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DFB-Funktionäre geraten nach Steuerrazzia unter Druck

Drei aktuelle DFB-Verantwortliche sind im Visier der Staatsanwälte. Der Verband, der noch immer mit internen Problemen kämpft, ist unter Zugzwang.

Bei ihren Steuerermittlungen gegen DFB-Verantwortliche gingen die Strafverfolgen ungewöhnlich massiv vor. Rund 200 Beamte rückten an+ Foto: dpa
Bei ihren Steuerermittlungen gegen DFB-Verantwortliche gingen die Strafverfolgen ungewöhnlich massiv vor. Rund 200 Beamte rückten an+ Foto: dpa

Es hatte etwas von einem Déjà-vu: Steuerfahnder in der Zentrale des DFB und den Privathäusern ranghoher Funktionäre und früherer Verantwortlicher. Rund fünf Jahre nachdem die sogenannte Sommermärchen-Affäre um die womöglich gekaufte Austragung der Fußball-WM 2006 den weltgrößten Sportverband erschütterte, rückten die Ermittler am Mittwoch erneut an, diesmal gleich mit 200 Beamten.

Es ging dabei um die Frage, ob der DFB falsche Angaben zu Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Länderspielen der Nationalelf in den Jahren 2014 und 2015 gemacht hat und so womöglich Steuern hinterzog. Sechs Verantwortliche sollen die Einnahmen bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung deklariert haben. Der DFB wäre damit einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen, so die Staatsanwaltschaft.

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Dabei geraten nun erneut aktive DFB-Funktionäre unter Druck: Betroffen von den Durchsuchungen waren neben den früheren Spitzenfunktionären Reinhard Grindel und Rainer Rauball nach Informationen des Handelsblatts der amtierende Generalsekretär Friedrich Curtius, Vizepräsident Rainer Koch sowie Schatzmeister Stephan Osnabrügge.

Dass die Staatsanwaltschaft sich für ihre Rolle in der fraglichen Steuerangelegenheit interessiert, dürfte mit den Funktionen zusammenhängen. Beim DFB unterzeichneten in der Vergangenheit regelmäßig Schatzmeister sowie Generalsekretär die Steuererklärungen. Damit dürften zumindest für das Jahr 2015 Curtius und Osnabrügge verantwortlich zeichnen, während Grindel für das Jahr 2014 unterschrieben hat.

Er gehe davon aus, dass er beschuldigt ist, weil er in seiner Funktion als Schatzmeister die fragwürdige Steuererklärung unterschrieben hat, so Grindel gegenüber dem Handelsblatt. Er habe sich aber auf das verlassen, was ihm die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater gesagt hatten. Rainer Koch wiederum führte innerhalb des fraglichen Zeitraums zusammen mit Rainer Rauball den DFB vorübergehend als Interimspräsident.

Weder Rauball noch die drei aktuellen Verantwortungsträger nahmen zu den Vorwürfen auf Nachfrage Stellung. Rauball und Osnabrügge verwiesen auf den DFB, Koch und Curtius reagierten auf Rückfragen gar nicht.

Kritik an der Führungsebene

„Mein lieber Wolfgang“, schrieb Curtius fast auf den Tag genau vor fünf Jahren in einer E-Mail an den damaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach, kurz nachdem die Vorwürfe über die gekaufte Fußball-WM aufgekommen waren. „Ich denke in diesen schweren, unglaublich belastenden Stunden fast pausenlos an dich (…). Du bist ein so herausragend toller Mensch, hast einen so feinen Charakter – ich bin wirklich so stolz, mit dir so eng zusammenarbeiten zu dürfen!“

Das Ende ist bekannt: Wenige Wochen später musste Niersbach seinen Hut nehmen, wurde später angeklagt und wird sich voraussichtlich bald wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten müssen. Curtius, damals Leiter des Büros des damaligen Präsidenten, blieb und stieg wenig später zum Generalsekretär auf.

