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Die absurdesten Preis-Hypes der Geschichte: Kaiserpalast so teuer wie ganz Kalifornien

In der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen, in denen bestimmte Dinge erst unverhältnismäßig teuer wurden, bevor die Preise dann in den Keller rauschten. Von holländischen Tulpen über britische Eisenbahngesellschaften, verschiedene Metalle und Immobilien – irgendwann platzt die Blase. Doch bis dahin dreht sich die Spirale der Absurditäten, wie das Beispiel des japanischen Kaiserpalastes zeigt.

In Japan entstand im Jahr 1985 eine gigantische Immobilienblase. Wie hoch die Preise waren, zeigt das Rechenbeispiel am Kaiserpalast. (Bild: AFP)
In Japan entstand im Jahr 1985 eine gigantische Immobilienblase. Wie hoch die Preise waren, zeigt das Rechenbeispiel am Kaiserpalast. (Bild: AFP)

Im Jahr 1989 hatte die Immobilienblase in Japan ihren Höchststand erreicht. Das Beispiel, das den irren Markt der damaligen Zeit am besten veranschaulicht, ist der japanische Kaiserpalast. Ende der 1980er-Jahre soll der Palast samt Gärten, die sich auf insgesamt 3,41 Quadratkilometern erstreckten, so viel wert gewesen sein wie der gesamte US-Bundesstaat Kalifornien mit immerhin 424.000 Quadratkilometern. Ein hypothetischer Vergleich natürlich, da beides niemals zum Verkauf stand.

600.000 Dollar für drei Quadratmeter

Als Referenzpunkte für den Wert des Kaiserpalast dienten zwei tatsächliche Geschäftsabschlüsse. Ein nur drei Quadratmeter großes Fleckchen im Tokioter Bezirk Chiyoda, in dem sich auch der Kaiserpalast befindet, das für 600.000 Dollar verkauft wurde. Und ein Büro im Einkaufsviertel Ginza, das mit dem stattlichen Preis von 1,5 Millionen Dollar pro Quadratmeter verkauft wurde.

Ende der 80er-Jahre soll der Palast 852.500.000.000 Dollar wert gewesen sein. (Bild: ddp)
Ende der 80er-Jahre soll der Palast 852.500.000.000 Dollar wert gewesen sein. (Bild: ddp)

Nimmt man die winzige Ecke als Berechnungsgrundlage, ergäbe sich daraus dieser Preis für den Kaiserpalast: 852.500.000.000 Dollar. Dagegen hätte er bei etwa 5,1 Billionen gelegen, wenn man den Büropreis als Bezugspunkt nimmt.

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Natürlich kann man auch den Wert des gesamten kalifornischen Grundeigentums der Achtzigerjahre nur schätzen. Dass er unter dem des Kaiserpalastes gelegen haben dürfte, gilt als ziemlich sicher und wurde von diversen amerikanischen und deutschen Medien wie zum Beispiel „Die Zeit“ gemeldet.

Wie konnte die gigantische Immobilienblase entstehen?

Der Grundstein für diesen Wahnsinn wurde im September 1985 gelegt, als die Notenbankgouverneure und Finanzminister Japans, der USA, Englands, Frankreichs und der Bundesrepublik beschlossen, den Dollarkurs zu senken. Der Dollar wurde billiger, der Yen teurer. Im Ergebnis sollte das die Exporte der USA befeuern und dazu führen, das hohe Handelsdefizit mit Japan abzubauen.

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Statt des erwünschten Effekts verursachte die Maßnahme in Japan eine schwere Wirtschaftskrise, Unternehmen schrieben rote Zahlen und entließen massenhaft Mitarbeiter. Während Japan in der Folge weniger Waren importierte, exportierte es weiterhin fleißig und erzielte einen nie zuvor dagewesenen Handelsüberschuss. Das genaue Gegenteil von dem also, was durch die Absenkung des Dollarkurses erreicht werden sollte.

Der japanische Regierungschef Yasuhiro Nakasone schnürte ein Konjunkturpaket in Höhe von 80 Milliarden D-Mark. (Bild: Getty Images)
Der japanische Regierungschef Yasuhiro Nakasone schnürte ein Konjunkturpaket in Höhe von 80 Milliarden D-Mark. (Bild: Getty Images)

Am Anfang stand ein Konjunkturpaket

Der japanische Regierungschef Yasuhiro Nakasone versuchte die anderen Staatsoberhäupter daraufhin zu besänftigen, indem er ein umgerechnet knapp 80 Milliarden-D-Mark schweres Konjunkturpaket schnürte, mit dem der Welthandel wieder ins Gleichgewicht gebracht werden sollte. Das wiederum löste einen Bauboom aus, in dessen Verlauf die Grundstückspreise immer höher und höher stiegen.

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Grund und Boden wurden teurer, aufgekaufte Immobilien wurden beliehen, um von dem Geld Aktien zu kaufen. So schaukelten sich die Spekulationen am Immobilien- und Aktienmarkt gegenseitig in die Höhe, mit realem Wachstum hatten die Preise schnell nichts mehr zu tun. Die Wertsteigerungen gab es also nur auf dem Papier und in der Bevölkerung wuchs die Unzufriedenheit darüber, dass eine Immobilie auch für Besserverdiener in unerreichbare Ferne gerückt war.

Höhere Leitzinsen brachten die Blase zum Platzen

Als im Dezember 1989 Yasushi Mieno neuer Präsident der japanischen Notenbank wurde, erhöhte er die Leitzinsen, um die Spekulationsexzesse endgültig zu beenden. Innerhalb weniger Monate rauschten die Aktien- und Immobilienpreise genau wie der Yen in den Keller, in Japan setzte eine tiefe Rezession ein. Die wirtschaftlichen Folgen waren derart gravieren, dass man die Jahre ab 1991 als Lost Decade bezeichnet. Verlorene Jahre also, in denen sich die Wirtschaft nur so langsam erholte, dass die Auswirkungen noch bis heute zu spüren sind.