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Asiens Schwellenländer wittern ihre Chance im Handelsstreit zwischen den USA und China

Asiatische Länder wollen den Konflikt zwischen China und den USA nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Deutsche Firmen passen sich der neuen Lage an.

Es gibt nicht viele Gewinner, wenn sich die zwei größten Volkswirtschaften der Welt einen Handelskrieg liefern – aber es gibt welche. Während andere Politiker China und die USA zur Vernunft rufen, hat der malaysische Finanzminister ganz andere Sorgen.

„Wir haben so viele Anfragen, unser größtes Problem ist, wie wir die Kapazitäten erweitern können“, klagte Lim Guan jüngst gegenüber Reportern. Unternehmen aus der Stahl- und Elektro-Industrie würden Platz für Fabriken suchen – vor allem aus China und den USA.

Der Politiker mag mit solchen Aussagen sicherlich auch eine Portion Standort-Marketing betreiben. Doch er ist nicht der einzige, der dem Handelsstreit zwischen China und den USA etwas Positives abgewinnen kann.

Asiens Schwellenländer fürchten zwar einerseits, dass im Falle eines globalen Handelskrieges ihre auf Exporte ausgerichtete Wirtschaft leiden könnte. Doch sie wittern auch eine Chance: Ihre Wettbewerbsfähigkeit könnte sich wegen der US-Zölle gegen China schlagartig verbessern.

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„Wenn ich mit meinen Kunden in Vietnam oder in Malaysia rede, dann sehen sie den Konflikt durchaus auch als Chance“, sagt Judy Hsu, Chefin der britischen Standard Chartered Bank in Südostasien und Indien. „Produktionsstätten könnten in diese Länder verlagert werden.“

Laut einer Umfrage der US-Handelskammer erwägen nun rund ein Viertel aller Unternehmen im Automobilsektor, Teile ihrer Produktion von China nach Südostasien zu verlagern – oder haben dies bereits getan. Der Handelsstreit könnte so eine seit Jahren anhaltende Entwicklung beschleunigen: Vor allem einfachere Güter werden wegen steigender Löhne in China mittlerweile bevorzugt in Ländern wie Vietnam hergestellt.

Auch deutsche Unternehmen würden angesichts des eskalierenden Handelsstreits ihre Lieferketten überdenken, sagt Jens Hildebrandt, Delegierter der deutschen Wirtschaft in China. „Der Trend der letzten Jahre zu ‚China plus 1‘ setzt sich in diesem Sinn fort.“ Die Firmen produzieren also sowohl in China wie auch in einem weiteren Land der Region. Das zeige sich beispielsweise durch die Ansiedlungen von deutschen Firmen in Vietnam.

Die möglichen Verlagerungen dürften allerdings nicht so stark sein wie bei amerikanischen Unternehmen. Laut Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft produzieren deutsche Unternehmen in China zwischen 90 bis 95 Prozent für den chinesischen Markt. Nur wenige exportieren also in die USA.

Deutsche Unternehmen diskutieren Standortverlagerung

Dennoch spielt das Thema durchaus eine Rolle. „In deutschen Unternehmen wird darüber diskutiert, Produktion beispielsweise von China nach Malaysia zu verlagern“, sagt Daniel Bernbeck, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer in Malaysia. Deutsche Spediteure würden außerdem schon jetzt von Verschiebungen bei chinesischen und amerikanischen Konzernen berichten.

Es gibt bereits ein historisches Beispiel dafür, wie sich Produktionsstandorte in Asien durch US-Zölle verschieben können. Als die USA 2012 Importzölle auf chinesische Solarmodule erhoben, produzierten viele chinesische Unternehmen einfach verstärkt in Malaysia, um die amerikanischen Zölle zu umgehen.

Für die Nachbarn im Süden könnten ähnliche Effekte nun einen enormen Schub bedeuten: „Schon ein Bruchteil von Chinas Marktanteil könnte einen großen Unterschied für die kleineren Volkswirtschaften der Region bedeuten“, heißt es in einer Analyse der Beratungsunternehmens Capital Economics. Vor allem Vietnam könnte von den Zöllen profitieren.

Auch in Indien will man vom Konflikt zwischen den beiden Supermächten profitieren. Das Land ist bisher verhältnismäßig wenig in die globalen Wertschöpfungsketten eingebunden. Jetzt will es die Gunst der Stunde nutzen und seine Exporte ankurbeln.

Zwar hat Indien ebenso wie China den Zorn von Donald Trumps auf sich gezogen. Doch derzeit sieht es so aus, als könnten die Inder bald von US-Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen werden. In dieser Hoffnung hat der Subkontinent eigene Vergeltungsmaßnahmen immer wieder verschoben.

Statt sich selbst mit den USA in einen Streit zu verwickeln, wollen die Inder lieber vom amerikanisch-chinesischen Scharmützel profitieren. Der indische Industrieverband rechnet beispielsweise mit Wettbewerbsvorteilen für Autos und Flugzeugteile, die man verstärkt in die USA exportieren möchte.

Auch die Exporte nach China könnten laut einer Studie des indischen Handelsministeriums gesteigert werden. Die Beamten haben schon eine Liste mit Rohstoffen und Produkten ausgearbeitet, für welche die Nachfrage aus China besonders stark anziehen dürfte. Dazu zählen zum Beispiel Baumwolle, Tabak und Benzol.

Investoren teilen den Optimismus. Die japanische Bank Nomura sieht den Subkontinent als „sicheren Hafen“ in Zeiten von Handelskriegen. Kein anderer asiatischer Aktienmarkt hat sich in diesem Jahr besser entwickelt als der indische.