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Die größten Nestlé-Shitstorms aller Zeiten

Mit seinem Einstieg bei Yfood sorgt Nestlé derzeit für Furore – und bringt damit vor allem Influencer in Bedrängnis. Es hagelt Kritik von allen Seiten. Nicht die einzige, mit der das Unternehmen in den letzten Jahren fertig werden musste. Ein Überblick.

Nestlé mischt überall mit – und das kommt nicht gut an (Bild: REUTERS/Denis Balibouse)
Nestlé mischt überall mit – und das kommt nicht gut an (Bild: REUTERS/Denis Balibouse) (Denis Balibouse / Reuters)

Die Nachricht, dass Nestlé den Nahrungsergänzungsmittelhersteller Yfood gekauft habe, schlug ein wie eine Bombe. Schließlich werben viele Influencer und Youtuber mit der Marke, die den Hunger zwischen Gaming, Kindererziehung und Outdoor-Abenteuern stillen soll. "Mein Twitch-Sponsoring sollte morgen starten, ich hab’s heute wegen der Nestlé-Nummer abgesagt“, schrieb der Youtuber und Schauspieler Fabian Siegismund auf Twitter und stellte klar, dass er eine geplante Kooperation mit Yfood unverzüglich beenden werde.

Auch andere Influencer und Streamer beschlossen die Partnerschaft mit Yfood nach der Übernahme durch Nestlé zu beenden. Ganz anders reagierte hingegen "7 vs. Wild"-Star Fritz Meinecke. Am Tag, als die Nachricht des Nestlé-Deals bekannt wurde, postete er auf Instagram einen Werbepost für YFood - sehr zum Unmut seiner Fans.

Trotz Nestlé-Deal: Fritz Meinecke wirbt weiter für YFood

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Über die Jahre hinweg hat Nestlé mit seinen Entscheidungen immer wieder Shitstorms ausgelöst. Erst letztes Jahr hatte sich das Unternehmen mit der Übernahme von Ankerkraut unbeliebt gemacht. Und das ist noch lange nicht alles. Hier die größten Shitstorms überhaupt:

Ankerkraut

2013 mischten sie noch Gewürze in einer Garage in Hamburg-Wilhelmsburg, heute sind Anne und Stefan Lemcke Millionäre. Als die beiden im April 2022 ihr Unternehmen Ankerkraut an Nestlé verkauften, war das Unverständnis bei Kunden und Kooperationspartnern groß. Zwar versprachen sie, dass sich am operativen Geschäft nichts ändern werde, einen Shitstorm gab es für die zwei Hamburger trotzdem. Schließlich hatten die Ankerkraut-Gründer ihr Start-up an ein Unternehmen verkauft, das wegen der Abholzung des Regenwaldes, der Ausbeutung von Wasserressourcen, Kinderarbeit und ungesunder Babynahrung in der Kritik steht – um nur einige wenige Kritikpunkte aufzuführen.

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"Wir sind seit der Gründung 2013 unaufhörlich gewachsen und haben uns vom Vorzeige-Start-up zu einem erfolgreichen Grown-up und Rockstar der Foodszene entwickelt. Darauf sind wir sehr stolz. Jetzt sind wir als Marke an einem Punkt angekommen, an dem wir uns strategisch und fachlich verstärken möchten, um Ankerkrauts Wachstum weiter so stark voranzutreiben, wie wir es in der Vergangenheit geschafft haben", sagten die Gründer gegenüber dem Stern. Zu ihrer Entscheidung würden die Lemckes aber dennoch stehen: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein solches Wachstum nur mit einem starken strategischen und international aufgestellten Partner möglich ist. Wir sind überzeugt, dass wir mit Nestlé genau diesen Partner gefunden haben."

