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Diese Gründer fielen bei den DHDL-Löwen durch – und sind heute erfolgreich

Das Urteil der Show-Investoren hat Einfluss auf den Werdegang vieler Gründerinnen und Gründer. Manche Startups haben sich trotz Kritik durchsetzen können
Das Urteil der Show-Investoren hat Einfluss auf den Werdegang vieler Gründerinnen und Gründer. Manche Startups haben sich trotz Kritik durchsetzen können

„Obergierige Kapitalisten“, „unveschämte Vorstellung“, „gruselige“ Produkte – das sind nur einige Worte, mit denen Gründer von Investoren aus der bekannten TV-Show „Die Höhle der Löwen“ abgewiesen wurden. Trotz Kritik haben es einige Kandidaten aus der Sendung im Nachhinein geschafft, ihr Unternehmen groß zu machen. Vier Beispiele, wie Startups andere Wege der Finanzierung und Unterstützung gefunden haben.

Die „unverschämte“ Darbietung vom Denttabs-Gründer

Als im Jahr 2014 die erste Staffel von „Die Höhle der Löwen“ im deutschen Fernsehen lief, wusste noch keiner so genau, worauf man sich als Gründer einlässt – auch nicht als Zuschauer. Diese Erfahrung musste auch Denttabs-Gründer Axel Kaiser machen. „Alles, was sie über Zahnpflege wissen, ist falsch“, posaunte der gelernte KfZ-Mechaniker damals in die Kamera. Die Löwen schäumten vor Wut. Eine „ganz schwache und unverschämte Vorstellung“ sei das gewesen, hieß es von den Investoren. Kaiser ging leer aus.

Nicht er hat sich damals für die Show beworben, sondern Sony kam auf den Denttabs-Gründer Axel Kaiser zu.
Nicht er hat sich damals für die Show beworben, sondern Sony kam auf den Denttabs-Gründer Axel Kaiser zu.

„Ich wollte anfänglich mit einem 10-Millionen-Investment starten“, sagt Kaiser gegenüber Gründerszene heute. Aber dann seien sie von den Machern der Sendung weiter runtergehandelt worden. Als sie dann in Köln für die Aufzeichnung waren, habe er nur noch eine Million fordern dürfen. „In den Ankündigungen zur Sendung war ich jedes Mal zu sehen. Mir war klar: Ich bin der Depp des Tages“, sagt Kaiser selbstbewusst.

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Heute stehen die Zahnreinigungspillen im Regal von dm, Rossmann und in einigen Biomärkten. Etwa 500 Millionen Tabletten sollen nach eigenen Angaben verkauft worden sein. „Innerhalb von 18 Monaten haben wir uns vom Umsatz verzehnfacht auf etwa drei Millionen Euro im Jahr“, so der Gründer. Derzeit arbeiten 20 Mitarbeitende für das Unternehmen, geliefert wird in 40 Länder. „Früher war ich immer der Spinner mit den Pillen. Jetzt geht das Konzept auf und andere machen es nach.“ Nach DHDL habe er nie wieder versucht, Investoren zu finden, sagt Kaiser.

Zu hohe Forderung von Otto Wilde Grillers

Auch für die Gründer-Familie Wilde lief es nicht rund, als sie 2017 vor den Löwen ihre Idee pitchten: ein Luxus-Grill, der mit Infrarot-Licht das Fleisch von oben statt von unten erhitzt. Zwei Millionen Euro für 20 Prozent der Anteile forderten sie damals von den Investoren. Ralf Dümmel und Frank Thelen erklärten die Bewertung für unverschämt, Carsten Maschmeyer war der Grill zu groß. Am Ende gab es kein Geld von den Investoren.

In der Show konnte die Gründerfamilie Wilde nicht mit ihrem hochpreisigen Spezialgrill überzeugen
In der Show konnte die Gründerfamilie Wilde nicht mit ihrem hochpreisigen Spezialgrill überzeugen

Der PR-Effekt lohnte sich trotzdem für die Düsseldorfer, die im Jahr 2015 gegründet haben. „Wir hatten an dem Tag der Ausstrahlung 100.000 Nutzer auf unserer Webseite“, sagte Mitgründerin Julia Wilde in einem Interview. Im Jahr 2016 kamen zuvor bei einer ersten Crowdfunding-Kampagne 300.000 Euro zusammen. Im Juni 2020 schloss das Düsseldorfer Startup eine weitere Crowdfinanzierung über knapp 4,5 Millionen Euro ab. Allein 2020 habe Otto Wilde nach eigenen Angaben Bestellungen im Wert eines zweistelligen Millionenbetrags erhalten.

