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Plötzlicher Chefwechsel bei Disney – Bob Chapek löst Bob Iger ab

Der Chef der Disney-Parks hat überraschend das Rennen um die Nachfolge von Langzeit-CEO Bob Iger gewonnen. Doch der abrupte Wechsel wirft Fragen auf.

Kurz nachdem die Bombe geplatzt ist, stehen die beiden Bobs am Dienstag vor einer Wand mit Micky-Maus-Köpfen. Disney-Chef Robert Iger, genannt Bob, erklärt da in einem Fernsehinterview, warum Bob Chapek sein idealer Nachfolger sei – und zwar mit sofortiger Wirkung.

„Bob Chapek kennt das Unternehmen sehr gut. Er hat einige unserer wichtigsten Sparten geleitet, wie zum Beispiel Parks und Hotels“, sagt Iger, während der glatzköpfige Chapek mit zusammengepressten Lippen neben ihm steht. „Und er ist jemand, den wir sehr gut kennen.“ Iger, einer der bekanntesten US-Konzernchefs, rückt in die Rolle des Executive Chairman.

Einerseits ist Chapek eine natürliche Wahl: Das Geschäft mit Disneys großen Vergnügungsparks und dem Merchandise mit Micky, Woody aus „Toy Story“ oder „Eiskönigin“ Elsa ist mit 26,2 Milliarden Dollar Jahresumsatz die größte Säule des „House of Mouse“ – mehr als doppelt so groß etwa wie das Filmgeschäft, das mit den Pixar-Animationsfilmen, Marvel-Superhelden und „Star Wars“-Fortsetzungen den sichtbarsten Teil des Konzerns ausmacht.

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Chapek, ein Mikrobiologe mit MBA-Abschluss, arbeitet seit 1993 in dem Unterhaltungskonzern im kalifornischen Burbank. Er war schon als Präsident von Disney Home Entertainment in den frühen 2000er-Jahren für den Vertrieb von „Fluch der Karibik“- und „Findet Nemo“-DVDs verantwortlich. Später verhandelte er mit Kinos und Sendern, zu welchen Konditionen sie die Filme und Fernsehsendungen aus dem Disney-Reich liefen. Seit 2015 leitet er das Park-Geschäft, dem drei Jahre später die Merchandise-Sparte zugeschlagen wurde.

Spätestens seitdem ist Chapek einer von Igers beiden Kronprinzen. Allerdings stand zuletzt der andere stärker im Fokus: Kevin Mayer, der als Chef der Sparte „Direct-to-Consumer and International“ vor allem für das aktuell wichtigste strategische Projekt des Disney-Konzerns verantwortlich ist: den im November gestarteten hauseigenen Streamingdienst Disney+.

Mayer hat – noch in seinem früheren Job als Strategiechef – den Plan entworfen, direkt an die Fernsehzuschauer ranzukommen. Statt die Disney-Inhalte an Netflix und andere Streamingdienste zu lizenzieren, will der Konzern jahrelang auf Milliardeneinnahmen verzichten, um viele Millionen Disney-Fans zu Disney-Kunden zu machen.

Plötzlicher Wechsel wirft Fragen auf

Dass Disney+ mit 28,6 Millionen Abonnenten nach nur drei Monaten am Markt alle Erwartungen übertrifft, sprach eigentlich für Mayer. Dass der hochambitionierte Manager sich nun einen anderen Konzernchef vorsetzen lässt und unter ihm weiterarbeitet, ist schwer vorstellbar. Zumal Disney-Chefs zu langen Regentschaften tendieren: Chapek ist erst der siebte CEO in fast 100 Jahren.

Der plötzliche Wechsel wirft auch andere Fragen auf: Warum tritt Iger aus heiterem Himmel zurück? Zwar hatte der „ewige Bob“, CEO seit 2005, seinen Rücktritt bis 2021 angekündigt. Doch Disney hat viele akute Herausforderungen: Das Coronavirus trifft das Parkgeschäft, insbesondere im unter Chapeks Ägide eröffneten Disneyland Schanghai.

Zudem steht der internationale Start von Disney+ bevor: Am 24. März soll der Netflix-Konkurrent in vielen europäischen Ländern, darunter Deutschland, live gehen.

Im Interview sagt Iger, er gehe gerade weil die neue Strategie nun eingeführt sei. Er wolle sich nun um die „kreative Pipeline“ des Konzerns kümmern, etwa für Disney+, das mit der beliebten „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ gestartet ist und nun auf seinen nächsten Hit wartet. Da brauche er jemanden, der das Tagesgeschäft führt, und ihm den Freiraum verschafft.

Die seit langem kursierenden Gerüchte, er könne in das Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur einsteigen, erteilt Iger eine Absage – er wolle bis Ende 2021 bei Disney bleiben. Nach vier Vorwahlen wäre es dafür auch schon reichlich spät.

Klar ist: Chapek tritt in gewaltige Fußstapfen: Iger übernahm 2005 einen zerstrittenen Konzern und machte ihn mit den Übernahmen von Pixar, Marvel, Lucasfilm und zuletzt 21st Century Fox zu einem Unterhaltungsgiganten, der mit Filmen von den „Avengers“ bis „Die Eiskönigin“ die Kinokassen seit Jahren dominiert wie kein Unternehmen zuvor.

Kein Wunder, dass Chapek erst mal betont, er werde Igers Strategie genau so weiterführen. „Im Zentrum unserer Marke steht unser kreatives Storytelling“, sagt er im Interview. „Wenn das stimmt, ist es egal, ob es in Kinos, auf Disney+ oder in Freizeitparks erzählt wird.“ Dass Chapek viele Facetten des Konzerns bereits kennt, ist seine Stärke. Und wohl der Grund, warum er das Rennen gemacht hat.