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In Deutschland ist das Vertrauen in politische Institutionen dramatisch eingebrochen, zeigt eine aktuelle Studie

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt neben Markus Söder (CSU, l), Ministerpräsident von Bayern und Michael Müller (r, SPD), Bürgermeister von Berlin, zur Pressekonferenz nach dem Impfgipfel im Kanzleramt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt neben Markus Söder (CSU, l), Ministerpräsident von Bayern und Michael Müller (r, SPD), Bürgermeister von Berlin, zur Pressekonferenz nach dem Impfgipfel im Kanzleramt.

Mehr als ein Jahr stecken alle Länder weltweit in einer Pandemie fest. Unter ihnen hat sich der Umgang mit der Krise über die Zeit ganz unterschiedlich entwickelt: Während Großbritannien und die USA anfangs mit hohen Infektionszahlen und einer chaotischen Pandemie-Organisation schockten, gehören beide Länder inzwischen zu den Impf-Vorreitern im internationalen Vergleich. Umgekehrt verlief es in Deutschland: Während Deutschland zu Corona-Beginn noch unter vielen anderen Ländern als Vorbild in der Pandemie-Bekämpfung galt und die Regierung hohes Vertrauen im eigenen Land genoss, hinkt es heute im Vergleich zu einigen anderen Ländern weltweit beim Impfen hinterher.

Dabei blieb die langsame Impfstoff-Einführung in Deutschland – laut einer aktuellen Umfrage der internationalen Kommunikationsberatung Kekst CNC – nicht folgenlos: Seit Sommer 2020 sei das Vertrauen in staatliche Institutionen dramatisch eingebrochen, schreiben die Autoren der Umfrage. Allein bei der Frage, wie effektiv die Bundesregierung die Pandemie bekämpft, verlor Deutschland unter 1000 Befragten aktuell 35 Prozentpunkte an „guten" und „sehr guten" Bewertungen im Vergleich zu Juni 2020. Eine Entwicklung, die laut der Umfrage auch negativ auf die deutsche Wirtschaft abfärbt: Einzelne Branchen wie die Pharmaindustrie stehen demnach ebenfalls vor einem Vertrauensverlust.

Bei der Pandemiebewältigung schneidet Deutschland schlecht ab

Insgesamt befragte die Kommunikationsberatung Kekst CNC seit dem vergangenen Jahr jeweils 1000 Erwachsene in sechs unterschiedlichen Ländern, darunter die USA, Großbritannien, Schweden, Frankreich, Japan und Deutschland. Ein Fokus der Befragung lag darauf, wie gut die Menschen die Leistungen ihrer Regierungen in der Pandemie bewerten. Dazu wurden ihnen fünf Kategorien zur Bewertung vorgegeben: die Kategorien „Impfstoffeinführung" und „Testen" innerhalb des eigenen Lands, die Kategorie „Coronavirus-Tracking-Apps", die „gesundheitliche Versorgung für Menschen, die an COVID-19 erkranken" und „die gesundheitliche Versorgung jener Menschen, die an anderen Krankheiten. leiden".

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In der Kategorie „Testen" werden die USA und Frankreich von ihren Bürgern am besten bewertet, während Deutschland, Großbritannien und Japan zurückbleiben. Auch bei der „Nachverfolgung des Virus über Apps" liegen die USA und Frankreich an der Spitze der Tabelle. Auffällig ist dabei: Rechnet man die Bewertungen in allen Kategorien zusammen, belegt Deutschland unter allen sechs Ländern den zweitschlechtesten Platz mit 16 von möglichen 100 Punkten. Nur in Japan bewerten die Befragten das eigene Land in allen fünf Kategorien noch schlechter. Angeführt wird das Ranking derweil von Großbritannien (40 Punkte), dicht gefolgt von den USA (38 Punkte). Beide Länder stechen vor allem in der Kategorie „Impfstoffeinführung" mit besonders guter Bewertung hervor.

Laut der Autoren und Autorinnen der Umfrage lassen diese Bewertungen in den einzelnen Ländern schon darauf schließen, dass die Einführung von Impfstoff das Vertrauen in die eigene Regierung des jeweiligen Landes besonders beeinflusste.

61 Prozent der Deutschen halten ihr Land beim Impfen für zu langsam

Ausschlaggebend bei der Vertrauensfrage ist allerdings nicht nur die allgemeine Zufriedenheit mit der Einführung des Impfstoffes, sondern auch wie schnell sie in den Ländern vorangetrieben wird: Obwohl die Geschwindigkeit von Impfungen in den europäischen Ländern anzieht, sagt die Mehrheit der Befragten in Schweden, Frankreich und Deutschland, dass ihre Impfstoffeinführung zu langsam ist. So urteilten im Februar noch 51 Prozent der Befragten, dass Deutschland zu langsam beim Impfen sei, im Mai sind inzwischen schon 61 Prozent dieser Meinung.

