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Wie Deutschlands Konzerne in den USA leiden

Die Coronakrise setzt deutsche Konzerne auch in den USA unter Druck. Autobauer schließen dort ihre Werke, andere Unternehmen sorgen sich um die Lieferketten.

Coronakrise in den USA: Volkswagen kündigte an, das Werk in Chattanooga für eine Woche zu schließen. Foto: dpa
Coronakrise in den USA: Volkswagen kündigte an, das Werk in Chattanooga für eine Woche zu schließen. Foto: dpa

Die Coronakrise setzt in den USA auch den deutschen Unternehmen zu. Volkswagen (VW) und Mercedes haben zum Wochenende ihre Werksschließungen für die nächste Woche angekündigt. Damit folgen sie den drei großen US-Herstellern aus Detroit. General Motors (GM), Ford und Fiat Chrysler hatten schon zuvor nach ersten Covid-19-Fällen auf Druck der Gewerkschaften ihre Produktion in Nordamerika bis zum Ende des Monats eingestellt.

Deutsche Unternehmen wie VW, Daimler, BMW, BASF, Siemens, Bayer und viele andere beschäftigen mehr als 700.000 Menschen in den USA. Fast alle werden derzeit von dem Einbruch der Wirtschaft oder den Schutzmaßnahmen gegen das Virus getroffen.

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Volkswagen hat bereits am Donnerstagabend angekündigt, dass es sein Werk in Chattanooga mit seinen 3800 Mitarbeitern für eine Woche schließen wird. Von Samstagmorgen bis zum kommenden Sonntag sollen Büroangestellte im Homeoffice arbeiten. Alle anderen Arbeiter sollen zuhause bleiben.

In diesen Tagen sollen die Fertigungsstätten grundgereinigt werden. „Wir werden die Zeit auch dazu nutzen, um zukünftige Produktionspläne und Marktentwicklungen zu bewerten“, teilte VW mit, ohne weitere Angaben zu machen.

Die Mitarbeiter sollen den Informationen zufolge in dieser Zeit volles Gehalt bekommen. Das Unternehmen hatte den Mitarbeitern wegen Schulschließungen bereits den 16. März freigegeben, um sich zu organisieren.

Mercedes schließt Werke ab kommender Woche

Mercedes zog mit den geplanten Werksschließungen am Freitagabend nach: In der kommenden Woche soll die Produktion in dem Werk in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama und dem Sprinter-Werk in Charleston in South Carolina schrittweise eingestellt werden.

„Wegen der sich verschlimmernden Situation der Covid-19-Pandemie in Nordamerika hat Mercedes Benz heute entschieden, den Großteil seiner lokalen Produktion ebenso wie ausgesuchte Verwaltungsarbeit einzustellen“, sagte ein Sprecher. „Indem wir diese Maßnahme ergreifen, folgt das Unternehmen den Empfehlungen von internationalen, nationalen und lokalen Behörden“, fügte er an.

Ein BMW-Sprecher sagte zum amerikanischen Werk in Spartanburg, „dass die Fahrweise unserer internationalen Automobilwerke abhängig von der Nachfrageentwicklung in den nächsten Tagen entschieden wird“.

Auch bei BASF spricht man in den USA von einer „herausfordernden Situation“, die man aufmerksam beobachte. Werksschließungen gibt es allerdings noch nicht. „Wir prüfen fortlaufend mögliche Folgen für unsere Geschäftstätigkeit je nach weiterem Verlauf des Ausbruchs“, sagte eine Sprecherin. Der Konzern beschäftigt in den verschiedenen US-Bundesstaaten mehr als 16.000 Mitarbeiter.

„Als Teil einer übergreifenden Krisenfallplanung hat BASF schon seit vielen Jahren einen Pandemievorsorgeplan. Dieser stellt sicher, dass das Unternehmen auch bei einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus auf allen Ebenen der Organisation reagieren kann“, erläuterte die Sprecherin. Es gebe in allen Regionen Krisenteams. „Auch hier in den USA tritt täglich ein regionales Krisenteam zusammen, das mit dem globalen Krisenstab im engen Kontakt steht“, sagte sie.

Wie andere Unternehmen hat auch BASF Geschäftsreisen in Risikogebiete untersagt. Nicht geschäftskritische Reisen sollen vermieden werden. Mitarbeiter, die von dienstlichen oder privaten Reisen aus Risikogebieten zurückkehren, müssen in häusliche Quarantäne gehen.

