DHL sieht Lieferketten 2023 noch nicht wieder voll hergestellt

(Bloomberg) -- Die aktuelle Überlastung der Seehäfen dürfte im nächsten Jahr nachlassen: neue Containerschiffe kommen an den Markt und die Nachfrage sollte im Vergleich zu den Höchstständen der Pandemie zurückgehen. Das wird jedoch nicht ausreichen, um die globalen Lieferketten wieder auf den Stand von vor Covid zu bringen, meint für das Speditionsgeschäft zuständige Vorstand der Deutsche Post AG.

“Es wird besser werden 2023, aber wir werden nicht zu 2019 zurückkehren”, sagte Tim Scharwath, der die Sparte Global Forwarding, Freight leitet, in einem Interview. “Ich glaube nicht, dass wir zu dieser Überkapazitätssituation zurückkehren werden, in der die Preise sehr niedrig waren. Die Infrastruktur, vor allem in den USA, wird sich nicht über Nacht verbessern, denn Infrastrukturentwicklungen brauchen viel Zeit.”

Die Wellen des Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen führten im vergangenen Jahr auf der ganzen Welt zu einem Mangel an Arbeitern und Lastwagenfahrern in großen Häfen. Das hat den Warenverkehr in und aus den Frachtdrehkreuzen verlangsamt und die Preise für Hochseecontainer auf Rekordhöhen getrieben. Der Spotpreis für einen Container von China nach Los Angeles etwa war im September mehr als achtmal so teuer wie Ende 2019 und kostete bis zu 12.424 Dollar.

Während sich die Situation an den meisten Orten mit der Rückkehr der Arbeiter entspannt hat, könnte die Liefersituation weiter angespannt bleiben, falls der Hafen von Schanghai nach zweimonatigem Lockdown wieder in Betrieb genommen wird und die dortigen Frachtrückstände abgebaut werden.

“Die Situation in Shanghai war wie ein verstopftes Rohr”, sagte Scharwath. Die Stadt tue gut daran, sich langsam zu öffnen, um sicherzustellen, dass diese Verstopfung nach und nach beseitigt wird, damit der Warenfluss wieder in Gang kommt.

Die Wiedereröffnung des chinesischen Finanz- und Produktionszentrums kommt zu einem Zeitpunkt, an dem als Vorbereitung auf Weihnachten mehr Waren von Asien in die USA und nach Europa verschifft werden, fügte er hinzu.

Die US-Häfen müssen sich auf einen Anstieg der Importe in den kommenden Monaten vorbereiten, so die National Retail Federation am Mittwoch. Der monatliche Umschlag an 20-Fuß-Containern dürfte nahe dem Rekordhoch vom März von 2,34 Millionen Stück bleiben, so der Verband.

Die Überlastung der großen europäischen Häfen wie Hamburg und Rotterdam verschärfe sich derzeit, da mehr Schiffe aus Asien eintreffen, während ein Streik von Lkw-Fahrern in Südkorea die Lieferkette weiter unter Druck setzen dürfte, warnte Scharwath.

“Jede zusätzliche Belastung, egal wo auf der Welt, wirkt sich derzeit auf andere Teile der Lieferkette aus”, sagte er. “Vor fünf Jahren hätte die Situation in Korea noch keine Auswirkungen gehabt. Heute hat sie das.”

Die Reedereien haben während der Pandemie neue Schiffe bestellt, da die Engpässe in den Häfen die Frachtraten auf historische Höchststände getrieben und ihnen nach Jahren der Verluste Rekordgewinne beschert haben.

Laut Bloomberg Intelligence lag der weltweite Auftragsbestand für Containerschiffe Ende 2021 bei 9,8% der bestehenden Flotte und damit etwa 6,5 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor.

Überschrift des Artikels im Original:

DHL Warns Supply Chain Won’t Recover to Pre-Covid Days in 2023

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