „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“ würden Wohlstand, Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.

Hüther sagte mit Blick auf Kaeser, es sei „gut und wichtig“, dass Chefs großer deutscher Unternehmen sich so klar positionieren. „Die AfD wird man dadurch zwar kaum ändern, aber man macht klar, dass sie auf Unterstützung nicht rechnen kann“, fügte der IW-Chef hinzu. „Schlechtes Benehmen bleibt schlechtes Benehmen.“ Gleichwohl provoziere die Schärfe Weidels ebenfalls Schärfe. „Bedeutsam ist es deshalb, diesen Ton nicht salonfähig werden zu lassen“, betonte Hüther.

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Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. „Die populistischen Attacken gegen Migranten sind ein Spiel mit dem Feuer. Das Wirtschaftsmodell und der Wohlstand Deutschlands hängen von offenen Grenzen und gegenseitiger Toleranz ab“, sagte Fratzscher dem Handelsblatt. „Wenn im Ausland Menschen so über Deutschland und über Deutsche sprächen, wie dies manche Politiker in Deutschland über Migranten tun, dann würden wir nur wenige unserer Güter im Ausland verkaufen können und viele Millionen guter Jobs wären gefährdet.“

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, plädierte indes dafür, der AfD-Fraktionschefin nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Er nahm dabei Bezug auf den Siemens-Chef.

„Frau Weidel hat die Maske ihrer gespielten Wohlanständigkeit wieder einmal fallen gelassen und versucht, mit menschenfeindlichen Äußerungen Aufmerksamkeit zu erhaschen“, sagte Horn dem Handelsblatt. „Herr Kaeser hat ihr leider den Gefallen getan, zu reagieren.“ Das sei sicherlich gut gemeint gewesen, helfe aber nicht weiter. „Betretenes Schweigen jenseits des verdienten Schäuble‘schen Ordnungsrufs wäre angemessen gewesen.“ Der ökonomische Inhalt der Debatte sei jedenfalls „der weiteren Rede nicht wert“.

Weidel hatte mit ihrer Provokation im Bundestag Protest der anderen Fraktionen ausgelöst und sich eine Rüge von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) eingehandelt.

Siemens-Chef Kaeser schrieb auf Twitter zu Weidel: „Lieber „Kopftuchmädel“ als „Bund Deutscher Mädel“.“ Und: „Frau Weidel schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Da, wo die Haupt-Quelle des deutschen Wohlstands liegt.“ Der „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) war im Nationalsozialismus eine Organisation für Mädchen.

DIW-Chef Fratzscher bezeichnete es sogar als eine der „wichtigsten und auch schwierigsten Herausforderungen“ für Deutschland in den kommenden zehn Jahren, nicht nur Zuwanderer, sondern auch viele Deutsche in unsere Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren.

„Denn Deutschland wird durch seine demographische Schwäche immer stärker auf Zuwanderung angewiesen sein, um den zunehmenden Fachkräftemangel zu dämpfen, die Sozialversicherungssysteme zu unterstützen und Wachstum und Wohlstand zu sichern“, sagte der DIW-Chef. „Dies erfordert vor allem Toleranz und Offenheit, die leider bei manchen Politikern noch fehlen.“

Weidel hingegen kann die Aufregung nicht verstehen. Sie werde gegen die Rüge Schäubles Einspruch einlegen. „Diese Rüge ist völlig ungerechtfertigt gewesen“, sagte sie im ZDF. Sie habe die Aussage im Kontext einer Nettozuwanderung von Geringqualifizierten gemacht.

„Ich verstehe nicht ganz, was daran eine Provokation sein soll“, sagte Weidel dem Sender n-tv. Deutschland erfahre eine „hunderttausendfache Zuwanderung aus teilweise bildungsfernen, kulturfremden Kulturkreisen“. Sie habe mit der Äußerung auch auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern im Islam verweisen wollen, die überhaupt nicht kompatibel mit dem Grundgesetz sei.

Schäuble hatte gerügt, dass Weidel alle Frauen diskriminiere, die ein Kopftuch trügen. „Dafür rufe ich Sie zur Ordnung.“