Kritik an ihm wurde schon damals reichlich laut, etwa für die Vergabe des Mandats zur rechtlichen Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre an die Kanzlei Freshfields. Einer der federführenden Anwälte war persönlich mit Curtius bekannt. Später notierte die Staatsanwaltschaft, die Ausführungen von Freshfields zur buchhalterischen und steuerlichen Behandlung einer in der Sommermärchen-Affäre bis heute ungeklärten Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro böten „Anlass, an der Unabhängigkeit der Untersuchung zu zweifeln“.

Als neuer Generalsekretär gab Curtius den Reformer, war einer der Macher der neuen Organisationsstruktur, die sich der DFB 2018 verpasste. Doch viele der Probleme bleiben: etwa die gesamte männerdominierte Führungskultur des Verbands mit ihren Ämterhäufungen, Aufwandsentschädigungen, Ehrenkarten und einer Nähe zur Nationalmannschaft und dem Profifußball, die mancher nicht mehr missen wolle, wie Christian Pothe, Vorsitzender des Jugendausschusses, kurz vor der Wahl des neuen DFB-Präsidenten Fitz Keller 2018 kommentierte.

Ob und was an den jetzigen Vorwürfen gegen Curtius und Co. dran ist, wird sich zeigen müssen, aktuell gilt die Unschuldsvermutung. Wie aus dem Verband zu hören ist, gab es mit den Finanzbehörden seit 2012 Diskussionen um die steuerliche Behandlung der fraglichen Einnahmen aus der Bandenwerbung. Im Verlauf änderten die Betriebsprüfer demnach ihre Einschätzung dazu und kamen zu dem Ergebnis, sie seien dem steuerpflichtigen Geschäft zuzuordnen.

Warnungen in den Wind geschlagen?

Intern soll ab dem Sommer 2013 davor gewarnt worden sein, die Einnahmen wieder der steuerbefreiten Vermögensverwaltung zuzurechnen. Erst sehr viel später soll der DFB die Einnahmen dem Geschäftsbetrieb zugerechnet haben. Warum dies vorher nicht geschah, wird nun zu klären sein.

Ein langjähriger Funktionär sagt, er könne nicht nachvollziehen, dass man in den Steuererklärungen überhaupt ein Risiko eingegangen sei, insbesondere nachdem 2015 die Sommermärchen-Affäre hochkochte. Ein anderer stellt vor allem die Funktionäre Curtius und Koch nun infrage. „Rainer Koch und Friedrich Curtius stehen namentlich für die Probleme, die der DFB seit Jahren hat.“

Ein dritter Amtsträger nimmt sie dagegen in Schutz. Gegenüber den Behörden sei immer offen kommuniziert worden, sagt der Mann, der Einblick in die jetzige Steuerangelegenheit hat. Die Maßnahmen der Staatsanwaltschaft seien völlig überzogen, alles hätte in Gesprächen geregelt werden können.

Nun steht der DFB unter Fritz Keller, der mit den Behörden „vollumfänglich kooperieren“ will, angesichts der neuerlichen Vorwürfe vor einer noch schwereren Aufgabe als ohnehin schon. Er sei angetreten „auch für eine Öffnung und für eine vollkommene Transparenz“, sagte Keller am Mittwoch ebenfalls. Angesichts der in Teilen verkrusteten Strukturen ist dabei eine der Kernfragen, wie das ohne personelle Erneuerung geschehen soll.

Denn nicht nur Curtius, seit 2006 beim DFB, hat dort eine lange Funktionärslaufbahn durchlaufen. Auch der Jurist Rainer Koch, als Vizepräsident für Rechtsfragen zuständig, zeichnet seit Langem für die Geschicke des Verbands mitverantwortlich, der immer wieder durch größere und kleinere Skandale erschüttert wird. Einer, der Koch gut kennt, bezeichnet ihn als „Apparatschik“.

Auf Nachfrage, ob es Überlegungen gebe, dass Curtius, Koch und Osnabrügge bis zur Klärung der Vorwürfe ihre Funktionen ruhen lassen, hieß es vom DFB lediglich: Aktuell gebe es keine Neuigkeiten.