Das 30 Mitarbeiter große Unternehmen ist in diesem Jahr mehrheitlich von Miele übernommen worden –75,1 Prozent sicherte sich der Konzern. Wie viel Geld geflossen ist, wurde nicht bekannt gegeben. Künftig sollen komplette Outdoor-Küchen im Modular-System angeboten werden. Das Kapital für die Entwicklung kommt vom neuen Inhaber.

„Gruselig“ schmeckende Trinkhalme von Wisefood

Als Wisefood im Jahr 2018 den Löwen seine essbaren Strohhalme zum Trink- und Geschmackstest präsentierte, zeigten sich die Investoren wenig begeistert. „Gruselig“ im Geschmack, urteilte Maschmeyer. Ein weiterer Kritikpunkt damals: Die Röhrchen lösten sich nach Meinung der potenziellen Geldgeber zu schnell auf. Für die Strohhalme aus Apfelresten sollte es nicht wie geplant 200.000 Euro für acht Prozent der Firmenanteile geben.

Wisefood-Mitgründer Philipp Silbernagel zeigt das eigene Produkt in der Anwendung
Wisefood-Mitgründer Philipp Silbernagel zeigt das eigene Produkt in der Anwendung

Der Rückschlag spornte das Gründerteam um Konstantin Neumann, Philipp Silbernagel und Danilo Jovicic weiter an. Das 2017 gegründete Startup schaffte es etwa ein Jahr nach der Sendung in 4.200 Filialen des Aldi-Imperiums. Der Kontakt zu Aldi kam im Frühsommer 2019 über einen Ideenwettbewerb zustande, den der Discounter zusammen mit dem Startup-Förderprogramm Techfounders initiiert hatte. Nach eigenen Angaben konnte Wisefoods im gleichen Jahr 50 Millionen Plastik-Trinkhalme durch essbaren Trinkhalme ersetzen.

Im Jahr 2020 beteiligten sich Privatinvestoren und Delivery Hero als Corporate Investor mit einem siebenstelligen Betrag an dem Startup. Aktuell exportiert das Unternehmen nach eigenen Angaben in 15 Länder weltweit und entwickelt weitere essbare Produkte wie Teller und Löffel.

Die „obergierigen Kapitalisten“ von Sirplus

Als Raphael Fellmer und Martin Schott 2019 bei „Die Höhle der Löwen“ auftraten, wollen sie eigentlich nur Schluss machen mit der Lebensmittelverschwendung. Mit ihrem Startup Sirplus kaufen sie Händlern krummes Gemüse oder gerade abgelaufene, aber noch genießbare Lebensmittel ab, die sonst in der Tonne gelandet wären. Das Businessmodell: gerettete Produkte für kleines Geld weiterverkaufen. Fellmer profilierte sich vor den Löwen damit, in einen Geldstreik für die Idee des Foodsavings getreten zu sein. Kurz darauf forderte er und sein Mitgründer 700.000 Euro für sechs Prozent der Unternehmensanteile. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Sirplus-Chef Raphael Fellmer rettet Essen und Getränke vor der Mülltonne.
Sirplus-Chef Raphael Fellmer rettet Essen und Getränke vor der Mülltonne.

Georg Kofler trat aus der Defensive hervor und polterte los: „Ihr macht ein normales kaufmännisches Geschäft und tretet hier an wie die Moralapostel, die die Welt retten wollen, und kommt mit einer Bewertung daher, die euch als obergierige Kapitalisten erscheinen lässt. Ich finde euch total unglaubwürdig.“ Auch das 2017 gegründete Sirplus musste ohne Investment und mit reichlich Spott nach Hause gehen.

Während der Ausstrahlung Ende 2019 hatten die Sirplus-Gründer bereits einen anderen Deal an Land gezogen: Benjamin Otto, Tim Schumacher und Matthias Willenbacher investierten eine hohe sechsstellige Summe. Seit 2020 sind fünf stationäre Supermärkte in Berlin im Betrieb, um Lebenmittelverschwendung zu vermeiden.