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Diese Devisen leiden besonders unter dem Ölpreis-Crash

Der Ölpreis ist auf ein historisches Tief gefallen. Die gesunkene Ölnachfrage wirkt sich auch auf die Wechselkurse einiger Währungen aus.

Normalerweise verspricht Öl Reichtum – aktuell aber will es keiner haben. Erstmals in der Geschichte war der Preis für amerikanisches Öl in der vergangenen Woche zeitweise ins Negative gefallen. Wer es loswerden wollte, musste somit sogar draufzahlen. Ein schwacher Ölpreis trifft nicht nur Energiekonzerne, sondern in der Regel auch den Devisenmarkt.

Sinkt der Ölpreis, schadet das typischerweise vor allem den sogenannten Ölwährungen wie dem russischen Rubel, der norwegischen Krone oder mit Abstrichen auch dem kanadischen Dollar. Nachdem diese Währungen bis Anfang März deutlich abgewertet hatten, zeigten sie sich zuletzt relativ robust gegenüber den Kapriolen am Ölmarkt.

Gelitten haben eher Währungen, die als besonders riskant gelten, wie die türkische Lira oder der südafrikanische Rand. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass viele Investoren davon ausgehen, dass sich der Ölpreis bald zumindest teilweise wieder erholt. Doch das ist längst nicht ausgemacht.

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„Es gibt große Unsicherheit, wie sich die Ölnachfrage nach der Coronakrise entwickelt“, sagt Ulrich Leuchtmann, Devisenchef der Commerzbank. Durch eine längere Wirtschaftsschwäche oder Verhaltensänderungen – wie etwa weniger Flugreisen – könne die Nachfrage auch langfristig deutlich niedriger sein. „Das würde dann Währungen wie den russischen Rubel oder die norwegische Krone stärker belasten.“ In Russland und Norwegen machten Öl und Gas im vergangenen Jahr etwa die Hälfte der Exporteinnahmen aus.

Beide Währungen haben seit Jahresbeginn deutlich verloren: Der russische Rubel verlor rund 16 Prozent im Vergleich zum Dollar – die norwegische Krone etwa 15 Prozent. In den vergangenen Wochen haben sie sich jedoch sehr stabil gehalten. Seit ihren Tiefpunkten Mitte März werteten beide Währungen jeweils wieder um knapp zehn Prozent im Vergleich zur US-Währung auf – während gleichzeitig der Ölpreis weiter erodierte.

Vor allem der Preis für die US-Sorte WTI fiel seit Mitte März um über die Hälfte und schwankte besonders dramatisch. Der Preis für die Nordseesorte Brent, der Referenzpreis in Europa, hielt sich zwar stabiler, sank aber im selben Zeitraum ebenfalls um über 30 Prozent.

Südafrika und die Türkei sind Netto-Importeure

„Der Ölpreisverfall trifft die Währungen großer Produzenten wie Norwegen oder Russland momentan nicht so stark wie sonst üblich. Er ist aber ein wirtschaftliches Warnsignal und führt dazu, dass Investoren Risiken meiden“, sagt Devisenexperte Leuchtmann. Kurzfristig würden darunter derzeit eher Währungen von Ländern leiden, die ohnehin schwache Fundamentaldaten haben, wie etwa Brasilien, die Türkei oder Südafrika.

Diese Länder haben vergleichsweise hohe Schulden in ausländischer Währung und hatten in den vergangenen Jahren Defizite in der Leistungsbilanz, also im Handel von Waren und Dienstleistungen mit dem Ausland. Daher betrachten Investoren sie mit besonderer Vorsicht. Fällt der Ölpreis, interpretieren Investoren das als Signal für höhere wirtschaftliche Risiken und meiden daher vor allem diese Währungen.

Dabei sind Südafrika und die Türkei eigentlich Netto-Importeure von Öl. Typischerweise profitieren sie von einem niedrigeren Ölpreis, weil dies bedeutet, dass sie weniger für ihre Importe zahlen müssen und dadurch finanziell entlastet werden.

Dieser längerfristige Effekt kommt momentan aber kaum zur Geltung, weil derzeit das wirtschaftliche Leben in weiten Teilen der Welt stillsteht. „Daher fallen negative Effekte durch den geringen Ölpreis für Förderländer nicht so stark auf. Umgekehrt profitieren klassische Importeure nur wenig, weil sie im Moment kaum Öl nachfragen“, sagt Devisenexperte Leuchtmann.

Die Frage ist jedoch, ob es dabei bleibt oder Währungen von Ölexporteuren wie Norwegen, Russland oder Kanada nicht doch noch stärker unter Druck geraten. Bayern-LB-Devisenexperte Wolfgang Kiener verweist darauf, dass sich der aktuelle Ölpreisverfall vor allem auf die kurzen Lieferfristen bezieht.

