Deutsche Märkte schließen in 5 Stunden 30 Minuten
  • DAX

    15.539,35
    -32,51 (-0,21%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.200,51
    -12,08 (-0,29%)
     
  • Dow Jones 30

    34.070,42
    -370,46 (-1,08%)
     
  • Gold

    1.945,60
    +6,00 (+0,31%)
     
  • EUR/USD

    1,0642
    -0,0020 (-0,19%)
     
  • Bitcoin EUR

    25.039,06
    -81,55 (-0,32%)
     
  • CMC Crypto 200

    568,11
    -8,15 (-1,41%)
     
  • Öl (Brent)

    90,43
    +0,80 (+0,89%)
     
  • MDAX

    26.537,41
    -38,02 (-0,14%)
     
  • TecDAX

    3.012,22
    +3,93 (+0,13%)
     
  • SDAX

    12.898,19
    -58,39 (-0,45%)
     
  • Nikkei 225

    32.402,41
    -168,62 (-0,52%)
     
  • FTSE 100

    7.718,64
    +40,02 (+0,52%)
     
  • CAC 40

    7.174,56
    -39,34 (-0,55%)
     
  • Nasdaq Compositive

    13.223,99
    -245,14 (-1,82%)
     

Die Aufreger 2022: Ukrainekrieg, Rekordinflation und Elon Musks Twitter-Drama

2022 neigt sich dem Ende entgegen – und dürfte den Platz als eines der schwärzesten Jahre in diesem Jahrhundert sicher haben. Es begann schlecht mit Inflationssorgen, steigerte sich in totaler Fassungslosigkeit über den Ukrainekrieg und endet in diesen Tagen in Agonie über die Leitzinsen. Mittendrin und immer dabei: Elon Musk und seine Twitter-Show.

Eines der beherrschenden Themen des Jahres: die ausufernde Inflation (Foto: REUTERS/Stephane Mahe)
Eines der beherrschenden Themen des Jahres: die ausufernde Inflation (Foto: REUTERS/Stephane Mahe)

Bereits zum Jahreswechsel deuteten sich große Probleme an: Zwar feierten die Weltbörsen am allerersten Handelstag des neuen Börsenjahres noch eine letzte ausufernde Party mit neuen Allzeithochs bei Apple und Tesla, doch danach begann die Schussfahrt nach unten.

Anleger können nicht behaupten, sie wären nicht gewarnt worden: Exakt vor einem Jahr setzte die amerikanische Notenbank auf ihrer letzten Tagung des Jahres den Ton für 2022. Und der war eigentlich nicht misszuverstehen: Weil die Inflation immer dramatischer ausufern würde, sah sich Fed-Chef Jerome Powell zu Zinsanhebungen gezwungen.

Fed hebt Leitzinsen so massiv an wie seit 40 Jahren nicht mehr

Zunächst hatte die Federal Reserve die Märkte noch darauf vorbereitet, 2022 dreimal die Leitzinsen anzuheben. Am Ende wurden es jedoch sieben Anhebungen, viermal in Folge dabei um enorme 75 Basispunkte – es waren die striktesten Zinsschritte seit vier Dekaden. Nach der jüngsten Leitzinsanhebung in der vergangenen Woche geht die Fed Funds Rate nunmehr bei 4,25 bis 4,5 Prozent aus dem Jahr. Die US-Notenbank sieht im kommenden Jahr aber weiteren Anhebungsbedarf bis auf ein Zinsniveau von über 5 Prozent.

Für Aktionäre waren das reflexartig schlechte Nachrichten: Steigen die Leitzinsen, sinkt der Anreiz, Aktien zu besitzen, während festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen mit jeder Anhebung dagegen attraktiver werden, zumindest in Theorie. (In der Praxis verloren Anleihen ebenso kräftig.) Der sogenannte „TINA“-Trade („There is no alternative“ – auf Deutsch: Es gibt keine Alternativen zu Aktien) ging damit 2022 krachend mit deutlichen Kursverlusten dies- und jenseits des Atlantiks zu Ende. Das ganze Jahr über kauerten Anleger hinsichtlich der Zinsentwicklung wie das Kaninchen vor der Schlange.