Unter den sechs Ländern der Umfrage fiel Deutschland außerdem noch in einem anderen Punkt auf: Es ist das Land, in dem die Menschen die Corona-Regeln am unterschiedlichsten beurteilen. 32 Prozent der Befragten bewerten die Anti-Corona-Maßnahmen als zu lasch, 33 Prozent empfinden sie als angemessen und 28 Prozent - der größte Anteil aller befragten Ländern - bewerten die aktuellen COVID-Beschränkungen als zu rigoros. Für die Autoren der Umfragen war das ein Hinweis darauf, dass Deutschland politisch besonders gespalten sei. Zum Vergleich: In allen anderen Ländern - bis auf Japan -, war der Anteil derer, die die Maßnahmen als angemessen bewerteten, am größten.

Das Vertrauen in die Kompetenz der Deutschen Regierung hat abgenommen

Dabei zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass sowohl die Spaltung als auch das Impfen selbst und die Organisation drumherum, das Vertrauen in staatliche Institutionen beeinflusste: Besonders deutlich wird das in Deutschland, weil die positiven Bewertungen von Kanzlerin Angela Merkel und der Bundesregierung - wie auch der Kommunal- und Landesregierungen - deutlich seit letztem Jahr abnahmen.

Im Juni 2020 fanden noch 64 Prozent aller Befragten, dass Kanzlerin Merkel Deutschland noch „gut" oder „sehr gut" durch die Pandemie regierte, demgegenüber standen 16 Prozent, die ihre Leistung mit „schlecht" oder „sehr schlecht" bewerteten. In diesem Mai wiederum verzeichnete die Kanzlerin dann erhebliche Einbußen bei der Bewertung: Nur noch knapp über 38 Prozent fanden ihr politisches Handeln in der Pandemie „gut" oder „sehr gut", beinahe ein Drittel weniger als noch im Sommer vergangenen Jahres. Und beinahe genauso viele Menschen, rund 38 Prozent, fanden ihr Handeln „schlecht" oder sehr schlecht", also mehr als doppelt so viele wie noch im vergangenen Jahr.

Doch nicht nur Kanzlerin Merkel verlor an Vertrauen: Auch die politische Wahrnehmung der Bundesregierung, des Bundesgesundheitsministeriums, der Landesregierungen und der Kommunalverwaltungen verschlechterte sich: Bei den „guten" und „sehr guten Bewertungen" verloren die Landesregierungen rund 26 Prozent unter den Befragten, das Bundesgesundheitsministerium sogar fast 30 Prozent im Vergleich zu Juni 2020.

Im Gegensatz konnten Regierungen das Vertrauen der eigenen Bevölkerung steigern, wenn die Impfstoff-Einfuhr erfolgreich verlief wie in den USA oder Großbritannien: Der Anteil der Briten, die das Regieren von Premierminister Boris Johnson als „gut" oder „sehr gut" bewerteten, nahm im Mai im Vergleich zu Juni 2020 um rund 2 Prozentpunkte zu.

Die Wirtschaft leidet unter schlecht wahrgenommener Politik

Interessant ist dabei, dass das jeweilige politische Regieren in der Pandemie, auch auf die Wahrnehmung der Wirtschaft abfärbt: Die USA etwa managt die Impfstoffverteilung aus Sicht der Befragten gut, das Vertrauen in die politischen Institutionen wächst. Das kommt auch. Industrien wie der Pharmabranche zu Gute: Hier stieg der Anteil derer, die finden, dass sich Unternehmen aus der Pharmaindustrie „gut" oder „sehr gut" in der Pandemie verhielten (+19 Prozentpunkte), erheblich an. In Deutschland hingegen bewerten die Befragten Unternehmen aus der Pharmasparte inzwischen weniger positiv: Noch im Juni 2020 nahmen 64 Prozent der Befragten in Deutschland die Arbeit der Pharmabranche als „gut" oder „sehr gut" wahr, im Mai 2021 waren es fast ein Fünftel (-18 Prozent) weniger.

Die Autoren schlussfolgerten deshalb am Ende des Reports: Deutschland gebe ein „Bild des Zusammenbruchs" ab, weil nicht nur das öffentliche Vertrauen extrem unter dem Regierungshandeln in der Pandemie gelitten habe, sondern auch das in Unternehmen oder ganze Branchen.