Sorge um den Nachschub

Aber es sind nicht nur die Quarantäne-Maßnahmen, die den Unternehmen zu schaffen machen. Siegbert Rottach, Präsident und CEO der MAN Capital Corporation – der Holding für die MAN-Unternehmen in den USA – die vor allem Achsen für Busse und Dieselmotoren für Yachten vertreibt, sorgt sich langsam um den Nachschub. „Noch haben wir hier in Florida genug Produkte in den Lagern“, sagte er aus seinem Homeoffice. Er schätzt, dass der Nachschub „irgendwann knapp werden“ wird.

Schon heute sei es nicht leicht, Cargo-Container zu bekommen. Die Häfen arbeiteten wegen des Virus mit reduziertem Personal. Und seine Produkte kommen immer noch aus Deutschland. „Wir werden in ein bis zwei Wochen Probleme haben, die Achsen und Motoren zu verschiffen“, ist sich Rottach sicher.

Die Nachfrage sei bisher noch da. Das liege auch daran, dass die Kunden meist kleine und mittlere Unternehmen seien, die den Cash-Flow brauchen und daher trotz Risiken weiter produzierten. Aber das könne sich schnell ändern.

„Wir könnten vielleicht auch kommende Woche schon in Kurzarbeit gehen oder die Leute zuhause lassen“, sagte er. Dabei betonte er, dass die Mitarbeiter weiterhin Gehalt bekommen werden. „Wir wollen keinen entlassen“, stellte Rottach klar.

Dabei kommt MAN wie anderen US-Unternehmen das neue Hilfspaket der Regierung zugute. Bei Kurzarbeit könnte die staatliche Arbeitslosigkeitsversicherung 40 Prozent des Gehalts zahlen.

Sein Urteil über die Regierung fällt trotz vieler Kritik recht positiv aus. „Ich denke, die Regierung handhabt die Lage ordentlich“, sagte der Manager. Sie hätten vielleicht noch schneller noch strikter sein können. Aber im Großen und Ganzen ist er zufrieden.

B. Braun ist systemrelevant

Zufrieden ist auch Carroll Neubauer. Er ist der Vorstandsvorsitzende von B. Braun of America, der US-Tochter des Medizin-Technikunternehmens B. Braun. Das Unternehmen gilt als Systemrelevant für die Infrastruktur des Gesundheitswesens und produziert daher weiter.

„Unsere Produktion läuft mit voller Kraft“, sagte Neubauer. Unter anderem produziert das Unternehmen die Infusionslösungen, Infusions-Sets und -Pumpen und Venenverweilkanülen, die auch bei der Behandlung von Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern gebraucht werden.

Das Büro-Personal arbeitet bereits jetzt komplett aus dem Homeoffice aus. Aber die Produktion und die Qualitätskontrolle gehen weiter. „Wir haben ja nicht nur eine Verantwortung gegenüber unseren Familien, sondern auch gegenüber den Patienten da draußen, die unsere Produkte brauchen“, gab Neubauer zu bedenken.

Zum Glück seien es die Mitarbeiter schon lange gewohnt, in einem sterilen Umfeld mit Masken und Schutzkleidung zu arbeiten. Dadurch sei die Ansteckungs- oder die Verbreitungsgefahr sehr gering.

Sorgen macht sich Neubauer vor allem um die Zulieferer, die zum Beispiel Granulate oder Verpackungsmittel oder Schutzmasken herstellen. Wenn die ihre Produktion einstellen, hätte auch B. Braun ein Problem.

Auch die in den kommenden Monaten geplanten zwei Fabrikeröffnungen sieht Neubauer in Gefahr. „Die FDA stellt derzeit ihre Prüfungen ein. Wenn sie unsere Fabrik nicht freigibt, können wir dort nicht produzieren“, mahnte er.

Positiv stimmt ihn die Geschlossenheit der Pharma- und Medizintechnik-Branche. „Die befinden sich komplett im Forschungsmodus“, so der B.-Braun-US-Chef. Alle zwei Tagen telefonierten sich die CEOs der wichtigsten Unternehmen zusammen. „Wie die Branche da zusammenarbeitet, das ist vorbildlich!“