Ukrainekrieg schockiert die Welt, Anleger aber nur kurzfristig

Das fraglos schockierendste und alles beherrschende Thema der Weltpolitik ereignet sich unterdessen bereits im Winter. In den frühen Morgenstunden des 24. Februar passierte das Unvorstellbare, das sich in den Wochen zuvor in immer schärferer Rhetorik jedoch angekündigt hatte: Russland startete tatsächlich seine befürchtete Invasion in die Ukraine. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war – weder in der Politik noch an den Weltbörsen.

Anlegern schien schnell zu dämmern, dass es diesmal doch alles anders sein könnte als bei vergangenen kriegerischen Auseinandersetzungen, die oft genug sogar für steigende Kurse sorgten. Das lag nicht zuletzt am vollkommen unkalkulierbaren Ausgang des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der nach wenigen Wochen bereits schleppender verlief, als von Militärexperten im Vorfeld prognostiziert. Gegen Ende des Jahres ist der Krieg zum traurigen Normalzustand geworden – zumindest an den Kapitalmärkten.

Die Gasspeicher-Füllstände sind die neuen Corona-Zahlen

Die sich abzeichnende Energiekrise wurde unterdessen zum beherrschenden Thema der deutschen Wirtschaftspolitik, die für ihre Abhängigkeit vom russischen Gas immer wieder gescholten wurde. Im September verschärfte sich das Problem durch eine Sabotage an der Pipeline Nordstream 1, durch die nun bis mindestens April kein russisches Gas mehr in die Bundesrepublik fließen können sollte.

Der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland wurde unterdessen zum beherrschenden Thema – die Speicherstände überdecken die neuen Corona-Neuinfektionszahlen. Apropos Corona: Das Aufreger-Thema Nummer eins der Vorjahre verlor zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung seinen Schrecken. Nicht aber in der Realität: 160.000 Menschen sind inzwischen an oder mit einer Corona-Infektion verstorben, noch immer sind die Todesfälle in der Bundesrepublik im täglichen Durchschnitt dreistellig. Im Fokus der öffentlichen Debatte aktuell jedoch die außergewöhnlich hohe Erkältungswelle – vor allem bei Kleinkindern.

Elon Musk entzaubert sich mit Twitter-Drama und –Übernahme

Besondere Aufmerksamkeit bekam 2022 ein eigentlich schon in die Jahre gekommener Social Media-Dienst – Twitter. Dass Elon Musk, bis dato reichster Mann der Welt, im April tatsächlich 44 Milliarden Dollar für den Kurznachrichtendienst bot, dürften die wenigsten Marktbeobachter im Krisenjahr für Tech- und Internetaktien verstanden haben. Selbst der Tesla-Chef versuchte in den Folgemonaten zurückzurudern und wieder aus dem Deal herauszukommen – vergeblich.

Seit Ende Oktober ist der Seriengründer stolzer Twitter-Besitzer – und der Mikrobloggingdienst selbst nicht mehr das, was er einmal war. Im Tagesrhythmus überschlugen sich die Änderungen: Mal in Form von Massenkündigungen, abwandernden Werbekunden oder hastigen Produktupdates, die dann wieder zurückgenommen wurden – vor allem aber in einer Selbstinszenierung, die immer ungenierter erscheint.

Elon Musks Ego scheint proportional zu seinem Kontostand gestiegen zu sein – nur ausgeglichen entwickelt es sich nicht. Gegen Ende 2022 hat Musk durch den Wertverfall der Tesla-Aktie, die unzweifelhaft unter seiner Twitter-Show leidet, selbst inzwischen fast 150 Milliarden Dollar an Nettovermögen eingebüßt – und damit mehr als jeder Mensch zuvor binnen zwölf Monaten. Die Folge: Im Forbes-Ranking muss er als Nummer zwei nun einem Franzosen als reichsten Mann der Welt den Vortritt lassen – LVMH-Großaktionär Bernard Arnault.

Video: Er lässt User über Rücktritt abstimmen: Es sieht schlecht für Musk aus