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Digitale Fähigkeiten deutscher Schüler sind nur mittelmäßig

Eine Studie zeigt: Deutsche Achtklässler sind im Umgang mit dem Computer allenfalls durchschnittlich. Dänemark ist dagegen vom Mittelfeld zur Spitze aufgestiegen.

In Europa hielten sich Privatanleger beim Goldkauf zuletzt zurück. Foto: dpa
In Europa hielten sich Privatanleger beim Goldkauf zuletzt zurück. Foto: dpa

Sie sind Digital Natives – aber wenn es um den kompetenten Umgang mit Computern geht, liegen Achtklässler in Deutschland im internationalen Vergleich weiter nur im Mittelfeld. Die Lehrer nutzen digitale Medien häufiger als noch vor sechs Jahren, aber seltener als ihre Kollegen in vielen anderen Staaten.

„Nur knapp zwei Prozent der Schüler erreichen die Leistungsspitze, ein Drittel hat lediglich Grundkenntnisse – sie können gerade mal E-Mails öffnen, Links anklicken oder ein Wort in einen Text einfügen“, sagte die Leiterin der „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS, siehe Kasten), Birgit Eickelmann von der Uni Paderborn, bei der Vorstellung der Studie. Gegenüber der ersten Erhebung 2013 hätten die deutschen Achtklässler kaum dazugelernt.

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Das sei nicht nur besorgniserregend für die Zukunft der Jugendlichen am Arbeitsmarkt, so Eickelmann, sondern auch gesellschaftspolitisch höchst bedenklich: „Viele können Informationen im Netz nicht so einordnen, dass sie beurteilen können, ob es sich dabei um Propaganda handelt oder nicht.“

Die ICILS untersuchte nach 2013 zum zweiten Mal computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülern der achten Klasse im internationalen Vergleich. Beteiligt waren 14 Länder, davon acht in Europa.

Das kleine Dänemark zeige, dass in wenigen Jahren extrem viel erreicht werden kann: Seine Schüler rückten seit der ersten Studie 2013 aus dem Mittelfeld an die Spitze des Rankings – heute habe Dänemark „eine Eins plus mit Sternchen“, so Eickelmann. Dänische Schüler seien nicht nur im Schnitt digital weit fitter als deutsche, auch die Spreizung zwischen sehr guten und schlechten Schülern sei weit geringer. Daneben schneiden Südkorea, die Region Moskau und Finnland weit überdurchschnittlich ab.

Dänemark, das nur knapp sechs Millionen Einwohner hat, hatte vor wenigen Jahren eine Milliarde Euro in einen Digitalpakt für die Schulen gesteckt, flächendeckende Internetzugänge ermöglicht und Endgeräte für nahezu alle Schüler beschafft. Zudem habe es digitale Werkzeuge für die wichtigsten Fächer entwickelt.

Digitale Ausstattung kaum verbessert

Der deutsche 5,5 Milliarden Euro schwere Digitalpakt, der in diesem Herbst anläuft, könne daher „nur eine Anschubfinanzierung“ sein, sagte Eickelmann. Es dürfe nicht passieren, dass die Ausstattung, die nun angeschafft werde, schon in wenigen Jahren veraltet sei und „dann nur für Frust sorgt“.

Aktuell ist die Ausstattung an deutschen Schulen wenig besser als noch 2013. Zum Zeitpunkt des Tests im ersten Halbjahr 2018 kam ein schulisches digitales Gerät auf etwa zehn Schüler. 2013 waren es 11,5. Nur etwas mehr als ein Viertel der Achtklässler in Deutschland besuchte im Jahr 2018 eine Schule, in der sowohl die Lehrer als auch die Schüler Zugang zu einem schulischen WLAN haben.

Immerhin halten mehr als 50 Prozent der Schulleiter die digitale Bildung mittlerweile für eine sehr wichtige Aufgabe. Das bedeutet aber auch: Fast die Hälfte sieht das (noch) nicht so. Die Länder müssten daher nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schulleitungen digital qualifizieren – und diesen Punkt gerade bei Rektoren schon „bei der Eignungsfeststellung für eine Einstellung“ berücksichtigen.

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Hessens Minister Alexander Lorz (CDU), zeigte sich überzeugt, dass Deutschland bei der nächsten Studie in fünf Jahren „deutlich besser abschneidet“. Denn bis dahin könne der Digitalpakt seine volle Wirkung entfalten. Die Kosten der Studie von 3,4 Millionen Euro trägt das Bundesbildungsministerium.

Dessen Staatssekretär Christian Luft zeigte sich besonders besorgt darüber, dass das Wissen um den richtigen Umgang mit dem Computer in Deutschland – ähnlich wie bei den Pisa-Tests – „sehr stark vom Geldbeutel der Eltern abhängt“. Diese „digitale Spaltung ist sehr bedenklich, wir dürfen niemand zurücklassen“, sagte Luft an die Adresse der Länderminister gerichtet.

Informatik als Pflichtfach

Besorgniserregend nannte auch Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft die Ergebnisse und fordert, Informatik zum Pflichtfach zu machen. Für die Einführung eines Wahlpflichtfachs Informatik ab der achten Klasse brauche man aber zusätzlich 4.000 IT-Lehrer.

Schaut man auf die Punkte, die die deutschen Achtklässler im Test erreicht haben, zeigt sich, dass sie bei allgemeinen Fähigkeiten in der digitalen Welt leicht überdurchschnittlich abschneiden. Unterdurchschnittlich sind sie jedoch im „computational thinking“.

Darunter versteht man die Fähigkeit, ein Problem in kleine Teile zu zerlegen, sodass es mithilfe von Computern behandelt werden kann – also die Basisfähigkeit, um Algorithmen jeglicher Art zu konfigurieren und anzuwenden. Dazu mussten sie beispielsweise den Einsatz eines Schulbusses oder einer Drohne in der Landwirtschaft planen: von der Aussaat über die Bewässerung – und das Ganze „so, dass die Wege und damit die Kosten möglichst gering sind“, berichtete Eickelmann.

Immerhin ist der Anteil der deutschen Lehrer, die digitale Medien mindestens einmal die Woche nutzen, von gut 30 auf 60 Prozent gestiegen, ein knappes Viertel tut dies täglich. „Die Lehrer haben sich auf den Weg gemacht“, sagte Eickelmann, „das kommt aber auch wegen der mangelnden Ausstattung noch kaum bei den Schülern an.“ Und wenn, dann eher in Form von frontaler Präsentation – und nicht als selbstständiges Arbeiten der Jugendlichen.

Eine internationale Studie zeigt: Die digitalen Fähigkeiten deutsche Achtklässler sind allenfalls mittelmäßig. Foto: dpa-Zentralbild
Eine internationale Studie zeigt: Die digitalen Fähigkeiten deutsche Achtklässler sind allenfalls mittelmäßig. Foto: dpa-Zentralbild