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Mit diesem „Business-Wörterbuch“ aus dem Volkswagen-Konzern kommt ihr 2023 im Arbeitsleben besser zurecht

Ein Wörterbuch kann nicht nur helfen, Fremdsprachen zu lernen. So mancher Arbeitnehmer benötigt eines, um die Geheimcodes in seiner Firma zu verstehen. - Copyright: picture alliance /Christin Klose
Ein Wörterbuch kann nicht nur helfen, Fremdsprachen zu lernen. So mancher Arbeitnehmer benötigt eines, um die Geheimcodes in seiner Firma zu verstehen. - Copyright: picture alliance /Christin Klose

Der Jahreswechsel ist die Zeit der guten Vorsätze. Wie lange haltbar diese sind, steht auf einem anderen Kalenderblatt. Privat hören sich die Pläne häufig so an: „Ich möchte mehr Sport machen und abnehmen.“ In der Arbeitswelt 2023 zählt fraglos dieser zu den besten Vorsätzen: „Ich will mich besser mit meinen Kolleginnen und Kollegen verstehen.“ Dafür gibt es jetzt Hilfe aus dem Volkswagen-Konzern. Ja, richtig gelesen – der Autohersteller gibt Sprachnachhilfe.

Bei VW haben besonders humorige Geschäftsleute in ihren Betriebspausen ein „Business-Wörterbuch Volkswagen“ zusammengestellt. Und Business Insider hat das Werk jetzt in die Redaktionsbibliothek aufgenommen.

Polyglott an Schreibtisch und Arbeitsplatte

Aus der Großabteilung „Technische Entwicklung“ (TE) stammt das in der Art eines „Langenscheidt“-Nachschlagewerks aufgemachte Lehrbuch: Neben dem türkisfarbenen „L“ auf gelbem Grund, das Markenzeichen des Münchner Unternehmens, prangt links unten das „VW“-Logo.

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Selbstverständlich entspringt das Volkswagen Handbuch einem in jeder Hinsicht inoffiziellen Privatprojekt. Das von Manfred Döss geführte Konzernvorstandsressort „Integrität und Recht“ hat mit Sicherheit Wichtigeres zu tun, als sich mit Abmahnungen aus dem Langenscheidt-Verlag herumzuschlagen. Deshalb ist das VW-eigene Wörterbuch auch nicht käuflich zu erwerben. Und anders als die offiziellen Langenscheidt-Wälzer mit ihren oft über 1000 Seiten umfasst die Stichwortsammlung nur 20 Seiten.

Die aber haben es in sich. Viele der Übersetzungen aus dem Buch „VW – Deutsch und Deutsch – VW“ rechnen nämlich schonungslos ab mit in vielen Jobs verbreiteten Plattitüden. Sie können daher nicht nur denjenigen helfen, die in nächster Zeit beim Wolfsburger Fahrzeugbauer ihren ersten Arbeitstag haben.

Auch Beschäftigte aus anderen Branchen wie IT, Mode, Chemie und Pharma finden auf den 20 Seiten wertvolle Lektionen. Ob selbstständiger Dienstleister oder angestellter Handwerker – für sie alle sind die Deutungen der Dolmetscher aus Wolfsburg ebenfalls hilfreich beim Umgang mit Kundschaft aus Großkonzernen.

Rat bei Begriffen, die der „Duden“ nicht kennt

Unabdingbare Voraussetzungen für das Verständnis der Übersetzungen ist allerdings ein feiner Sinn für Ironie. Damit geht es direkt auf der ersten Seite los, bei jenen Begriffen, die mit „A“ beginnen. Die dort gelistete Abkürzung „asap“ etwa dürften wir alle zu kennen glauben – die vier Buchstaben stehen für die englische Redewendung „as soon as possible“, also das Versprechen, etwas „so bald wie möglich“ zu erledigen.

Aber weit gefehlt. Laut VW-Wörterbuch steckt tatsächlich ein klares Kommando von oben dahinter oder ein Täuschungsmanöver: „asap“ bedeutet nämlich entweder eine Ansage des Chefs, der anweist "Tun Sie das sofort"; oder zweitens in Form von "Ich melde mich asap" einen "Trick, um jemanden hinzuhalten, wenn man noch kein Ergebnis hat“, weiß das VW-Wörterbuch.

Schön auch der stupende Superlativ davon „asapst“ – in keinem „Duden“ verzeichnet: „Steigerung von asap. Im Vergleich zu asap ist die Sache noch dringlicher. Wenn jemand sagt: ‚Erledigen Sie das asapst’, sollte man wirklich sofort loslegen. Es könnte sonst die letzte Tätigkeit sein“.

Die Konzernsprache zusammengefasst auf 20 Seiten mit Deckblatt: das VW-Wörterbuch. - Copyright: VW/ Screenshot aus "pdf“-Datei
Die Konzernsprache zusammengefasst auf 20 Seiten mit Deckblatt: das VW-Wörterbuch. - Copyright: VW/ Screenshot aus "pdf“-Datei

Ein Highlight findet sich unter „B“: Viele von euch mögen sich für das eigene Jahresauftaktmeeting schon mal das von VW angeregte „Bullshit-Bingo“ vornehmen: „Lustiges Besprechungsspiel. Jeder schreibt häufig verwendete Worthülsen oder Floskeln auf und streicht sie ab, sobald das Wort im Raum fällt. Hat man eine Reihe voll, steht man auf und ruft laut ‚Bullshit’.“

Eine charmante Vorstellung ist, wie „Bullshit-Bingo“ etwa auf der nächsten Betriebsversammlung von Volkswagen zur Anwendung kommen könnte. Dort hat der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume dann vielleicht schon von „Herausforderungen“ gesprochen, über „wachsenden Wettbewerbsdruck“ und die „Erfordernis zusätzlicher Effizienzsteigerungen“. Wenn dann noch ein Satz mit typischen Worten fällt wie „Team, Tempo, Transformation“, könnte eine pfiffige Arbeiterin aufspringen, laut „Bullshit“ brüllen und es setzt tosender Applaus ein.

