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Der Dino Deutsche Bank lebt noch

Die Ergebnisse des ersten Quartals sind ein Hinweis darauf, dass das Frankfurter Institut die Coronakrise womöglich besser als erwartet überstehen kann. Ein Anlass zur Entwarnung sind sie aber nicht.

Es ist ein gutes halbes Jahr her, dass Christian Sewing und Markus Braun direkt hintereinander auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt auftraten. Der Deutsche-Bank-Chef las eine Rede Wort für Wort vom Blatt ab, direkt im dritten Absatz ließ er wissen, dass er sich im Moment vor allem Sorgen mache. Der Wirecard-Vormann dagegen tigerte wie ein hungriges Raubtier über die Bühne und dozierte freisprechend über technologische Umbrüche und deren immense Chancen.

Die Rollen schienen klar verteilt: Hier der gramgebeugte Vertreter eines sterbenden Dinosauriers, dort der aufstrebende Künder einer neuen Zeit. Das glaubte zeitweise auch die Börse. Obwohl kritische Berichte – unter anderem in der WirtschaftsWoche – schon länger an der glänzenden Oberfläche des Softwareunternehmens aus dem bayrischen Aschheim kratzten, war dieses zeitweise mehr Wert war als der Frankfurter Bankenkoloss.

Nun hat sich das Bild innerhalb weniger Stunden fast komplett gedreht. Ein Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG lässt die Wirecard-Fassade zwar nicht wie ein Kartenhaus zusammenfallen, aber doch so heftig erzittern wie die Strohhütte, in der sich die kleinen Schweine vergeblich vor dem bösen Wolf versteckten. Und die Deutsche Bank trumpft mitten in der größten Krise mit einem unerwartet guten Ergebnis auf. Statt des von den Marktbeobachtern vorhergesagten Verlusts von 400 Millionen Euro verdiente das Institut zwischen Januar und März immerhin 66 Millionen Euro.

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Gleichzeitig meldete die Bank, die zuletzt verzweifelt ihren stets fallenden Erträgen hinterher zu sparen schien, von 5,7 Milliarden auf 6,4 Milliarden Euro deutlich gestiegene Einnahmen.
Die nun veröffentlichten Zahlen zeigen, woher dieser überraschende Erfolg stammt – vor allem aus dem zuletzt gebeutelten Investmentbanking. Besonders das Anleihegeschäft boomte. Mit der Sonderkonjunktur dürfte es aber bald vorbei sein, weil Kunden die Chancen für Emissionen nutzten, um sich möglichst krisenfest aufzustellen. Auch die deutliche Erhöhung des Kreditvolumens dürfte sich nicht ungebremst fortsetzen, weil viele Kunden vorhandene Linien bereits ausgeschöpft haben. Das Ergebnis zeigt aber dennoch, dass Bedarf für die Dienstleistungen der Deutschen Bank da ist und dass sie in der Lage ist, die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Da konnte man in den vergangenen Jahren durchaus skeptisch sein.

Die Bank lässt auch keine Zweifel daran, dass die kommenden Monate erhebliche Lasten mit sich bringen werden. Die Vorsorge für Kredite ist bereits stark gestiegen, mit 44 Basispunkten aller Kredite liegt sie aber noch immer weit unter dem historischen Durchschnitt. Sollten in Folge der Coronakrise trotz staatlicher Hilfen mehr Unternehmen und Privatleute in Zahlungsschwierigkeiten geraten, würde das die Bank mit voller Wucht treffen. Besondere Risiken könnten sich aus Finanzierungen von Gewerbeimmobilien und bonitätsschwachen Unternehmen ergeben. In den Segmenten ist die Deutsche Bank stark engagiert, betont aber, die Risiken im Griff zu haben.

Finanzchef James von Moltke ließ denn auch keinen Zweifel daran, dass dichter Nebel den Blick auf die kommenden Monate verhüllt. Sie dürften alles andere als ruhig verlaufen. Das Ergebnis lässt aber immerhin darauf schließen, dass sich die Deutsche Bank nicht auf einer Irrfahrt in Richtung eines bodenlosen Abgrunds befindet. Und das ist für sie eine durchaus gute Nachricht.


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Der Wirtschaftsprüfer KPMG sollte unter anderem klären, ob die von Wirecard behaupteten Guthaben auf Treuhandkonten tatsächlich existieren. Hinreichende Nachweise aber wurden nicht erbracht. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.