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Diesem Startup ist gelungen, woran alle Ladesäulenbetreiber bislang gescheitert sind

Über die Elvah-App sollen etwa 150.000 Ladestellen europaweit nutzbar sein. Damit will das Berliner Startup die Frustration am E-Auto nehmen.
Über die Elvah-App sollen etwa 150.000 Ladestellen europaweit nutzbar sein. Damit will das Berliner Startup die Frustration am E-Auto nehmen.

Um sich halbwegs komfortabel und zu fairen Preisen mit einem E-Auto durch Deutschland bewegen zu können, brauchte es bislang eine Handvoll Ladekarten und Apps regionaler Energieversorger und Ladesäulenbetreiber. Hinzu kommt das Gerangel um freie und funktionstüchtige Stationen. Damit soll jetzt Schluss sein. Das verspricht das Berliner Startup Elvah und hat eine Flatrate für alle Ladestationen aufgesetzt.

Update vom 30. September 2021: Fünf Monate nach dem offiziellen Start schließt Elvah eine Angel-Investment-Runde ab. Friedrich Neuman, Partner bei Norrsken VC, Rolf Hansen, Gründer von Simyo, und Fabian Paul, Co-Founder der Yoovee Mobility Group, sind mit 3,2 Millionen Euro eingestiegen. Mit dem Geld will das Startup die Plattform sowie das Geschäftskunden-Angebot weiter ausbauen.

Im Stealth-Modus hat ein 15-köpfiges Team Ende 2020 seine App für die ersten fünfzig Testkunden gelauncht. Mittlerweile sollen europaweit 150.000 Lademöglichkeiten integriert sein. Mit dabei sind auch Hypercharger, Schnelllader und Stationen von lokalen Anbietern. Seit etwa vier Monaten ist die Flatrate von Elvah nun auf dem Markt. Wie viele Kunden das Angebot bereits nutzen, will das Startup nicht verraten. „Wir verdoppeln uns jeden Monat und liegen schon jetzt weit über unserem Business Plan“, sagt Mitgründer Sören Ziems zu Gründerszene. Ihnen ist etwas gelungen, woran Roaming-Anbieter und Ladesäulenbetreiber bisher gescheitert sind: Eine App für alle Ladesäulen zum einheitlichen Preis.

Von Sport-Events aufs E-Auto gekommen

„Wir hatten das Glück, sofort mit einem vollständigen Team aus Design-, App-, Backend- und Produktexperten in die Problemlösung einsteigen zu können“, sagt Ziems. Zuvor hat die Gruppe für die Software-Agentur Kreait mit dem Schwerpunkt Sportveranstaltungen gearbeitet. Die Corona-Pandemie ließ die Aufträge Anfang 2020 massiv einbrechen, erzählt Ziems.

Sören Ziems, Gowrynath Sivaganeshamoorthy und Wilfried Roeper sind die Gründer von Elvah
Sören Ziems, Gowrynath Sivaganeshamoorthy und Wilfried Roeper sind die Gründer von Elvah

Seine Mitgründer Gowrynath Sivaganeshamoorthy und Wilfried Roeper witterten ihre Chance, machten sich noch im Frühjahr 2020 selbstständig und nahmen Ziems und das alte Team wenig später mit ins neue Unternehmen auf. Das Startkapital stammt aus dem alten Unternehmen, der Rest wurde gebootstrapped. Sivaganeshamoorthy hält laut Handelsregister über die DharmaLingam UG seit Ende Januar 2020 die Mehrheit der Anteile, Ziems ist im November 2020 als Anteilseigner mit eingestiegen. „Wir sind die Einzigen auf dem Markt, die die Herausforderungen mit den Ladesäulen datengetrieben und von der Kundenseite aus angehen“, so der Gründer. Viele der heute 19 Mitarbeiter seien selbst Halter eines E-Autos und würden die Probleme kennen, sagt er.

Win-Win für Kunden und Ladesäulenbetreiber?

