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Diese Frau ebnete den Weg fürs Pay-TV in Deutschland

Die Geschäftsführerin von NBC Universal verkündet glänzende Branchenzahlen. Gleichzeitig sorgt sie sich wegen der Corona-Pandemie um den Nachschub.

Was 25 Jahre doch für einen Unterschied machen. Als Katharina Behrends 1995 bei Premiere ihre Karriere startete, da war das Bezahlfernsehen in Deutschland ein hoch defizitäres Geschäft. Und das, obwohl nur wenige Anbieter um die Kunden warben. Inzwischen konkurrieren 103 Pay-Kanäle um die Abonnenten. Trotzdem konnte die Managerin an diesem Dienstag für ihre Branche die besten Zahlen aller Zeiten verkünden.

„Die Entwicklung ist sehr erfreulich“, sagte die Juristin. Sie führt nicht nur das Deutschland-Geschäft von NBC Universal. Die 54-Jährige ist auch Vorsitzende des Arbeitskreises Pay-TV im Branchenverband Vaunet. Es ist kein Wunder, dass Behrends die Bezahlfernsehsender hierzulande vertritt. Kaum jemand kennt die Industrie so gut wie sie, die sie ihre gesamte Karriere im TV-Business verbracht hat.

Aus dem einstigen Nischenprodukt Pay-TV haben Behrends und die Kollegen bei den anderen Sendern ein Milliarden-Business gemacht. Vergangenes Jahr ist der Umsatz in Deutschland um knapp zwölf Prozent auf 3,9 Milliarden Euro in die Höhe geschossen.

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Die jüngsten Entwicklungen erläuterte Behrends nun auf einer Pressekonferenz des Vaunet. Auf acht Millionen Abonnenten kamen die Medienfirmen voriges Jahr, 200.000 mehr als noch 2018. Dieses Frühjahr versammelten sich dann noch viel mehr Leute vor dem Fernseher – angesichts der Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie.

Gut für Behrends, die sich über eine gestiegene Reichweite ihrer Sender freut. Zu NBC Universal gehören Bezahlkanäle wie 13th Street, SYFY und Universal TV. Sie sind auf Plattformen wie Sky, bei der Telekom oder Vodafone zu sehen.

Seit 15 Jahren bei NBC Universal

„Die Menschen verbringen insgesamt mehr Zeit mit digitalen Angeboten und nutzen insbesondere das Medium TV“, erläutert Behrends die besonderen Umstände während der Corona-Pandemie. Seit zwölf Jahren führt die Rechtsanwältin die Tochter des US-Konzerns Comcast. Im Unternehmen ist sie sogar schon seit 15 Jahren. Es war eine bewegte Zeit für NBC Universal - und für Behrends.

Mehrmals musste sie sich auf neue Eigentümer einstellen. Anfangs gehörte die Medienfirma noch zur Industrie-Ikone General Electric, einem Rivalen von Siemens. Seit 2009 heißt der Eigentümer Comcast. Der wiederum schluckte 2018 den Münchner Bezahlkanal Sky Deutschland.

So kommt es, dass NBC Universal Deutschland inzwischen zu Sky Deutschland gehört. Ihr 40-köpfiges Team saß bis Ausbruch der Corona-Pandemie bei Sky im Münchner Medienvorort Unterföhring. Inzwischen arbeitet auch Behrends meist von zuhause aus.

Sky kennt Behrends ohnehin ausgezeichnet. Einerseits, weil der Sender seit Jahren einer der wichtigsten Kunden von NBC Universal ist. Andererseits ist Sky der Nachfolger von Premiere, wo sie einst vier Jahre lang in Hamburg als Justiziarin tätig war. Später arbeitete sie auch einige Zeit beim Musiksender MTV und startete dort die Bezahlangebote.

Behrends gilt in der Medienbranche als zielorientierte Managerin, die auch die notwendige Härte mitbringt. Sie hatte kaum den Chefposten von NBC Universal in Deutschland übernommen, da verkaufte die Geschäftsführerin den unrentablen Free-TV-Sender Das Vierte und sanierte die beiden Bezahlkanäle 13th Street und Syfy. „Der Anfang war schwer“, erinnert sich Behrends. „Ich musste erst einmal restrukturieren.“

Corona zwang Sky zu Programm mit Untertitel

Auch dieses Jahr ist ihr Krisenmanagement gefragt. Das Zuschauerinteresse war wegen der Coronakrise im Frühjahr zwar riesig, und ist es immer noch. Aber es sei zunächst schwierig gewesen, fremdsprachige Filme und Serien zu synchronisieren. Behrends sagt: „Fast alle Anbieter mussten ihre Programmpläne ändern.“

Bei Sky kam deshalb auch Programm mit Untertitel auf den Bildschirm. Und auch in den nächsten Monaten wird sich die sportliche Frau nicht einfach zurücklehnen können. Denn die wichtigen, deutschsprachigen Eigenproduktionen werden zwar wieder gedreht. Aber wie lange geht das gut?

„Niemand weiß, ob die Produktionen nicht doch wieder abgebrochen werden müssen“, bangt Behrends. Auf Nachschub aus den USA zu setzen wäre gewagt. Schließlich wütet das Virus gerade in Kalifornien, der Heimat der meisten US-Produktionen. Einige Filme würden jetzt deutlich später als geplant in die Kinos kommen, warnt Elke Walthelm, die Programmchefin von Sky Deutschland. Das würde sich auch aufs Bezahlfernsehen auswirken.

Privat entspannt sich die im noblen Münchner Stadtteil Lehel lebende TV-Managerin nicht mit Fernsehen, sondern mit Yoga, Wandern und vor allem Büchern. Alle vier Wochen trifft sie sich mit ihrem Lesekreis, um über die neuesten Romane zu diskutieren und Leseempfehlungen auszutauschen. Dieses Jahr hat sie dafür sogar noch ein bisschen mehr Zeit als sonst. Denn die aufwendigen Reisen nach Amerika fallen aus.

Alles sieht danach aus, als könnte Behrends in ihrer Verbandsfunktion nächstes Jahr wieder neue Rekorde vermelden. „Die Krise hat deutlich gemacht, welche Relevanz Bewegtbild hat“, sagt RTL-Manager Henning Tewes. Daran werde sich nichts ändern, wenn die Pandemie erst einmal vorüber sein sollte.