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Diese Onlinehändler kommen überraschend gut durch die Krise

Die Coronakrise verdirbt vielen großen Konzernen das Geschäft – auch im Netz. Einige Mittelständler kommen allerdings überraschend gut mit der Krise gut zurecht.

Fahrradversender wie Bike-Components profitieren in Coronakrisenzeiten. Foto: dpa
Fahrradversender wie Bike-Components profitieren in Coronakrisenzeiten. Foto: dpa

Das Geschäft zahlreicher großer Konzerne im Einzelhandel ist eingebrochen. Doch bei einigen Mittelständlern läuft es derzeit überraschend gut, trotz Coronakrise. „Es zahlt sich nun aus, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben“, sagt Tobias Schonebeck. Der Betriebswirt führt das alteingesessene Warenhaus Schäffer in der Osnabrücker Innenstadt, das sich auf edles Geschirr und Gläser, auf Küchenutensilien und Spielzeug spezialisiert hat.

Der Kaufmann hat in den vergangenen Jahren viel Geld in den Onlinehandel gesteckt. Zum Glück, wie sich jetzt zeigt: Denn die Bestellungen aus dem Internet seien in den vergangenen Tagen geradezu in die Höhe geschossen. „Damit schaffen wir fast die normalen Tagesumsätze“, bilanziert der Unternehmer.

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Wie ihm geht es einigen mittelständischen Händlern. Sie gehören zu den überraschenden Gewinnern im Onlinegeschäft. Während Konsumgüter-Riesen wie Adidas und Puma und selbst das Internet-Modehaus Zalando unter Ladenschließungen leiden, unter den Ausgehverboten und Kontaktsperren in Deutschland und anderen Ländern, schaffen sie es, ihr Online- und Offline-Geschäft intelligent miteinander zu verknüpfen.

Das versucht auch Uwe Bernecker, der CEO der Damenmodemarke Funky Staff. „Wir bieten allen unseren 300 Händlern an, dass sie auf unserer Webseite einen eigenen Shop einrichten“, sagt der Frankfurter Unternehmer. Jeder Konsument der Hosen, Jacken oder Röcke im Internet bestellt, kann sie bei einem der angeschlossenen Fachhändler abholen oder sich von ihm liefern lassen.

„Den Service nutzen immer mehr Kunden“, freut sich Bernecker. So könnten die Händler trotz geschlossener Läden Ware der aktuellen Kollektion aus den eigenen stationären Läden verkaufen.

Bernecker, der im vergangenen Jahr einen „hohen einstelligen Millionenumsatz erzielte“, setzte bewusst auch schon vor der Corona-Krise darauf, seine Modekollektion nur über die Fachhändler zu verkaufen und nicht über den Internetshop. Die Webseite dient nur als Verkaufskatalog und Vermittler zwischen der Marke und dem jeweiligen Shop vor Ort.

Das stärkt die Fachhändler und bietet ihnen zusätzliche Möglichkeiten, Kunden zu gewinnen. Das ist aus Sicht von Experten wichtig. „Die Unternehmen des stationären Handels müssen ihre Geschäftsmodelle überarbeiten, um zu überleben“, ist Oliver Merkel, Partner und Handelsexperte der Unternehmensberatung Bain & Co., überzeugt. Dazu gehöre es auch, „sich auf profitable Filialen zu konzentrieren und das Onlinegeschäft auszubauen“.

Konsumenten schränken Ausgaben ein – auch online

Denn er erwartet, dass der Verkauf von Mode über das Internet wieder anziehen wird. Im März sank der Onlineumsatz hingegen nach Berechnungen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel um 35 Prozent. Selbst Zalando, bis dahin voll auf Wachstumskurs, musste einräumen, dass „die Verbraucher ihr Verhalten an die neue Situation anpassen und kurzfristig ihre Konsumausgaben einschränken“.

Der börsennotierte Konzern habe Maßnahmen ergriffen, „um Kosten zu reduzieren und unsere finanzielle Stabilität zu gewährleisten“, sagte eine Zalando-Sprecherin. „Wir rechnen mit Einsparungen in den Bereichen Marketing, Gemeinkosten sowie durch reduzierte Investitionsausgaben“. Eine Summe wollte Zalando nicht nennen. In Medienberichten war von 350 Millionen Euro die Rede.