Den Shitstorm hatten die beiden Gründer "zum Teil vorausgesehen". Die Kritik nahmen sie sich natürlich zu Herzen: "Sie geht natürlich nicht spurlos an uns vorbei, vor allem nicht an unseren Mitarbeiter:innen." Trotz allem sagten die beiden: "Wir sind fest entschlossen zu beweisen, dass wir es ernst meinen, wenn wir sagen: Ankerkraut bleibt Ankerkraut, wir werden weiterhin als eigenständiges Unternehmen tätig sein."

Russland

Als Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, war für die meisten Unternehmen klar: Wir lösen unsere bestehenden Geschäfte in Russland auf und ziehen uns zurück. Wie aus einer fortlaufend aktualisierten Auflistung der Yale School of Management hervorgeht, haben 1.013 internationale Unternehmen infolge der Ukraine-Invasion den Rücken gekehrt. Davon haben sich 516 Unternehmen, darunter auch deutsche Firmen wie Aldi, Adidas und Deichmann, vollständig zurückgezogen. Weitere 497 Unternehmen wie BMW, die Commerzbank und DHK, haben ihre Aktivitäten in Russland zu 100 Prozent ausgesetzt, halten sich aber eine Rückkehr offen.

Nicht so Nestlé. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern kündigte Ende März 2022 an, sein Angebot in Russland "drastisch zu reduzieren" und verkauft nach eigenen Angaben weiterhin Grundnahrungsmittel und Hygieneprodukte in Russland. Dazu sagte das Unternehmen: "Wir haben die Produktion der grossen Mehrheit von Varietäten bekannter Nestlé-Marken [in Russland] eingestellt und konzentrieren uns auf die Bereitstellung von essenziellen Nahrungsmitteln wie Säuglingsnahrung und Medizinprodukten."

Produkte wie Nescafé sind auch weiterhin in Russland verfügbar (Bild: REUTERS/Pierre Albouy)
Produkte wie Nescafé sind auch weiterhin in Russland verfügbar (Bild: REUTERS/Pierre Albouy) (Pierre Albouy / reuters)

Zusätzlich erklärte Nestlé, die Einfuhr aller "nichtessenziellen" Produkte wie beispielsweise von Nespresso-Kapseln nach Russland gestoppt zu haben. Das Argument lautete, dass es nur der russischen Bevölkerung schaden würde, wenn das Unternehmen diese Produkte dort nicht mehr anbieten würde. Die Gewinne wolle Nestlé spenden.

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Doch die Realität sieht anders aus. Wie unter anderem die Neue Zürcher Zeitung berichtet, sind die Regale in russischen Supermärkten nach wie vor voller Nestlé-Produkte. Dort stehen beispielsweise die Marke Bystrow, Maggi-Suppen und -Bouillonwürfel, Purina-Tierfutter, Pralinés und Tafelschokolade weiterhin im Angebot. Dass das ebenfalls zu "essenziellen" Produkten zählen, darf bezweifelt werden. Hunderte Twitter-Nutzer riefen nach dieser Entscheidung Nestlés zum Boykott der Produkte auf. Auch die Hackergruppe Anonymous verurteilte das Russland-Engagement des Unternehmens.

"Diese Marken gehören zu #Nestle, ein Konzern, der den Kriegsverbrecher Putin weiterhin unterstützen wird", twitterte beispielsweise eine Userin.

Ein anderer Twitter-Nutzer schrieb: "#Nestle bleibt in #Russland. Überrascht? Wer Menschen Wasser wegnimmt, verunreinigte Babynahrung verkauft, Regenwälder abholzt & Tierversuche unterstützt, der kann auch mit dem Kriegsverbrecher #Putin zusammenarbeiten. Just sayin ..."

#FragNestle

Unter dem Hashtag #FragNestlé rief Nestlé die Netzgemeinde 2015 dazu auf, Fragen an das Social Media-Team zu stellen. Das Unternehmen hatte sich das Trending Topic für ein paar Tausend Euro bei Twitter selbst gekauft. Doch der Schuss ging nach hinten los. Das Unternehmen trat eine Welle der Entrüstung los. Wer heute auf Twitter nach dem Trending Topic sucht, wird eine Reihe von lustigen, aber auch richtig fiesen Tweets gegen Nestlé entdecken. Eigentor nennt man sowas auch.

