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Vor diesen Aufgaben steht der neue Audi-Chef

Bram Schot übernimmt kommissarisch den Audi-Vorstandsvorsitz vom inhaftierten Rupert Stadler. Auf den gebürtigen Niederländer kommen turbulente Wochen und womöglich sogar Monate zu. Seine wichtigsten Aufgaben.

Rund 30 Stunden nach der Festnahme von Rupert Stadler ist ein neuer Audi-Chef gefunden. Der gebürtige Niederländer Bram Schot übernimmt die Leitung von Audi, Stadler wurde vom Aufsichtsrat beurlaubt, wie das Unternehmen mitteilte. Dem Beschluss waren stundenlange Diskussionen der Aufsichtsräte von VW und Audi am Montag vorausgegangen.

Nach dem Ingolstädter Gremium tagten am Dienstag erneut die Wolfsburger Kontrolleure. Der Grund: Stadler war in seiner Position als Audi-Chef seit 2010 qua Amt Mitglied des Volkswagen-Konzernvorstands. Bei dem Vorstandsumbau in diesem April hatte Stadler noch zusätzliche die Verantwortung für den Konzernvertrieb übernommen. Am Dienstag teilte VW mit, der Aufsichtsrat habe der Bitte Stadlers entsprochen, „ihn von seinen Aufgaben als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG zu entbinden“. Die Entbindung sei vorübergehend, bis „zur Klärung des Sachverhalts, der zu seiner Verhaftung geführt hat“.

Dass Schot langfristig Audi-Chef bleibt, erwarten Unternehmenskenner nicht. Wie lange die Interimsphase dauert ist ebenso offen wie die Frage, wie lange Stadler im Gefängnis bleiben muss. Klar ist jedoch: Auf Schot, der erst im September 2017 zu Audi kam, kommen jetzt turbulente Wochen und womöglich sogar Monate zu.

Aufgabe I: Für Transparenz sorgen

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Mit der Festnahme Stadlers hat der Konzern die Quittung für seine zögerliche Aufklärung und mangelnde Kooperation mit den Behörden erhalten. Trotz anderslautender Beteuerungen wurden immer wieder neue illegale Funktionen bekannt, zuletzt sogar bei aktuellen Euro-6d-temp-Modellen von Audi. Zugesagte Dokumente wie etwa der Abschlussbericht der US-Kanzlei Jones Day wurden nicht veröffentlicht. Stattdessen wurde – so der Eindruck der Strafermittler – im Hintergrund weiter gemauschelt.

Die ständig zugesicherte „vollumfängliche Zusammenarbeit mit den Behörden“ erschien den Münchner Staatsanwälten zunehmend zu einer Floskel zu verkommen. Siemens hatte in der Schmiergeld-Affäre schnell verstanden, dass die Staatsanwälte unter einer umfassenden Kooperation die Herausgabe aller Unterlagen verstehen. Bei Audi bekamen die Ermittler wohl nur das Nötigste – und holten sich bei mehreren Razzien die gewünschten Dokumente selbst.

Hier muss Schot ansetzen und – sofern Aufsichtsrat und Hausjuristen es zulassen – eine deutlich offenere Zusammenarbeit entwickeln. Er scheint zumindest auf dem Papier der richtige Mann dafür: Er gilt bislang als unbelastet in der Abgasaffäre. Schot, der im Juli 57 Jahre alt wird, war vor seiner Tätigkeit in Ingolstadt Vertriebschef der VW-Nutzfahrzeugsparte. 2011 war der Manager von Mercedes-Benz Italia in den VW-Konzern gewechselt.

Aufgabe II: Das Tagesgeschäft weiterführen

Neben der Aufarbeitung des Skandals muss das laufende Geschäft weiter geführt werden. Und auch dort warten große Herausforderungen auf das Unternehmen: Die gesamte Modellpalette in Europa muss auf den neuen WLTP-Prüfzyklus umgestellt werden. Die Werke müssen nach und nach auf die Elektromobilität vorbereitet werden, dazu muss Audi in diesem Jahr ein recht komplexes Szenario von verschiedenen Produktionsan- und ausläufen bei den konventionell angetriebenen Baureihen managen. In China hat die deutsche Premium-Konkurrenz zuletzt stark aufgeholt. Auch hier muss bei Produktion und Vertrieb unter Umständen nachjustiert werden.

Zu diesen Aufgaben im Tagesgeschäft kommt, dass die Überprüfung der aktuellen Modellpalette noch nicht abgeschlossen ist. Audi hatte die derzeit verkauften Baureihen auf dem Prüfstand erneut nachgemessen und dabei immer wieder illegale Funktionen entdeckt, die zu über 200.000 Rückrufen seit Jahresbeginn geführt haben. Diese Überprüfung gewissenhaft zu begleiten, sollte Schot sehr ernst nehmen. Lieber für ein Modell einen vorübergehenden Verkaufsstopp verhängen, bevor Autos mit illegaler Software auf die Straße kommen.

Die nachrangigen Aufgaben

Selbst wenn Vertrieb und Produktion wieder reibungsloser laufen, die To-Do-Liste bei Audi bleibt lang. Wichtige Modelle wie der A4 laufen wohl leicht unter Plan, die Kunden kaufen lieber SUV. Hier aber sind die Diesel-Anteile im freien Fall – gerade hier aber war Audi stark. Die Entwicklungsabteilung muss sparen und sich abgewöhnen, eine aufwändige technische Lösung zu finden, nur weil man es kann. Zudem droht mit der Baukastenlogik des Konzerns mehr und mehr Entwicklungshoheit nach Wolfsburg oder zu Porsche zu fließen.

Im Prinzip sind auch das wichtige Aufgaben für den Vorstand. In der aktuellen Situation dürften Aufklärung und Transparenz Vorrang haben. Damit bleiben Aufgaben unerledigt, Entscheidungen werden vertagt. Sprich: Schot und seine Vorstandskollegen müssen aufpassen, dass Audi nicht den Anschluss verliert, während der Konzern sich zwangsläufig mit sich selbst beschäftigt.