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In Deutschland sind Arbeitskräfte so knapp wie zuletzt im Wirtschaftswunder – doch gleichzeitig steigt die Zahl der Arbeitslosen

Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, spricht in Nürnberg zur Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Dezember 2022, die Bundesagentur gibt ihre monatliche Statistik bekannt. - Copyright: Picture Alliance
Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, spricht in Nürnberg zur Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Dezember 2022, die Bundesagentur gibt ihre monatliche Statistik bekannt. - Copyright: Picture Alliance

Auf den ersten Blick gibt der deutsche Arbeitsmarkt ein widersprüchliches Bild. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, die Krisen hinterlassen Spuren – doch Unternehmen finden keine Mitarbeiter für Hunderttausende offene Stellen. Daher lohnt ein zweiter Blick auf die Daten für den Arbeitsmarkt im Januar. Er zeigt: Der deutsche Arbeitsmarkt ist weiterhin krisenfest. Das größte Problem in Deutschland ist nicht der Mangel an Arbeitsplätzen, sondern der Mangel an Arbeitskräften.

Im Januar stieg die Zahl der Arbeitslosen im saisonüblich an. Im Januar waren 2,62 Millionen Menschen ohne Job. Das waren 162.000 mehr als im Dezember, aber auch 154.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 5,7 Prozent.

„Der Arbeitsmarkt blieb auch am Jahresanfang stabil“, kommentierte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, diese neuen Zahlen ihrer Behörde. „Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar“. Eine Auswirkung ist, dass viele Menschen aus der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchen, in der Statistik auftauchen. Anders als Flüchtlinge aus vielen anderen Ländern dürfen sie in Deutschland arbeiten.

Insgesamt habe die Nachfrage nach Arbeitskräften zu Jahresbeginn leicht nachgelassen, teilte die BA mit. Insgesamt sei der Personalbedarf aber stabil auf hohem Niveau. Bei den Arbeitsagenturen waren 764 000 offene Arbeitsstellen gemeldet. Bereinigt um Saisoneffekte waren das etwas mehr als im Vormonat.

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Nach Umfragen des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur sind bei Unternehmen über diese gemeldeten Stellen hinaus, viele weitere Arbeitsplätze unbesetzt. Im Herbst 2022 konnten Firmen in Deutschland für 1,8 Millionen Arbeitsplätze keine geeigneten Kandidaten finden.

Für einen robusten Arbeitsmarkt sprechen auch die wichtigsten Frühindikatoren für die Beschäftigung. Da ist zum einen das Arbeitsmarktbarometer des IAB. Ihm liegen umfassende Umfragen bei allen Arbeitsagenturen zugrunde. Das Barometer stieg im Januar den dritten Monat in Folge. Es liegt nach einem Plus um 1,6 Punkte nun bei 102,9 Punkten. Der Wert über der neutralen Marke von 100 weist auf eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hin.

„Die Zeiten steigender Arbeitslosigkeit infolge des Krieges dürften vorbei sein“, erklärt IAB-Forscher Enzo Weber.

Lehrerin Quereinstieg Staat
Lehrerin Quereinstieg Staat

Das IAB fragt bei den Arbeitsagenturen drei Einschätzungen ab: Wie entwickelt sich die Arbeitslosigkeit, wie entwickelt sich die Beschäftigung und wie stark erschwert ein Mangel an Bewerbern die Besetzung offener Stellen.

Der Index für die Vorhersage der Arbeitslosigkeit verbesserte sich im Januar den vierten Monat in Folge. Er liegt mit 101,0 Punkten erstmals seit der Registrierung der Geflüchteten aus der Ukraine wieder über 100 Punkten und weist damit auf eine sinkende Arbeitslosigkeit hin. Auch die Vorhersage der Beschäftigung stieg um 0,8 Punkte auf 104,8 Punkten und signalisiert ein anhaltendes Beschäftigungswachstum.

Index für Arbeitskräftemangel auf Rekord

Verschlechtert hat sich dagegen die Einschätzung der Arbeitsagenturen, inwieweit die Besetzung offener Stellen durch begrenzt verfügbare Arbeitskräfte erschwert wird. Im Januar stieg der darauf basierende Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB auf einen neuen Rekord. „Arbeitskräfte sind aktuell so knapp wie seit dem Wirtschaftswunder nicht mehr“, kommentierte Weber.

Ein ähnliches Bild vermittelt auch das Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts. Es kletterte im Januar um 0,6 Punkte über den neutralen Wert von 100 auf 100,2 Punkte. „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat zugelegt“, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Der schwindende Pessimismus in der deutschen Wirtschaft zeige sich auch auf dem Arbeitsmarkt.

Bemerkenswert ist, dass in der Industrie ist das Beschäftigungsbarometer merklich anzog. Insbesondere im Maschinenbau und der Elektroindustrie werden neue Mitarbeiter gesucht. Sehr viele Stellen unbesetzt seien in der IT-Branche. Die Entlassungen bei großen Tech-Firmen seinen nun die Chance für viele kleine und mittlere Betriebe, Mitarbeiter einzustellen. Im Handel halten sich Einstellungs- und Entlassungspläne in etwa die Waage. Sogar im Bauhauptgewerbe gibt es trotz des schwierigen Umfelds leicht positive Beschäftigungserwartungen.

Mit Material von DPA

Dieser Artikel erschien erstmalig am 31. Januar 2023 und wurde am 1. Februar 2023 aktualisiert.