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Wie diese zwei Gründer vom E-Bike-Boom profitieren

Mit frischem Geld starten die Gründer von Rebike dieses Jahr durch. Ein Abo-Modell und der Run auf Elektroräder schieben das Geschäft an. Eine Finanzierungsrunde soll folgen.

Einmal sanft in die Pedale getreten, schon setzt sich ein E-Bike in Bewegung. Deutlich mehr anstrengen muss sich, wer mit den Elektrorädern Geld verdienen möchte. Thomas Bernik, 48, und Sven Erger, 47, haben das in den vergangenen zwei Jahren leidvoll erfahren.

Ausgerechnet in der größten Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte kommt ihr Start-up Rebike Mobility nun aber so richtig in Bewegung. Ihr neues E-Bike-Abo ist beliebt: „Mit Corona hat das richtig Fahrt aufgenommen“, sagt Erger. Auch mit dem Verleih und Verkauf gebrauchter Elektroräder verdienen die beiden Gründer aus München immer mehr Geld.

2018 sind die Radbegeisterten mit Rebike gestartet, einer Internetplattform für hochwertige, gebrauchte E-Bikes, sozusagen die Jahreswagen unter den Elektrorädern. Die sollten zunächst von Privatleuten stammen, die kaum auf den Velos saßen. Auch Vorführmodelle der Hersteller wollten die Unternehmer anbieten.

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Bald zeigte sich: Es lohnt sich nicht, die E-Bikes bei Konsumenten bundesweit zu erwerben. Die Produzenten wiederum haben nicht genügend Ausstellungsstücke im Angebot, um Rebike ausreichend zu bestücken.

Daher haben sie ihr Geschäftsmodell grundlegend verändert. Für den Nachschub an gebrauchten E-Bikes sorgt Rebike nun selbst. Zunächst eröffneten Bernik und Erger vergangenes Jahr in Oberstdorf eine Verleihstation. Anfang Juni folgte ein zweiter Laden in Garmisch. Nach ein paar Tagen oder Wochen im Einsatz in den Gebirgsorten verkaufen sie die Velos dann auf ihrem Internetportal.

Geldgeber glauben an die Idee

Seit vergangenem Herbst bieten sie zudem Elektroräder im Abonnement an - für drei, sechs oder zwölf Monate. Auch diese Modelle sind später auf Rebike im Internet erhältlich. Das kostet die Nutzer zwischen 99 und 189 Euro im Monat, je nach Typ, Marke und Laufzeit des Vertrags. Ein Radladen auf der Insel Sylt vermietet E-Bikes zudem unter Lizenz von Rebike. Zum Jahresende wollen die beiden die Marke von 1000 Abonnenten erreichen.

Obwohl beileibe nicht alles von Anfang an geklappt hat, glauben die Geldgeber offenbar an die Idee. Wichtigster Investor aus den Anfangstagen ist STS Ventures aus Köln. Ende vergangenen Jahres stieg unter anderem Vorwerk Ventures ein, die Beteiligungsgesellschaft des Thermomix-Herstellers Vorwerk. Dieses Frühjahr kam mit FJ Labs eine amerikanische Risikokapitalfirma dazu, die sich auf Internetmarktplätze spezialisiert hat.

Drei Millionen Euro habe die Finanzierungsrunde eingebracht, sagt Bernik. „Wir haben das Geld eingesetzt, um das Abo-Geschäft auszubauen.“ Außerdem bezog der Betrieb eine 1000 Quadratmeter große Halle in Kempten. Dort reparieren Spezialisten die gebrauchten Velos und verschicken sie an die Besteller im ganzen Land.

Das ist noch nicht alles: Im Frühjahr habe sich Rebike erstmals Fremdkapital besorgt, um ausreichend Fahrräder einzukaufen. Und zum Jahresende will Rebike erneut bei Risikokapitalgebern frisches Geld einwerben. Dieses Jahr wollen die Firmenlenker den Umsatz auf mindestens sechs Millionen Euro verdoppeln; es könnte aber auch deutlich mehr werden, meint Bernik. Der Volkswirt kümmert sich um die Finanzen des aufstrebenden Mittelständlers mit gut 30 Mitarbeitern.