Das Startup bietet seinen Nutzern je nach Fahrzeugtyp einen Flatrate-Preis an: Für einen BMW i3 fallen beispielsweise 129 Euro im Monat an, für einen Citroen C-Zero 89 Euro, ein Tesla Model S kostet 199 Euro. Dafür können Fahrerinnen und Fahrer an jeder Ladesäule so viel Strom beziehen, wie sie benötigen. Und sollte doch mal eine Station darunter sein, die noch nicht integriert wurde, so verspricht das Startup, die Kosten zu erstatten. Die Flat kann jeden Monat gekündigt werden.

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Die Flatrate-Preise lohnen sich vor allem für Vielfahrer. Darum hat das Startup auch ein Flex-Tarif mit 25-Kilowattstunden-Limit für neun Euro im Monat aufgesetzt, der je nach Verbrauch zum Aufpreis erweitert werden kann. Über die App können Fahrzeughalterinnen einsehen, welche Ladesäule gerade im Betrieb und für den eigenen Fahrzeugtyp geeignet ist. Die Informationen bezieht das Startup direkt von den Betreibern und ergänzt sie mit den Erfahrungsberichten seiner Kunden. Dass es das Berliner Startup geschafft hat, fast alle deutschen Anbieter auf eine Plattform zu holen, liegt auch an diesem Daten-Pool. Durch das Kunden-Feedback weiß Elvah, welche Ladestation Zicken machen: Gibt es Probleme mit der Nutzung, wird die Information in der App geteilt. Auch die Auslastung der Ladepunkte wird getrackt, so dass es zu keinen Staus vor den Säulen kommen soll. Diese Informationen teilt das Startup mit seinen Geschäftskunden.

Ein ähnliches Business Modell wie das von Urban Sports Club

Details darüber, wie und zu welchen Konditionen die Verträge mit den Ladesäulen-Anbietern verhandelt werden, möchte das Unternehmen nicht verraten. Ziems räumt hinsichtlich des Businessmodells jedoch Ähnlichkeiten zum Fitness-Flatrate-Startup Urban Sports Club ein. Die Berliner Sportfirma bindet Studios dadurch, dass sie die Auslastung durch die Vermittlung von Kunden erhöhen. Im Gegenzug dafür bekommen die Studios einen geringeren Preis als von ihren regulären Kunden ausgeschüttet, wenn eine erfolgreiche Vermittlung stattfindet. Die Verträge werden mit jedem Geschäftskunden einzeln verhandelt.

Bevor Elvah auf den Markt kam, gab es bereits viele verschiedene Anbieter und einige wenige Plattformen, die diese miteinander Anbieter verbanden, Hubject zum Beispiel. In Zusammenarbeit habe man so vergleichsweise schnell alle Ladesäulen in Deutschland zusammenführen können, so Ziems. Hubject wird von den großen Ladesäulenbetreibern wie Innogy und EnBw mitfinanziert und hat dadurch bereits ein recht umfängliches E-Roaming aufgebaut.

Derzeit befinde sich das Unternehmen in den Verhandlungen für eine vergleichsweise „hohe“ Seedrunde. Genauer möchte Ziems noch nicht werden. Im nächsten Schritt will die Firma nicht nur das europäische Netzwerk weiter ausbauen, sondern auch neue Kundengruppen erschließen. Bisher dürfen nur Privatkunden die Flatrates nutzen. Gewerbekunden wie Lieferdienste sind davon bisher ausgeschlossen, weil das Startup dann Gefahr laufen könnte, dass sich das Geschäftsmodell aufgrund des höheren Ladeaufkommens nicht mehr lohnt. Stattdessen werden zunächst die Flex-Tarife für B2B-Kunden geöffnet. Anschließend sollen auch Verträge mit Flottenbetreibern und anderen Gewerbekunden angegangen werden, kündigt Ziems an.

Dieser Text erschien zuerst im Juli 2021.