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Diese Investorin sammelt US-Geld für Europas Gründer

Die 33-jährige Investorin schließt ihren zweiten Fonds über 185 Millionen Dollar. Einen Schwerpunkt legt Ophelia Brown auf deutsche Start-ups.

Es ist eine Dauerklage europäischer Risikokapitalgeber: Der Kontinent mobilisiere zu wenig Geld für Start-ups – weshalb Gründer oft auf Kapital aus den USA zurückgreifen müssten. Regelmäßig warnen Investoren wie Klaus Hommels, Know-how könne so abfließen.

In London etabliert sich eine Gegenstimme: Ophelia Brown. Mit ihrer erst vor zwei Jahren gegründeten Investmentfirma Blossom Capital will sie den Trend, dass US-Geld nach Europa fließt, sogar noch fördern. Am Mittwoch wird sie verkünden, dass sie ihren zweiten Fonds mit 185 Millionen Dollar gefüllt hat.

Ihr Geschäftsmodell: Sie sammelt Geld in den USA und verteilt es in Europa – mit einem besonderen Schwerpunkt auf Deutschland. Denn Europas gewachsene Start-up-Szene rückt dank vergleichsweise niedriger Einstiegspreise und guter Chancen verstärkt in den Fokus der US-Anleger.

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„Ich will die Ambitionen der US-Westküste mit den Chancen vereinen, die in Europa warten“, sagte sie dem Handelsblatt. Mit dem neuen Fonds reiht sich die 33-Jährige unter die größten Frühphaseninvestoren des Kontinents ein. Konkret soll der neue Fonds Start-ups bereits kurz nach der Gründung unterstützen – je nach Fall mit zwischen fünf und 15 Millionen Dollar.

Brown wirbt damit, dass sie beide Kontinente gut kennt. Vielen US-Geldgebern fehle eine starke Präsenz in Europa, um zu Gründern schon früh eine Beziehung aufbauen zu können und die unterschiedliche Regulierung zu kennen.

Tatsächlich fließt Geld aus den USA typischerweise erst dann, wenn die Start-ups bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Für die US-Investoren ist der späte Einstieg oft vergleichsweise teuer. Laut einer Studie des Investors Atomico hat sich die Summe, die europäische Fonds in den USA einsammeln, 2018 innerhalb eines Jahres auf 1,7 Milliarden Dollar verfünffacht.

Und laut „Dealroom“ ist das Volumen, das US-Risikokapitalgeber in Europa ausgeben, 2019 auf 16,6 Milliarden Dollar gewachsen – von 10,9 Milliarden im Vorjahr. So hat etwa der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna im vergangenen Jahr 460 Millionen Dollar überwiegend von US-Geldgebern eingesammelt, um in das Land zu expandieren. Auch in der deutschen Onlinebank N26 steckt amerikanisches Geld.

Brown sieht in solchen Fällen kein Problem – im Gegenteil. „Deutsche und andere europäische Gründer müssen ihr Geschäft nicht mehr in die USA verlagern, wenn sie Geld von dort erhalten wollen. Sie können in Europa bleiben, wo sie inzwischen oft den besten Zugang zu Talenten und Märkten haben“, sagt sie.

München und Hamburg besonders interessant

Da im anhaltenden Niedrigzinsumfeld viel Geld für Frühphaseninvestments um gute Gründer wirbt, braucht sie schlagende Argumente, um zum Zuge zu kommen. Brown will – wie viele andere Frühphaseninvestoren auch – die Gründer vor Ort etwa bei der Produktentwicklung und dem Teambuilding unterstützen.

Zusätzlich aber verspricht sie, bei späteren Finanzierungsrunden den Kontakt zu finanzstarken US-Investoren herstellen zu können, die außerdem bei der Expansion nach Amerika helfen können.

Blossom Capital wolle dabei verstärkt außerhalb der Start-up-Metropolen London, Berlin und Paris suchen, sagte die für Deutschland zuständige Partnerin Louise Samet. So seien München und Hamburg besonders interessant. Das Hauptaugenmerk soll auf echten Innovationen liegen, nicht auf bloßen Kopien von Modellen, die Investoren so auch in den USA finden. In Berlin finanziert Blossom bereits das Start-up Inne, das ein Gerät zur Hormonkontrolle für Frauen entwickelt.

Brown selbst ist zwar in Großbritannien aufgewachsen, hat aber lange Zeit in den USA gelebt. Heute sei das Team die Hälfte der Zeit auf dem einen, die andere Hälfte auf dem anderen Kontinent, sagt sie. Vor der Gründung ihrer eigenen Firma in London hat sie sich unter anderem bei Index Ventures einen Namen gemacht. Ein Grund sei die positive Entwicklung von Investments wie bei der Flugbuchungsplattform Duffel, die sie eingefädelt hat, meint sie.

Ihr erster, vor knapp zwölf Monaten geschlossener Fonds umfasst 85 Millionen Dollar. Brown reklamiert für sich, so schnell wie noch keine andere Gründerin ihren zweiten Fonds gefüllt zu haben. Dennoch will sie geschlechtsneutral investieren. „Für mich ist nicht entscheidend, dass wir eine weibliche Spitze haben, sondern dass unser Team divers besetzt ist“, sagt sie. „Gute Investments brauchen diverse Gedanken.“