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Bei der digitalen Kommunikation mit Aktionären sind deutscher Konzerne erschreckend schwach. Eine Studie zeigt, woran es hapert.

Bei der digitalen Kommunikation mit Aktionären sind deutscher Konzerne erschreckend schwach. Eine Studie zeigt, woran es hapert.

Der Chipkonzern Infineon verdient sein Geld mit der Digitalisierung. Jetzt wollen die Münchener sogar Sprachassistenten wie Amazons Alexa noch schlauer machen. Fragen sollen mit einem neuen Superchip besser analysiert und zielgenauer beantwortet werden.

Infineon wittert ein Riesengeschäft, weil Sprachkommunikation als das Ding der Zunft gilt. Doch bei der eigenen Kommunikation mit Aktionären hat Infineon die Zeichen der Zeit nicht erkannt. In einem Ranking der 92 kapitalstärksten börsennotierten Firmen aus Deutschland landet Infineon hier nur auf einem bescheidenen Platz 65.

Das muss den Investor-Relations-Managern noch nicht einmal unangenehm sein, befinden sie sich doch in guter Gesellschaft. Selbst der Chemiekonzern BASF auf der Position eins schafft gerade einmal zwei Drittel der maximal erreichbaren Punktzahl. Während Topmanager keine Gelegenheit verstreichen lassen, die Notwendigkeit der Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen zu predigen, sieht es im eigenen Hause oft ernüchternd aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Netfederation.

Seit 2009 untersucht die Kölner Beratungsfirma jedes Jahr den digitalen Fußabdruck der Investor-Relations-Abteilungen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Qualität sinkt. Grund dafür ist nach Beobachtungen der Experten auch die Sparpolitik der Unternehmen, ausgerechnet in den IR-Abteilungen. „Die Konzerne verschenken Riesenchancen“, so das Resümee.

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Das Problem ist meist nicht, dass die Unternehmen ihren Aktionären und potenziellen Investoren zu wenig Informationen bereitstellen. Nur sind diese Informationen oft versteckt. „Zu den größten offenen Baustellen zählen eine problemlose Auffindbarkeit von Informationen, smarter teilbarer Content und transparentes Storytelling“, stellt Thorsten Greiten, Geschäftsführer von Netfederation, fest.

In der Regel seien Informationen weder nutzerfreundlich aufbereitet, noch seien Vorkehrungen für aktive Dialoge zwischen Investoren und Unternehmen getroffen. „Um Vertrauen in die eigene Aktie und Corporate Story aufzubauen, ist die Entwicklung von Digitalstrategien aber essentiell“, sagt Greiten.

Schon sehr einfache Beispiele machen die Defizite deutlich. Nur 39 Prozent der untersuchten Investor-Relations-Webseiten bieten eine Autovervollständigung von Suchanfragen. Diese Funktion erleichtert das Auffinden von Informationen ungemein. Nur 22 Prozent der Unternehmen bieten die Möglichkeit, Hauptversammlungen per Livestream zu verfolgen. Und lediglich 14 Prozent bieten ihren Aktionären an, sich online zur Hauptversammlung anzumelden. Nur drei Prozent haben gar einen IR-Blog, über den sie mit Investoren kommunizieren könnten.

Für die Untersuchung wurden die IR-Websites der 92 kapitalstärksten Unternehmen aus Dax, MDax, SDax und TecDax im dritten und vierten Quartal 2017 untersucht. Um herauszufinden, wie hoch der Grad der Digitalisierung der Finanzkommunikation ist, wurden 169 Kriterien abgefragt, maximal konnten 1000 Punkte erreicht werden. Spitzenreiter BASF schaffte 621 Punkte, Schlusslicht Grand City Properties nur 92.

Angewendet wurde die so genannte 30-Sekunden-Regel. Werden die gesuchten Informationen wie beispielsweise Name, Lebenslauf und Foto eines Vorstands nicht binnen dieser Zeit gefunden, gibt es keine Punkte dafür.

Die Kriterien wurden zudem in drei Kategorien gewichtet. Diese Gewichte verschieben sich angesichts des Nutzerverhaltens. Reichte es vor Jahren noch aus, einen Geschäftsbericht als PDF-Datei ins Netz zu stellen, werden heute Online-Geschäftsberichte auf den Websites erwartet.

Erhebliche Defizite stellten die Experten aber nicht nur in der Aufbereitung von Anleger relevanten Informationen fest, sondern auch bei der Bereitstellung. So ist es keineswegs selbstverständlich für alle untersuchten und immerhin im Prime Standard notierten Unternehmen, eine komplette Übersicht der Mandate ihrer Aufsichtsräte aufzulisten. Drei Viertel hüllen sich in Schweigen. Dabei wüssten die Aktionäre sicherlich gern, wie viel Zeit und Kompetenz die von ihnen gewählten Kontrolleure in ihrem Unternehmen einbringen können.

Erstaunlich zudem, dass IR-Webseiten nur in den seltensten Fällen potenziellen Investoren Gründe dafür liefern, warum sie ihr Geld gerade in dieses Unternehmen stecken sollen. Dabei sei doch die „IR-Webseite das Zentrum der Investorenkommunikation“, deren Ziel es sei, die Anteile des Unternehmens höchstmöglich zu verkaufen, heißt es in der Studie.

Es gibt natürlich auch positive Beispiele. Im Online-Geschäftsbericht der Deutschen Post treibt „Sawyer“ sein Unwesen. Der etwas sonderbar anmutende Gehilfe, der im richtigen Leben Pakete für DHL sortiert, verschafft interessierten Aktionären auf Anfrage unermüdlich Informationen. „Digitale Berichterstattung, wie sie sein sollte“, urteilen die Netfederation-Experten. Die Investor-Relations-Manager von Infineon sollten sich unbedingt die Unterstützung von Super-Alexa sichern.