Oder Daniela Cavallo, VWs Betriebsratschefin, appelliert an das Auditorium in Halle 11 der Stammfabrik in Wolfsburg: Von „fairer Mitbeteiligung“ war bereits die Rede, auch „Belastungen der Belegschaft“ und „Krankenstand“ wurden thematisiert. Dann – einem längst unruhig auf dem Stuhl zappelnden Vorstandsmitglied fehlt bloß dieses eine Wort – ruft es Cavallo doch noch in die Menge: „Haustarifvertrag“. Der Topmanager schnellt hoch vom Hocker, schreit „Bullshit“ – und wieder bebt der Saal, so die Vorstellung.

Porsche-Fahrer, VW-Lenker: Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume an einem Sportwagen der Baureihe 911, unterhalb derer Porsche die Modelllinie Cayman – bald als reines Elektroauto – positioniert.
Porsche-Fahrer, VW-Lenker: Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume an einem Sportwagen der Baureihe 911, unterhalb derer Porsche die Modelllinie Cayman – bald als reines Elektroauto – positioniert.

Auch zum Buchstaben „C“ kommen aus der seit drei Monaten von Kai Grünitz geleiteten Technischen Entwicklung einige erhellende Einsichten, zum Beispiel zum Begriff „Cherry picking“. Bekanntermaßen ist bei der Verteilung anstehender Aufgaben vor dem Hintergrund des bereits geleisteten oder zugesagten Arbeitspensums nicht mit jeder Chefin oder jedem Chef „gut Kirschen pflücken“. Die VW-Autoren raten: „sich die Rosinen rauszupicken. Die Kunst besteht darin, die Rosinen als große Bürde darzustellen“.

Hohe (Sprach-)Kunst aus Niedersachsen

Zu „F“ gibt es dieses Beispiel, das den meisten von euch aus eurer innerbetrieblichen Kommunikation bekannt vorkommen dürfte: „FYI: ‚Abkürzung für ‚for your information’, die am Anfang von (weitergeleiteten) E-Mails oder Memos steht. Frei übersetzt bedeutet es: 1. ‚Lesen Sie das bitte durch. Ich verstehe es nicht’. 2. ‚Erledigen Sie das! Ich habe keine Lust dazu’".

Die Lektüre von „M“ lässt aufmerken. Beispiel: „Meeting: Treffen, Besprechung, Konferenz; wird genutzt, um sich gegenüber dem Chef mit schlauen Bemerkungen zu profilieren, Kollegen vorzuführen und Kunden übers Ohr zu hauen“.

Allemal lesenswert ist die Rubrik „R“, die zum Beispiel „Rocket Science“ erklärt: „Raketenwissenschaft; Bsp.: ‚Leute, das ist keine Rocket Science’: Das ist nicht so kompliziert/ keine höhere Mathematik. Bedeutet: Das ist so kompliziert, dass ich es selbst nicht verstanden habe. Muss ich aber auch nicht, denn dafür gibt es ja euch“.

„T“ ist toll, wie in „Take-Home-Message: Quintessenz, Merksatz; das, was man auf Veranstaltungen, in Meetings oder aus Vorträgen mitnehmen soll. Inhaltlich meist auf dem Niveau einer Kindergeburtstagstüte mit Luftballon, Luftschlangen und Urzeitkrebsen“.

Lob eines Ex-VW-Vorstands für Elon Musk

Ein früheres Mitglied des VW-Konzernvorstands gab dazu zu Business Insider aus seiner langjährigen Erfahrung diesen Kommentar ab: „Ich habe ja von dem Musk (Anm. d. Red.: Elon, Chef unter anderem von Tesla und Twitter) nie viel gehalten und ich finde mich immer mehr bestätigt, aber in einem hat er recht: Es wird ungemein viel an Energie und Zeit in Meetings verschwendet mit bescheidenem Ergebnis!“. Bei Volkswagen sei das noch auffälliger gewesen als in den anderen Unternehmen, für die der Mann gearbeitet hat.

„Modularer Text-Baukasten“ (MTB) übrigens, diese technisch international bewährte und in VW-Verlautbarungen gefühlt millionenfach skalierte Plattform für Produktlob und strategische Schwärmereien aus dem Topmanagement, wird im „Business-Wörterbuch Volkswagen“ nicht adressiert. Schade, der „MTB“ gehört auf „W“ wie „Wiedervorlage“, für die nächste Auflage aus der niedersächsischen Ratgeberecke.

Zu „z/ Z“ schließlich bietet die aktuelle Ausgabe eine hilfreiche Übersetzung von „zeitnah“ an. Sie lautet: „bald; wird gern benutzt, da sich ‚Ich erledige das zeitnah’ besser anhört als ‚Ich erledige das bald’. Bedeutet aber das Gleiche: ‚Ich habe keine Ahnung, bis wann ich das fertig bekomme, vermutlich so schnell wie immer’“. Genau das ist auch der gute Vorsatz des Autors dieser Zeilen: Eile mit Weile. Das Jahr ist ja noch jung.