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„Deutschland steht eine knallharte Prüfung bevor“

Für einige Unternehmer und Konzernchefs ist der knappe Ausgang der Wahl schon jetzt ein Indiz für die Probleme der USA - und neue Herausforderungen für Deutschland.

Martin Herrenknecht, Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG Foto: dpa
Martin Herrenknecht, Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG Foto: dpa

Die virtuelle Pressekonferenz zu den aktuellen Geschäftszahlen veranlasste den BMW-Chef Oliver Zipse zu einer kurzen Einordnung. Er hoffe, sagte er auf Nachfrage eines Journalisten, dass es „im Interesse aller“ zu einem „eindeutigen Ergebnis“ komme. Dies sei ja eben noch nicht der Fall. Selbst wenn in die Stimmen in den USA noch ausgezählt werden, haben sich die ersten Unternehmer und Manager positioniert. Denn das Kopf-um-Kopf-Rennen zeigt schließlich auch, wie zweigeteilt das Land ist.

„Für mich zeigt der knappe Wahlausgang: Deutschland und Europa steht eine knallharte Prüfung bevor“, sagt etwa Martin Herrenknecht, Gründer und Chef des Tunnelmaschinenbauers Herrenknecht. Und er koppelt seine Warnung an eine Forderung: „Wir müssen uns endlich mit eindeutigen eigenen Werten und Zielen positionieren und eine überzeugende Zukunftsagenda angehen und umsetzen. Ansonsten werden wir in der geopolitischen Zange zwischen der bestehenden Supermacht USA und der aufstrebenden Supermacht China aufgerieben. Ich fürchte: Ohne mutige Leadership und ohne Plan in so einer Sandwich-Konstellation werden Deutschland und Europa machtpolitisch zur Makulatur.“

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Alexander Birken, Chef der Otto Group, zu der auch der US-Möbelhändler Crate & Barrel gehört, zeigt sich besorgt um die Zukunft der USA. „Ich wünsche den Vereinigten Staaten von Amerika eine Regierung, die die Corona-Pandemie wirkungsvoller bekämpfen kann als die bisherige. Ich wünsche den USA eine Regierung, die der enormen Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft und mit der Welt Einhalt gebietet, anstatt sie zu vergrößern. Und ich wünsche den USA eine Regierung, die den von Menschenhand verursachten Klimawandel anerkennt, sich wieder den internationalen Vereinbarungen verpflichtet fühlt und multilateral gegen die globale Erwärmung kämpft.“ Birken weiter: „Viele meiner Freunde in den USA und anderswo würden dies begrüßen, viele meiner Kolleg*innen bei Crate and Barrel und viele meiner anderen 50.000 Kolleg*innen auf der Welt sicherlich auch.“

Auch Christoph Werner, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, zeigt sich besorgt. Die beiden Präsidentschaftskandidaten stünden „für unterschiedliche Auffassungen über die Treiber von Wohlstand“, so Werner: „Donald Trump scheint die Auffassung zu vertreten, dass Wohlstand ein Nullsummenspiel ist, bei dem der Vorteil des einen den Nachteil des anderen voraussetzt. Joe Biden scheint die Auffassung zu vertreten, dass Wohlstand vor allem durch Kooperation entsteht. Diese Auffassungen schlagen sich auch in der Außen- und Außenhandelspolitik nieder, die damit entweder mehr auf Konfrontation oder mehr auf gemeinsame Interessen setzen wird.“

Für den Keks-Produzenten Lambertz sind die USA ein wichtiger Exportmarkt. Rund 26 Millionen Euro Umsatz erzielte das Unternehmen 2019 - rund vier Prozent des gesamten Umsatzes. Hermann Bühlbecker, Alleingesellschafter der Lambertz-Gruppe, fürchtet „juristische Nachspiele und wochen-, wenn nicht monatelanges Gezerre“. Dies sei für die USA-Demokratie „ein kritischer Zustand, der aber auch für uns nichts Gutes bedeutet“. Bühlbecker: „Abseits davon, ob nun Trump oder Biden als Wahlsieger bestätigt wird, wäre es meines Erachtens dringend erforderlich, dass die EU grundsätzlich einmal eine vehementere Gegenposition zu der US-Regierung und den von ihr verhängten Strafzöllen, die drastisch gegen unsere mittelständische Wirtschaft gerichtet sind, einnimmt. Die letzte WTO-Entscheidung (von Mitte Oktober), die es der EU nun erlaubt, ihrerseits Strafzölle in Höhe von knapp vier Milliarden Dollar gegen die USA zu erheben, ist dazu eine Steilvorlage. Frage ist nur, ob sie tatsächlich gewillt ist, diesen Vorteil für den Mittelstand und die Lebensmittelwirtschaft einzusetzen. Bisher galt dieser Einsatz ja eher für andere Branchen – etwa für die Auto- und Flugzeugbauindustrie.“

Viele Unternehmer sind überzeugt, dass sich die Folgen der Wahl ohnehin schon vor der Stimmabgabe entschieden hat. „Unabhängig davon, wer am Ende vorne liegt, werden sich zwei Entwicklungen fortsetzen“, sagt Christian Kullmann, Chef von Evonik. „Die USA werden wirtschaftspolitisch ihre eigenen nationalen Interessen noch offener verfolgen, und sie werden weiterhin versuchen, ihre Vormachtstellung in der Welt gegenüber China zu halten. Auf beides muss man sich als Unternehmen einstellen. Politisch ist Europa gefordert, seine Kräfte zu bündeln und seine eigene Position dadurch zu stärken.“

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