Entkopplung der Weltwirtschaft: Deutsche Unternehmen in China sorgen sich wegen steigender Kosten
Viele europäische Unternehmen verlagern ihre Forschung und Entwicklung in die Volksrepublik. Kaum eine Firma plant, China zu verlassen. Doch die finanziellen Belastungen werden größer.
Deutsche Unternehmen in China machen sich Sorgen, dass durch die Entkopplung der Weltwirtschaft finanzielle Belastungen zunehmen werden. Das geht aus der jährlichen Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in China hervor, die am Dienstag vorgestellt worden ist. Demnach fürchten 37 Prozent der Unternehmen steigende Kosten durch verschiedene Standardanforderungen. 35 Prozent erwarten sogar einen langfristigen Geschäftsrückgang.
Insgesamt 530 deutsche Unternehmen mit Geschäft in China hatten an der Umfrage, die von Oktober bis November lief, teilgenommen.
Insbesondere die USA und China steuern auf eine Entkopplung der Märkte zu. Laut einer Studie der Europäischen Handelskammer in China und des Berliner China-Thinktanks Merics sagten jüngst 96 Prozent der europäischen Firmen in China, dass sie von der Entflechtung, also dem Decoupling, betroffen seien.
Angesprochen auf ihren Umgang mit der Entkopplung gaben 43 Prozent der Unternehmen an, dass sie ihre Forschung und Entwicklung nach China verlagern. Mehr als ein Drittel gab an, mit der Anpassung von Schlüsseltechnologien an verschiedene Standards zu reagieren.
Mehr Investitionen in China geplant
So gut wie keines der befragten Unternehmen plant hingegen in den nächsten zwölf Monaten China zu verlassen. 72 Prozent wollen sogar mehr investieren.
Die Aussicht auf den Abschluss der Verhandlungen über ein Investmentabkommen zwischen der Europäischen Union und China hatte den Unternehmen zum Zeitpunkt der Umfrage noch Hoffnungen auf eine Erleichterung bei den – je nach Branche – noch immer stark eingeschränkten Investitionsmöglichkeiten in der Volksrepublik gemacht.
Die EU und China hatten Ende Dezember eine grundsätzliche Einigung auf Abkommen verkündet. Die Details müssen aber noch weiterverhandelt werden, zudem ist die Zustimmung des EU-Parlaments zwingend.
Das Investmentabkommen habe Felder geöffnet, die zuvor geschlossen waren, sagte der deutsche Botschafter in Peking, Clemens von Goetze, am Dienstag bei der Vorstellung der AHK-Umfrage. Als Beispiel nannte er Finanzdienstleistungen und Telekommunikation. „Aber wir müssen auch sehen“, so Von Goetze, „dass in manchen dieser Felder bereits chinesische Wettbewerber sehr, sehr gut etabliert sind.“ Es werde sehr schwer für neue Wettbewerber sein, da mithalten zu können.
Insgesamt blickten die deutschen Unternehmen in China trotz der Coronakrise, die ihren Ursprung in der Volksrepublik hatte, positiv auf das zurückliegende Jahr.
Demnach konnten trotz der Pandemie 39 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Umsatz in China im abgelaufenen Jahr steigern. 42 Prozent der Firmen legten beim Gewinn zu.