Philipp Simon hingegen profitiert davon, dass viele klassische Läden in Krisenzeiten geschlossen sind. „Wir liegen über den Erwartungen“, sagt der Geschäftsführer des Onlinehändlers Bike-Components. Die Kunden könnten momentan zwar keine größeren, mehrtägigen Radtouren unternehmen oder in die Berge fahren. Aber Radfahren ist eine der wenigen Möglichkeiten, den eigenen Sprengel zumindest ein wenig zu verlassen.

Und ihre Velos machen sie offenbar trotz Coronakrise fit fürs Frühjahr und ordern kräftig Ersatzteile übers Internet bei dem Aachener Mittelständler. Mehr als 70.000 Artikel hat Bike-Components eigenen Angaben zufolge auf Lager.

Die Mitarbeiter im Versandzentrum mussten sich wegen Corona indes umstellen. „Es geht weniger um Geschwindigkeit, als darum, jeden Schritt bewusst zu tun“, sagt Simon. Das heißt: Ihre Laufwege werden jetzt so berechnet, dass sie sich zwischen den Regalen nicht begegnen.

Die meisten Artikel bezieht Bike-Components aus Fernost – und das funktioniert nach wie vor ausgezeichnet: „Die Chinesen waren schnell wieder lieferfähig“, so Simon. Nur die Rollentrainer fürs heimische Wohnzimmer, die waren schon Ende März restlos ausverkauft.

Online-Umsätze können stationäre Ausfälle oft nicht ausgleichen

Nicht nur die Mitarbeiter im Versandzentrum müssen unter erschwerten Bedingungen arbeiten, auch die Logistik-Dienstleister vor Ort. Täglich würden viele Hundert Sendungen verschickt, einerseits per Post, andererseits über Kuriere für Kunden in der Region, sagt Schonebeck, Chef des Warenhauses Schäffer aus Osnabrück: „Die Citylogistik hat die täglichen Frequenzen vervielfacht und ist an die aktuelle Leistungsgrenze gekommen.“ Das habe natürlich auch am Ostergeschäft gelegen.

Viele Anbieter schaffen es hingegen trotz großer Anstrengungen im Online-Handel nicht, die fehlenden Umsätze der Läden auszugleichen. Auch der Buchhandel versucht, in Zeiten des Shutdowns mehr über das Internet zu verkaufen.

Es würden im Netz zwar sehr viel mehr Bücher bestellt als in normalen Zeiten, sagt Nina Hugendubel, Gesellschafterin des gleichnamigen, traditionsreichen Buchhändlers. Aber: „Unsere Haupteinnahmequelle ist weg. Der Onlineshop kann bei weitem nicht ausgleichen, was uns in den Filialen fehlt“, sagte die Unternehmerin dem Handelsblatt.

Ganz besonders leiden indes die Anbieter von besonders exklusiven Produkten, selbst wenn sie normalerweise einen perfekten Service übers Internet bieten. So hat die große Luxusmodeplattform Netaporter ihren Lieferservice in den USA und in Europa eingestellt. Eine Unternehmenssprecherin begründet dies zwar damit, „dass die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kollegen und Community die erste Priorität hat“. So können Kunden zwar zurzeit im Onlineshop etwas bestellen. Geliefert wird aber erst, wenn die Logistikzentren in den USA und in Europa wieder normal arbeiten.

Doch die Gesundheit alleine dürfte nicht der einzige Grund für Netaporter sein, das Geschäft in den westlichen Industrieländern erst einmal auszusetzen. „In Zeiten großer Unsicherheit laufen Luxusprodukte immer schlecht“, sagt Bain-Berater Merkel. „Ich erwarte aber, dass der Online-Umsatz danach wieder deutlich steigen wird.“

Darauf hoffen auch die Sportartikelriesen Adidas und Puma. Denn bei denen ist das Onlinegeschäft immer noch klein. „Unser E-Commerce ist zwar noch in fast allen Märkten aktiv, macht aber weniger als zehn Prozent unseres Geschäfts aus“, teilte der Turnschuh-Hersteller Puma mit.

Auf einmal sind weitsichtige mittelständische Kaufleute wie Tobias Schonebeck aus Osnabrück den Konzernen einen Schritt voraus.