Hier ein paar Auszüge:

Warum stehlt ihr Afrika, der trockenste Kontinent UNSERER Erde, das Wasser? #fragnestlè

Wie nah bin ich mit diesem Cartoon an der Realität? #FragNestlé

#FragNestle wann werdet ihr eigentlch die Wasserquellen vom #Mars ausbeuten? #NASA

"Wie verwandelt man Wasser in Geld? ..eine Firma, die das Rezept genau kennt: #Nestlé" http://bottledlifefilm.com/index.php/der-film.html… #FragNestle

Greenpeace vs. Nestlé

Mit welch fragwürdigen Methoden Nestlé seine Geschäfte führt, das wollte Greenpeace verdeutlichen und veröffentlichte deshalb ein blutiges Kitkat-Video. Die internationale Kampagne startete am 17. März 2010 und ist als einer der größten Feldzuge gegen einen der weltgrößten Lebensmittelkonzerne bekannt. Denn für seine Kitkat-Schokoriegel nutzt Nestlé indonesisches Palmöl aus illegalen Urwaldrodungen, die das Überleben der Orang-Utans dort gefährden.

Ein blutiger Affenfinger statt eines Schokoriegels? Das schmeckt Nestlé natürlich gar nicht. Noch am gleichen Abend verschwand das Video von Youtube, weil Nestlé dessen Sperrung veranlasst hatte – angeblich aus Copyright-Gründen. Statt die Kritik gegen das Unternehmen zu stoppen, macht es Nestlé mit diesem Schritt der Informationskontrolle allerdings noch schlimmer. Die Verbraucher reagierten empört. Folge: Viele User luden das Video erneut hoch, sodass es letztendlich doch die Runde machte. Und Nestlés Ruf noch mehr schadete.

Terra Canis

Auch Birgitta Ornau musste die Erfahrung machen, was passiert, wenn man sein Unternehmen an Nestlé verkauft. Als sie ihre 2005 gegründete Firma Terra Canis 2017 an Nestlé übergab, folgte prompt ein Shitstorm. "Tja da waren wohl die Dollar-Scheinchen in den Augen zu gross!! Viel Spaß mit dem Geld. Ich bin jedenfalls raus. Kundenkonto bitte löschen", schrieb eine Twitter-Userin empört. Viele Verbraucher hatten Angst, dass die Qualität der Produkte nach der Übernahme durch den Lebensmittelkonzern leiden könnte.

Die Gründerin entgegnete im Interview mit dem Business Insider: "Ich versichere Ihnen, dass wir die Vereinbarung mit Nestlé im Vorfeld intensiv für uns geprüft haben." Sie fügte hinzu: "Die große Angst der Kunden ist, dass wir die echte Lebensmittelqualität, die unsere Produkte auszeichnet, nicht mehr bieten. Dies wird natürlich nicht der Fall sein. Wir werden weiterhin alle unsere Menüs für Hunde und Katzen in der Münchner Metzgerei produzieren und die echte Lebensmittelqualität wird zu 100 Prozent aufrechterhalten werden."

Die Lebensmittel-Giganten: Was Sie über Nestlé wissen müssen

Das Unternehmen aus München ließ außerdem verlauten: "Ihr Lieben, wir verstehen Euren Unmut, aber eine Beteiligung von Nestlé heißt in keinster Weise, dass sich irgendetwas ändert. Die Produktion durch unseren Metzger ist langfristig gesichert und vereinbart. Frau Ornau wird als Gesellschafterin und Miteigentümerin weiterhin die Firma führen." Das Versprechen, die Firma auch weiterhin zu führen, hielt Birgitta Ornau allerdings nur fünf Jahre lang, im April 2022 verließ sie das Unternehmen. Wie es in einer Pressemitteilung hieß, wird sie das Unternehmen als Beraterin auch weiterhin begleiten.