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Die Antibiotika-Krise – Ursachen, Notmaßnahmen, neues Gesetz

Apotheker und Ärzte schlagen Alarm: Bundesweit fehlen dringend benötigte Medikamente. Vor allem einige wichtige Arzneien für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche sind kaum noch zu bekommen. Immer mehr Bundesländer ergreifen Notfallmaßnahmen. Ein neues Gesetz soll langfristig helfen.

In Deutschland sind derzeit mehrere hundert Medikamente von Lieferengpässen betroffen. Darunter vor allem auch Antibiotika für Kinder. (Bild: Getty Images)
In Deutschland sind derzeit mehrere hundert Medikamente von Lieferengpässen betroffen. Darunter vor allem auch Antibiotika für Kinder. (Bild: Getty Images) (Getty Images/iStockphoto)

“Es tut mir sehr leid, dieses Medikament haben wir derzeit nicht vorrätig” – einen Satz dieser Art bekommen Kunden in letzter Zeit vermehrt in Apotheken zu hören. Die Lage ist ernst. Nicht nur in Deutschland. Mit einem Hilferuf wandten sich Mediziner aus mehreren europäischen Ländern an die Politik. "Die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen ist durch den Medikamentenmangel europaweit gefährdet. Eine schnelle, zuverlässige und dauerhafte Lösung ist dringend erforderlich! Immer mehr Menschen können nicht ausreichend behandelt werden, weil die dafür nötigen Medikamente fehlen", heißt es in dem Ende April bekannt gewordenen Schreiben.

Fast 500 Medikamente von Lieferengpässen betroffen

Auch nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sind etwa Antibiotika-Säfte für Kinder derzeit bundesweit so knapp, dass auch für schwer erkrankte Kinder nicht ausreichend Arzneien zur Verfügung stehen.

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Doch der Versorgungsengpass betrifft nicht nur Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder. Auch bei Blutfettsenkern, Blutdruckmitteln und sogar Krebsmedikamenten gibt es Probleme. In der offiziellen Datenbank für Lieferengpassmeldungen des Bundesministeriums für Gesundheit sind derzeit 478 verschreibungspflichtige Medikamente gelistet.

Ursachen für die Versorgungsprobleme

Die Ursachen für die mangelhafte Versorgungslage, seien vielfältig, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium. Verwiesen wird etwa auf "Engpässe bei Grundstoffen" oder auch "Produktionsprobleme". Doch neben Lieferkettenproblemen und Rohstoffmangel sehen Experten die Gründe vor allem auch darin, dass viele Pharmaunternehmen ihre Produktionsstätten in Billiglohnländer verlagert haben.

"Es gab ein gemeinsames Vertrauen in die Pharmaindustrie, dass sie im Zweifel die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellt. Dieses Vertrauen ist mittlerweile erschüttert", erklärte der Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz. Die Branche habe in der Vergangenheit Lieferketten mit Produktionsstätten im Ausland aufgebaut, die sich jetzt als instabil erweisen.

Gelockerte Import-Regeln zur Überbrückung

Ende April hat das Bundesgesundheitsministerium den Versorgungsmangel auch hochoffiziell im Bundesanzeiger amtlich verkündet. Das heißt, bestimmte Wirkstoffe sind zurzeit nicht lieferbar, wie ein Sprecher erläutert hatte.

Im Zuge dessen wurden die sonst strengen Regeln für betroffene Arzneimittel befristet gelockert. Demnach dürfen es die Behörden der Länder nun auch möglich machen, etwa Medikamente aus Spanien ohne deutsche Verpackung von hiesigen Apotheken ausgeben zu lassen.

Danach gab Bayern vergangenes Wochenende als erstes Bundesland bekannt, die Einfuhr nicht zugelassener Antibiotikasäfte befristet zu erlauben. Weitere Bundesländer folgten, darunter Bremen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Im Video: Brüssel will besser zugängliche und erschwingliche Medikamente

Gesetz zur Beseitigung der Medikamentenengpässe

Langfristig soll das Anfang April von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf den Weg gebrachte Gesetz zur Beseitigung der Medikamentenengpässe das Versorgungsproblem lösen. Noch fehlt aber dafür die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat. "Ich muss darauf hinweisen, zehn Jahre sind diese Probleme bekannt, es ist nie viel gemacht worden. Jetzt haben wir sehr schnell ein Gesetz durchs Kabinett gebracht, und ich bin ganz sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen im Parlament dieses Gesetz auch schnell beschließen werden», sagte Lauterbach am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das müsse jetzt schnell gehen.

Höhere Abgabepreise für Kindermedikamente

Das neue Gesetz sieht eine verpflichtende mehrmonatige Lagerhaltung für wichtige Medikamente vor und soll Vorteile für europäische Hersteller von Antibiotika bringen. Vor allem stehen für Lauterbach aber auch Medikamente für Kinder im Vordergrund. Die neue Regelung soll den deutschen Markt für Pharmaunternehmen lukrativer machen und ermöglichen, höhere Abgabepreise für Kindermedikamente in Deutschland zu verlangen.

Mit Informationen von dpa.