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Deutz hebt seine Umsatzziele für China trotz Corona an

Bis 2022 will der Motorenhersteller den Umsatz in der Volksrepublik auf 800 Millionen Euro steigern. Bis 2024 soll die Hälfte aller Deutz-Motoren aus China kommen.

Als Frank Hiller Anfang 2017 den Vorstandsvorsitz bei Deutz übernahm, befand sich das Chinageschäft des Kölner Motorenherstellers in einem desaströsen Zustand. Damals teilte sich Deutz den Markt in der Volksrepublik mit dem chinesischen Konkurrenten First Automotive Works (FAW). Doch über Jahre schrieb das Joint Venture tiefrote Zahlen.

Also hat Hiller den Deutz-Minderheitsanteil am Gemeinschaftsunternehmen kurzerhand an FAW verkauft – und die Chinastrategie des SDax-Konzerns komplett neu aufgestellt. Den Kern bildet dabei ein Joint Venture mit dem chinesischen Baumaschinenhersteller Sany. Und das läuft so prächtig, dass Hiller nach nur knapp anderthalb Jahren – mitten in der Coronakrise – die Umsatzziele für das China-Geschäft deutlich anhebt.

„Das Joint-Venture mit Sany läuft sehr erfolgreich und arbeitet seit dem ersten Tag der Gründung profitabel. Wir konnten sogar Aufträge gewinnen, die über das ursprünglich geplante Maß hinausgehen“, sagte Hiller im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Deshalb heben wir unsere Ziele an: Wir rechnen damit, unseren Umsatz in China bis 2022 auf 800 Millionen Euro zu steigern, nachdem wir beim Start der Chinastrategie von 500 Millionen Euro ausgegangen waren.“

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Für den Motorenhersteller, der von der Coronakrise schwer getroffen wird, ist das eine deutliche Ansage. Zwar wird der Umsatz des Joint Ventures mit Sany, an dem Deutz 51 Prozent der Anteile hält, nach der Equity-Methode konsolidiert, was bedeutet, dass der Gesamtumsatz von Deutz nicht in gleichem Maße steigen wird. Dennoch rechnet der Konzern mit einem deutlichen Beitrag zum Betriebsgewinn, der zudem von zwei weiteren Kooperationen getragen wird.

Denn neben Sany arbeitet Deutz seit dem strategischen Neustart auch mit dem chinesischen Motorenhersteller Beinei zusammen, der als Montagedienstleister für die Kölner fungiert. Komplettiert wird die Strategie durch einen Kooperationsvertrag mit dem Service-Dienstleister Far East Horizon, der die Wartung und Instandhaltung der Deutz-Motoren für die chinesischen Kunden übernimmt.

China wird immer wichtiger

Mit der Expansion reagiert Hiller auf die wachsende Bedeutung der chinesischen Bau- und Agrarmaschinenindustrie. So konnte allein der JV-Partner Sany seinen Umsatz seit 2016 von rund 23 Milliarden Yuan (rund 2,9 Milliarden Euro) bis 2019 auf rund 75,3 Milliarden Yuan (rund 9,5 Milliarden Euro) mehr als verdreifachen.

Angesichts solcher Wachstumsraten rechnet Deutz-Vorstandschef Hiller damit, dass China als Absatzmarkt, aber auch als Produktionsstandort immer wichtiger wird. „Ich gehe davon aus, dass wir 2024 mehr als die Hälfte unserer Motoren in China produzieren werden – und zwar ganz ohne Verlagerung unserer jetzigen Produktionskapazitäten“, so der Manager.

Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 erzielte Deutz mit knapp 300 Millionen Euro etwa ein Sechstel seines Gesamtumsatzes von zuletzt gut 1,8 Milliarden Euro mit Kunden im asiatisch-pazifischen Raum. Angesichts der globalen Coronakrise dürfte dieser Anteil allerdings kurzfristig steigen – denn während die Lage in Europa und Nordamerika weiterhin schwierig bleibe, habe Deutz in China bereits „rund 70 Prozent unseres Marktvolumens aus der Zeit vor der Krise wieder eingeholt“, sagte Hiller.

Für 2020 traut sich der Vorstandschef wegen der anhaltend unsicheren Lage dennoch keine Prognose zu. Auch die Dividende, über die die Aktionäre bei der Hauptversammlung in der kommenden Woche abstimmen werden, wird trotz des positiven Ergebnisses im vergangenen Jahr wohl gestrichen – auch wenn der Konzern seine bisherige Dividendenpolitik, laut der etwa ein Drittel des Gewinns ausgeschüttet werden soll, langfristig beibehalten will.

KfW-Kredit beantragt

Um sich gegen die kurzfristigen Effekte der Coronakrise zu wappnen, fuhr Hiller darüber hinaus im April große Teile der europäischen Produktion herunter und schickte die Mitarbeiter an einigen Standorten in Kurzarbeit, nachdem die Kunden ihrerseits flächendeckende Betriebsschließungen angeordnet hatten.

Allein im ersten Quartal brach der Auftragseingang von Deutz infolge der Pandemie um mehr als 30 Prozent von 515 Millionen Euro auf 367 Millionen Euro ein. Unterm Strich blieb zwischen Januar und März so ein Verlust von knapp zwölf Millionen Euro (Ebit). Mit einer Eigenkapitalquote von gut 50 Prozent ist Deutz allerdings solide finanziert.

Zur Liquiditätssicherung habe sich der Konzern dennoch einen zusätzlichen Kredit gesichert, wie Hiller erklärt. „Wir haben aus Vorsichtsgründen eine zusätzliche Kreditlinie bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau über rund 150 Millionen Euro beantragt“, sagt der Manager. „Die wollen wir natürlich nicht in Anspruch nehmen, sie ist als Reserve gedacht, falls sich die gesamtwirtschaftliche Lage weiter eintrübt.“

Bislang allerdings rechnen Analysten damit, dass sich die Lage in den nächsten Monaten deutlich entspannen wird. So schrieb Frederik Bitter, Analyst bei der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, in einer Studie in der vergangenen Woche, mit der signalisierten positiven Trendwende im deutschen Geschäftsklima sei nun die beste Zeit für ein Investment in Aktien von Frühzyklikern wie Deutz. Ab dem dritten Quartal sei bei dem Motorenbauer mit einer deutlichen Ergebniserholung zu rechnen.

In der Zwischenzeit will Hiller weiter aufs Tempo drücken. „Trotz der Krise wollen wir unseren Fokus voll auf unsere strategischen Schwerpunkte legen: Das ist die Expansion in China, die Elektrifizierung unserer Motoren und der Ausbau des Servicegeschäftes“, sagte der Vorstandschef. „Hier wollen wir nicht auf die Bremse treten, sondern vielmehr gestärkt aus der Krise hervorgehen.“