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Die Dividende ist sicher – obwohl der Welthandel schwächelt

Wenn es irgendwie geht, halten die Dax-Konzerne ihre Ausschüttungen stabil oder erhöhen sie sogar. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie etwa die Telekom.

Der Chemiekonzern BASF steht für einen Trend. Die meisten Dax-Konzerne schütten selbst dann Dividende aus, wenn ihre Gewinne angesichts der schwächeren weltweiten Nachfrage unter Druck geraten.

So hat sich BASF-Chef Martin Brudermüller unter Zugzwang gesetzt. „Wir wollen unsere Dividende pro Aktie jedes Jahr erhöhen“, sagte der Manager, als er die Halbjahreszahlen vorlegte. Zuvor hatte er Anleger mit einer drastischen Gewinnwarnung schockiert: Anstatt eines leichten Wachstums rechnet BASF für das Gesamtjahr mit einem Rückgang des operativen Gewinns um bis zu 30 Prozent.

Brudermüller geht auch im zweiten Halbjahr von einem „anhaltend niedrigen Wachstum“ aus, die von BASF zunächst erwartete Belebung trete nicht ein. Dennoch: Der weltgrößte Chemiehersteller hält bis heute an seiner Politik fest, die Dividende künftig jedes Jahr zu erhöhen. Sie dürfte voraussichtlich auf 3,30 Euro pro Aktie steigen.

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Die Dividenden der Dax-Konzerne werden auch 2020 fast auf Rekordhöhe bleiben – trotz Handelsbeschränkungen mit neuen Zöllen, worunter vor allem die vielen exportstarken deutschen Industriekonzerne leiden, und trotz schwächerer Nachfrage aus dem Boomland China.

Gerade in den heutigen Nullzins-Zeiten, in denen Anleger abseits der Börse kaum noch Renditen erwirtschaften können, steigt die Bedeutung der Dividende. Zwar äußern sich die meisten Konzerne erst Anfang nächsten Jahres offiziell zu ihrer Ausschüttung, dann nämlich, wenn sie ihre Ergebnisse für das Schlussquartal vorlegen.

Aber die Neunmonatsbilanzen, die firmeneigene Dividendenpolitik sowie Aussagen von Dax-Vorständen, die das Handelsblatt ausgewertet hat, lassen schon jetzt belastbare Prognosen zu. Demnach werden die 30 Dax-Konzerne ihren Anlegern im kommenden Frühjahr 37,3 Milliarden Euro überweisen. Das wären 900 Millionen Euro weniger als im Rekordjahr 2019.

Die Handelsblatt-Auswertung zeigt, dass 18 Unternehmen ihre Ausschüttung sogar erhöhen dürften. So wie die Allianz. Mit 4,1 Milliarden Euro, was knapp zehn Euro pro Aktie entspricht, dürfte der Versicherer mehr als alle andern Dax-Konzerne ausschütten. Die Gewinne steigen trotz weltweit niedriger Zinsen. Finanzvorstand Giulio Terzariol stellte bereits eine höhere Dividende in Aussicht.

Sie dürfte sogar stärker steigen als der Gewinn, weil durch den vor Kurzem abgeschlossenen Aktienrückkauf die Zahl der Allianz- Papiere weiter zurückgegangen ist. Zwischen Februar 2017 und Juli 2019 haben die Münchener knapp 40 Millionen eigene Aktien im Wert von 7,5 Milliarden Euro zurückgekauft.

Dadurch kann der Konzern je Aktie mehr Gewinn in Form von Dividenden verteilen. Die Allianz ist seit Jahren der größte Rückkäufer eigener Aktien in Deutschland. Anleger honorieren diese Politik: In den vergangenen fünf Jahren legte die Aktie um 50 Prozent zu. Gemessen am Aktienkurs die höchsten Dividendenrenditen von bis zu fünf Prozent fahren Anleger mit Covestro, Eon, BASF, Allianz und der Lufthansa ein.

Was auf den ersten Blick attraktiv erscheint, ist oftmals ein Alarmsignal. Die Dividenden, aus denen sich die Renditen errechnen, sind in diesen Fällen nicht immer sicher: Covestro brechen angesichts sinkender Weltmarktpreise für chemische Erzeugnisse die Gewinne weg. Diese leiden bei der Lufthansa unter dem Preiswettbewerb durch Billigflieger.

Doch vorerst scheint zumindest bei der Lufthansa die Dividende gesichert. Der Konzern plant, künftig 20 bis 40 Prozent seines um einmalige Gewinne und Verluste bereinigten Konzerngewinns auszuschütten. Bislang waren es lediglich zehn bis 25 Prozent des operativen Gewinns (Ebit). Dadurch dürfte die Dividende trotz eines erwarteten Gewinneinbruchs von rund 40 Prozent in diesem Jahr zumindest noch im nächsten Frühjahr konstant bleiben.

Weil etliche Unternehmen ihre Dividende anheben, obwohl ihre Gewinne in diesem Jahr stagnieren oder sinken, steigt die Ausschüttungsquote auf 42 Prozent. Das ist der Teil vom Reingewinn, den die Unternehmen an ihre Aktionäre weiterreichen. Das langjährige Mittel liegt unter 40 Prozent.

Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp sagt: „Der Spielraum steigender Ausschüttungsquoten ist damit aber für 2020 bei vielen Unternehmen ausgereizt, sodass sie dann wieder auf Gewinnwachstum angewiesen sind.“


Telekom kürzt die Dividende

Einige Unternehmen „kommen jetzt angesichts sinkender Gewinne an ihre Ausschüttungsgrenzen, wenn sie ihre Dividende nicht kürzen wollen“, sagt Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. Diese Grenze hat die Deutsche Telekom offenbar erreicht – obwohl der Umsatz erstmals in der Konzerngeschichte in einem Quartal die Marke von 20 Milliarden Euro übertraf.

Nach den guten Ergebnissen der vergangenen Monate hob die Telekom ihre Prognose fürs Gesamtjahr sogar an. Und die Aktie? Sie ging auf Talfahrt. Der Grund: Anleger verübelten es der Telekom, dass sie trotz höherer Erträge die Dividende kürzen will. Im Frühjahr sollen Aktionäre für das abgelaufene Geschäftsjahr nur noch 60 Cent je Aktie erhalten – zehn Cent weniger als bislang.

Dadurch wird die Gesamtausschüttung um 475 Millionen auf 2,85 Milliarden Euro sinken. Finanzvorstand Christian Illek begründete die Kürzung mit deutlich gestiegenen Finanzschulden – vor allem infolge hoher Investitionen in die schnelle Internettechnik 5G. Allein im dritten Quartal häuften sich 3,1 Milliarden Euro an zusätzlichen Verbindlichkeiten an, sodass der Schuldenstand auf 78,8 Milliarden Euro gestiegen ist.

Deshalb weniger Geld auszuschütten mag zwar wirtschaftlich nachvollziehbar sein. Doch der Kursverfall der T-Aktie zeigt exemplarisch, wie wichtig die jährliche Dividende für viele Anleger geworden ist. Das gilt insbesondere für Aktienbesitzer von Unternehmen mit überschaubaren Ertrags- und Kurszuwächsen – wie etwa der Telekom.

Wer deren Papiere seit ihrer Erstnotiz am 18. November 1996 hält, hat bis heute so gut wie nichts gewonnen, da der Kurs mit gut 15 Euro nahe dem Ausgabepreis von 14,57 Euro notiert. Doch allein mithilfe der Dividenden wären aus 5000 Euro bis heute über 10.100 Euro geworden.

Die Telekom ist eines von fünf Unternehmen, die ihre Dividende laut Handelsblatt-Auswertung senken dürften. Daneben könnte das auch bei den Autobauern Daimler und BMW, beim Zulieferer Continental und bei der Deutschen Bank der Fall sein. Das Geldhaus hatte bereits angekündigt, dass Aktionäre angesichts der großen Umbauarbeiten mit einhergehenden Verlusten 2020 und 2021 nichts bekommen werden.

Am stärksten unter Druck ist die Automobilindustrie: Hier stehen Anlegern die größten Kürzungen bevor. Die beiden großen Hersteller BMW und Daimler sowie der Zulieferer Continental dürften angesichts einbrechender Gewinne und Milliardeninvestitionen in die Elektromobilität ihre Ausschüttungen um insgesamt knapp zwei Milliarden Euro reduzieren.

Hingegen winkt Aktionären bei Volkswagen sogar eine höhere Dividende. Der weltgrößte Autobauer profitiert von der rasant steigenden Nachfrage nach schweren Geländeautos (SUV), die höhere Gewinne und Margen abwerfen als Kleinwagen, und auch von seiner modellübergreifenden Baukasten-Strategie: Je mehr Stückzahlen der Konzern produziert, desto stärker sinken die Kosten pro Stück.

Im laufenden Geschäftsjahr dürfte Volkswagen unter dem Strich einen Reingewinn von 13,5 Milliarden Euro einfahren. Das wären gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr – und mehr, als alle anderen deutschen Unternehmen verdienen. VW hat noch einen Vorteil, der sich in schwierigeren Zeiten positiv auswirkt: VW reicht nur 20 Prozent seines Konzernergebnisses an seine Anleger weiter, während es beim Wettbewerber Daimler rund 40 Prozent sind – so wie es auch international üblich ist.

Langfristig soll die Ausschüttungsquote bei VW in Richtung 30 Prozent gehen. Das lässt viel Spielraum für notwendige Milliardeninvestitionen, aber auch für stabile und steigende Dividenden. Diese gibt es auch für Adidas-Anleger: Der Turnschuhhersteller hat im vergangenen Jahrzehnt seine Dividende um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr erhöht.

Die Ausschüttung verzehnfachte sich fast von 35 Cent auf 3,35 Euro. Im Frühjahr 2020 dürfte es vermutlich 3,80 Euro geben. Oder Fresenius: Der Gesundheitskonzern wird seine Dividende wohl zum 27. Mal in Folge erhöhen. Wer seitdem die Aktien hält, hat aus 5000 Euro Startkapital bis heute 33.400 Euro gemacht – allein mit den ausgeschütteten Dividenden.