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Diese Frau steht hinter den Corona-Daten der Johns-Hopkins-Universität

Wenn es um Corona-Zahlen geht, verlässt sich die halbe Welt auf das Online-Tool der Johns-Hopkins-University. Ingenieurin Lauren Gardner ist der Kopf dahinter.

Ingenieurin Lauren Gardner ist der Kopf hinter den Corona-Daten der Johns-Hopkins-Universität. (Bild: Samuel Corum/Getty Images)
Ingenieurin Lauren Gardner ist der Kopf hinter den Corona-Daten der Johns-Hopkins-Universität. (Bild: Samuel Corum/Getty Images)

Um den Erfolg von Lauren Gardner zu beschreiben, greift ihr Chef zu schwarzem Humor. „Das Corona-Dashboard wird rund um die Welt zitiert“, sagt Ed Schlesinger, Dekan der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät an der Johns-Hopkins-Universität (JHU), „Es ist, wenn ich das so sagen darf, viral gegangen“.

Gardner, Assistenzprofessorin auf dem JHU-Campus in Baltimore, ist der Kopf hinter dem interaktiven Online-Dashboard, mit dessen Hilfe sich unter coronavirus.jhu.edu/map der Stand der Ausbreitung der Seuche stundengenau verfolgen lässt - inklusive Zahl der Toten und Zahl der Genesenen.

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Unzählige Websites haben das Online-Tool mittlerweile in ihre Berichterstattung eingebunden, darunter auch das Handelsblatt. Bereits Anfang März verzeichnete das Dashboard 1,2 Milliarden Zugriffe pro Tag.

Aus Gardner, die noch bis vor wenigen Monaten an der University of New South Wales geforscht hat, ist durch Corona ein Wissenschafts-Star geworden. Vor der Corona-Krise hatte sich Gardner darauf spezialisiert, mit Computerhilfe die Ausbreitung von Epidemien zu vermessen und zu prognostizieren.

Zuletzt hatte sie sich mit der Vorhersage von Masern-Ausbrüchen in den USA befasst. Als sie von dem Ausbruch einer neuen Krankheit in China las, sah sie darin vor allem eine Gelegenheit, die Zähl- und Prognosemethoden ihres Modells zu verbessern. Zusammen mit zwei Doktoranden machte sie sich an die Arbeit.

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Am 22. Januar entschlossen sie sich, die Datensammlung zum Corona-Virus öffentlich zu machen - und waren schon bald überwältigt von der Resonanz. Ende Februar gab zum Beispiel US-Gesundheitsminister Alex Azar dem Vizepräsidenten Mike Pence eine Führung durch das Lagezentrum des Ministeriums gab. An die Wand des Lagezentrums projiziert war Gardners Dashboard.

Statt mit zwei Doktoranden arbeitet Gardner mittlerweile mit einem zwölfköpfigen Team. Um alle in einem Raum unterzubringen und trotzdem den Corona-konformen Sicherheitsabstand einzuhalten, sind sie gemeinsam in einen Konferenzraum der Universität umgezogen.

Aber wie kommen Gardner und ihr Team an ihre Daten? In Deutschland klafft eine auffällig große Lücke zwischen den offiziellen Corona-Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und denen er JHU: Am Montag um 16 Uhr MEZ verzeichnete Gardners Dashboard 26 220 Fälle in Deutschland und 111 Corona-Tote. Das Robert-Koch-Institut verzeichnet zum gleichen Zeitpunkt lediglich 22 672 Erkrankte in Deutschland und 86 Todesfälle.

Das RKI verlässt sich auf die Meldungen der regionalen Gesundheitsämter, die ihre Fallzahlen einmal pro Tag an das RKI melden. Jeweils um Mitternacht aktualisiert das RKI seine Zählung. Wie Gardners Dashboard an seine Zahlen kommt, vermag man beim RKI nicht zu sagen.

Hinter dem Dashboard steckt nicht nur Künstliche Intelligenz

Gardners hat ihre Methoden in einer Anhörung vor dem US-Kongress so erläutert: „Die Zahlen der World Health Organisation, die auf denen der nationalen Gesundheitsbehörden basieren, bilden für uns immer die Grundlage. Aber wir ergänzen sie um die Meldungen von verlässlichen Medien und Gesundheitseinrichtungen auf dem lokalen Level.“

Einmal am Tag werden diese Daten dann wieder mit den offiziellen Fallzahlen der Gesundheitsbehörden abgeglichen. „Auf diese Weise verzeichnen wir in der Regel mehr Fälle als die Gesundheitsbehörden, weil wir aktueller sind, aber unsere Kurven verzeichnen den gleichen Trend“, erklärte Gardner Anfang März mit ruhiger, fast zurückhaltender Stimme den Kongressmitarbeitern.

Hinter dem Corona-Dashboard steckt also keine künstliche Intelligenz, die die Fallzahlen hochrechnet, sondern vor allem die Fleißarbeit von Gardner und ihren Mitarbeitern. Doch es ist nicht nur die Aktualität der zahlen, die den Erfolg des Dashboard ausmacht, sondern auch ihre übersichtliche Präsentation, der Verzicht auf all die Einschränkungen und Fußnoten, die wissenschaftliche Erkenntnisse oft so schwer konsumierbar machen.

Nicht dass diese Informationen bei Gardners Dashboard fehlen würden, sie sind nur gut versteckt. „Hier unten“, sagt die Professorin bei ihrer Anhörung im Kongress und zeigt auf das hinter ihr an die Wand projizierte Dashboard, „steht eine Textbox mit ganz viel wichtigem Zeug, bei dem ich davon ausgehe, dass es keiner liest.“

Corona-Krise: Die aktuellen Entwicklungen gibt’s hier