Bernik hat schon eine ganze Reihe von Firmen gegründet und in zahlreiche Start-ups investiert. Co-Chef Erger hingegen bringt viel Erfahrung aus Konzernen mit. Bevor sich der ehemalige Amateur-Radrennfahrer mit Rebike selbstständig gemacht hat, war der Wirtschaftsingenieur für Sony, Nokia und Microsoft tätig.

Fachleute sehen ihr Konzept positiv. Es sei „sensationell“, dass die Plattform die Räder bis zu 40 Prozent unter Neupreis anbiete und gleichzeitig zwei Jahre Garantie auf Motor und Getriebe gewähre, urteilte vergangenes Jahr eine Jury der Fahrradmesse Eurobike.

Pendler steigen aufs Rad um

Die Gründer profitieren auch davon, dass viele Pendler wegen des Coronavirus Busse und Bahnen meiden. Weltweit hat die Pandemie dafür gesorgt, dass sich die Konsumenten regelrecht auf Räder stürzen. In den USA hat die Branche im April erstmals mehr als eine Milliarde Dollar umgesetzt, haben die Marktforscher der NPD Group ausgerechnet.

In Deutschland ist der Absatz im selben Monat gegenüber dem Vormonat um 12,5 Prozent in die Höhe geschossen, so das Statistische Bundesamt. Der gesamte Einzelhandel musste hingegen ein Minus von gut fünf Prozent hinnehmen. Neuere Daten liegen noch nicht vor. Erger glaubt, dass die Käufer langfristig dabeibleiben: „Das hat einen nachhaltigen Effekt.“

Der Boom der E-Bikes zieht allerdings immer mehr Wettbewerber an. Auf Bike Exchange bieten Fachhändler junge, gebrauchte Elektroräder an. Auch bei Ebay wimmelt es von Angeboten. Speiche24.de ist ein Marktplatz für E-Bikes, der auch gebrauchte Räder anbietet. Swapfiets wiederum ist der Marktführer unter den Abo-Rädern.

Auch der Automobilclub ADAC hält für seine Mitglieder seit Kurzem Strom-Velos im Abo bereit. Darüber hinaus bieten viele Firmen ihren Mitarbeitern an, E-Bikes zu leasen. Das geht einher mit Steuervorteilen.

E-Bikes waren indes schon lange vor Corona begehrt. Die Radhändler hierzulande haben 2019 insgesamt knapp 1,4 Millionen Elektroräder verkauft, gut ein Drittel mehr als 2018. Im gleichen Zeitraum haben sie acht Prozent weniger herkömmliche Räder abgesetzt. „Erstmals wurden im vergangenen Jahr in Deutschland mehr E-Bikes produziert als klassische Fahrräder“, sagt Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands.

Wegen der motorisierten Räder ist der Durchschnittspreis aller Modelle um 30 Prozent auf 982 Euro geklettert. Das Angebot an E-Bikes sei inzwischen so vielfältig, dass für jeden etwas dabei sei. „Noch vor zehn Jahren war es so, dass E-Bikes überwiegend die etwas älteren Kunden angesprochen haben – vom Design und der Ausführung her“, sagt Neuberger.

Obwohl die allermeisten Räder auf der Internetseite gebraucht sind, müssen die Konsumenten bei Rebike ordentlich Geld in die Hand nehmen. Unter 2000 Euro ist kaum ein E-Bike zu bekommen. Die Rabatte sind mit bis zu 1000 Euro auf die unverbindliche Preisempfehlung aber beträchtlich. Dazu kommt: Weil sie vergangenes Jahr ordentlich Räder geordert haben, bieten Bernik und Erger in diesen Tagen eine große Auswahl. In vielen Radgeschäften dagegen werden die Lücken jeden Tag größer.