So ist die Terminpreiskurve, die den Ölpreis zu unterschiedlichen Lieferzeitpunkten anzeigt, aktuell besonders steil. Der Preis zum jetzigen Zeitpunkt ist also sehr niedrig, er steigt aber stark an, je weiter in der Zukunft der Lieferzeitpunkt liegt.

Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Ölnachfrage durch das Herunterfahren vieler Volkswirtschaften sehr plötzlich eingebrochen ist. Das Ölangebot aber lässt sich nicht so schnell einschränken. Zwar haben sich die Ölstaaten-Allianz Opec und weitere mit ihr verbündete Länder auf eine starke Förderkürzung verständigt.

Bis diese umgesetzt ist, dauert es aber. Zudem rechnen viele Experten damit, dass einzelne Schieferölproduzenten in den USA vom Markt verschwinden werden. Auch das braucht aber Zeit. Aktuell ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage sehr groß, weshalb Lagerkapazitäten knapp werden – vor allem in den USA. Das erklärt den derzeit extrem niedrigen Ölpreis.

Aktuell erwarten viele Investoren, dass sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage am Ölmarkt in den kommenden Monaten langsam wieder schließt, zum Beispiel weil die Förderkürzungen greifen, Ölproduzenten vom Markt verschwinden oder weil die Nachfrage nach dem Hochfahren des Wirtschaftslebens in vielen Ländern wieder steigt. Die steile Terminpreiskurve für den Ölpreis spiegelt diese Erwartung.

Vor allem die Entwicklung der Nachfrage wird für die Ölwährungen entscheidend sein. Deutsche-Bank-Stratege Robin Winkler hat sich in einer aktuellen Studie damit befasst, wie stark Ölwährungen auf Angebots- und Nachfrageänderungen am Ölmarkt reagieren.

Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass Nachfrageänderungen einen deutlich stärkeren Effekt auf deren Wechselkurse haben. Das liegt vor allem daran, dass bei einer Angebotsanpassung, wie der jüngsten Förderkürzung der Opec, zwar tendenziell der Ölpreis stabilisiert wird, die Förderländer aber auch weniger Öl verkaufen. Steigt dagegen die Nachfrage, wirkt sich dies positiv auf den Ölpreis aus, bis das Fördervolumen entsprechend zunimmt.

Ohne Erholung drohen Risiken

Der aktuelle Ölpreis sei für den Devisenmarkt weniger entscheidend, argumentiert Bayern-LB-Experte Kiener. „Die Währungen von Ölförderländern wie Norwegen oder Russland orientieren sich eher an den mittel- bis langfristigen Preisaussichten. Sollte der Ölpreis für spätere Liefertermine stärker fallen, würde das die Währungen von Ölförderländern belasten.“

Erholt sich also der Ölmarkt nicht wie vorgesehen, bestehen Risiken. Kiener rechnet aber eher nicht damit, dass sie eintreten. „Mittelfristig sind wir für die norwegische Krone leicht positiv gestimmt. Aktuell gehen wir davon aus, dass es auf dem Ölmarkt zu einer Marktbereinigung kommt und sich der Ölpreis langsam erholen wird.“

Auch die Commerzbank prognostiziert einen Anstieg der Krone im weiteren Jahresverlauf. Aktuell kostet ein US-Dollar rund 10,40 norwegische Kronen – der Euro notiert bei 11,30 Kronen. Bis Jahresende geht das Institut davon aus, dass der Kurs zum Euro konstant bleibt und ein Dollar dann nur noch 9,91 Kronen kostet.

Für den russischen Rubel geht die Commerzbank von einer stabilen Entwicklung im Vergleich zum US-Dollar aus. Der zuletzt wieder stabile Rubel-Kurs dürfte ein Grund gewesen sein, weshalb die russische Notenbank am vergangenen Freitag die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent gesenkt hat.

„Sollte der Rubel wider Erwarten in nächster Zeit nachhaltig die Contenance verlieren, dürfte die russische Notenbank nicht zögern, ihrer Landeswährung Halt zu bieten, notfalls auch mit einer massiven Leitzinsanhebung“, schreibt die Devisenanalystin der DZ Bank, Sandra Striffler, in einer aktuellen Analyse.

Eine weitere Währung, die in der Regel vom Ölpreis abhängt, ist der kanadische Dollar. Aktuell notiert er bei 1,39 pro US-Dollar. Die Commerzbank erwartet, dass er bis Jahresende etwa auf diesem Niveau bleibt und gegenüber dem Euro leicht abwertet. Unter dem Strich sind die Experten also eher optimistisch für die Währungen der großen Ölexporteure. Voraussetzung ist jedoch, dass der Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht kommt.