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Warum Didier Leroy ein Renault-Chef wie aus dem Bilderbuch wäre

Ohne Beschluss – das war das Ergebnis einer Vorstandssitzung am vergangenen Montag vom Autohersteller Nissan. Gesucht wird ein Nachfolger für den Ex-Vorstandsvorsitzenden Carlos Ghosn, den japanische Behörden der Steuerhinterziehung beschuldigten und ins Gefängnis steckten.

Ganz anders und doch ähnlich ist die Situation bei Nissans Partnerunternehmen Renault. Erst vor wenigen Tagen wurde Ghosn trotz Haft an der Spitze des Konzerns bestätigt. Interimistisch führt die Geschäfte deshalb Generaldirektor Thierry Bolloré. Doch hinter den Kulissen rumort es. Einige Vertreter im Verwaltungsrat wollen Ghosn ablösen. Darunter Cherie Blair, Frau des britischen Ex-Premiers Tony Blair. Auch der französische Staat wird ungeduldig, ist mit 15 Prozent an Renault beteiligt und hält zwei Sitze.

Bolloré wird als möglicher Nachfolger gehandelt, aber immer öfter taucht ein anderer Name auf: Didier Leroy. Der Vizepräsident von Toyota kennt die Autoindustrie bestens und ist Franzose, ein klarer Vorteil in einem französischen Unternehmen. Obwohl der 60-Jährige seit 2015 Vizepräsident von Toyota ist, lebt er, soweit der Job ihn lässt, weiterhin bei seiner Familie in seiner Heimatstadt Lille.

Der französischen Regierung würde Leroy gut in den Kram passen. Obwohl das Finanz- und Wirtschaftsministerium bisher einen Kommentar verweigerte, ist seit Längerem klar, dass die Regierung ein Auge auf Renault geworfen hat. Präsident Emmanuel Macron betonte, Frankreich sei die „Stabilität“ bei Renault und der durch gegenseitigen Aktienbesitz gebildeten Allianz mit Nissan sehr wichtig. Schließlich beschäftigt Renault Zehntausende Menschen im Land.

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Der dunkelblonde Leroy mit den strahlenden blauen Augen hat zwar nicht die Eliteschulbildung, die viele andere Unternehmenschefs in Frankreich mitbringen. Doch die Finanzzeitung „Les Echos“ sah ihn schon Anfang des Jahres als möglichen Nachfolger für Ghosn.

Denn Leroy hat seine Karriere bei Renault begonnen und kennt sich in Asien aus – seine französisch-japanische Vita scheint wie gemacht für das so monumentale wie fragile Bündnis mit Nissan und Mitsubishi. „Es gibt nicht viel andere, die infrage kommen“, erklärt ein Headhunter.

Leroy stammt aus kleinen Verhältnissen, sein Vater war bei der Sozialversicherung, seine Mutter Schuhverkäuferin. Er spielte Fußball, aber eine Verletzung zerstörte den Traum von der Sportkarriere. So studierte er in Nancy Ingenieurwissenschaften. Nach ersten Erfahrungen bei Dassault kam er zu Renault nach Douai in Nordfrankreich, arbeitete dort zeitweise am Fließband und setzte Autos zusammen. Er wird als „charismatisch“ und jovial beschrieben, als Typ, der einem kumpelhaft auf den Rücken schlägt. Leroy stieg bei Renault schnell auf.

„Ghosn sah in ihm viel Potenzial“, betonte Louis Schweitzer, Chef von Renault von 1992 bis 2005. Leroy, Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern, wurde zum Renault-Sitz geholt, sollte als rechte Hand Ghosns arbeiten, wurde aber kurz darauf von Toyota abgeworben, um eine neue Fabrik in Nordfrankreich aufzubauen.

Das war vor 20 Jahren. Später wurde Leroy Präsident von Toyota Frankreich, 2015 Vizepräsident; seit 2016 ist er als „Chief Competitive Officer“ für Produktion und Vertrieb beim zweitgrößten Autobauer der Welt verantwortlich.

Billig wäre Leroy für Renault allerdings nicht: Er hat 2017 bei Toyota umgerechnet über acht Millionen Euro verdient, dreimal mehr als sein japanischer Chef Akio Toyoda und etwas mehr, als Ghosn bei Renault verdiente. Das könnte zum Hindernis werden, denn der französische Staat hatte sich immer wieder gegen Ghosns hohe Bezahlung gewehrt. Im Durchschnitt werden Frankreichs große Firmenchefs mit rund fünf Millionen Euro bezahlt.

Aktuell kursiert daher noch ein anderer Name: Die französische Tageszeitung „Le Figaro“ berichtet, dass auch Jean-Dominique Senard, Chef des Reifenherstellers Michelin, Chancen hat. Eigentlich ist Senard bereits auf dem Weg in die Rente, könnte aber Renault-Präsident werden, während Bolloré weiter die Geschäfte führt.