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Deutsche Telekom will so viel investieren wie nie zuvor

Der Mobilfunkstandard 5G und das US-Geschäft verlangen der Deutschen Telekom Rekordinvestitionen ab. Der Dax-Konzern ringt um Effizienz.

Timotheus Höttges hat ein zentrales Versprechen eingelöst. Dem CEO der Deutschen Telekom ist es gelungen, den Dax-Konzern zur höchstbewerteten Telekomfirma Europas auszubauen. Unter dem Slogan „Leading European Telco“ dürfte Höttges diesen Führungsanspruch auch auf der Hauptversammlung an diesem Donnerstag in Bonn bekräftigen.

Diesen Führungsanspruch konnte der 56-Jährige vor allem dank eines starken Geschäfts in den USA erreichen. Doch ein genauer Blick in die Daten für die US-Tochter T-Mobile US entlarvt, dass der Markt für die Telekom bei Weitem nicht so lukrativ läuft, wie es scheint.

Erst wenn die Fusion mit dem Rivalen Sprint gelingt, dürfte es deutlich besser laufen. Doch die Entscheidung darüber liegt nicht bei der Telekom, sondern bei den US-Behörden. Und auch in Europa steht der Konzern vor großen Herausforderungen. Etliche Auktionen für den künftigen Mobilfunkstandard 5G stehen an.

Zumindest stimmt die Basis für den Konzern. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr organisch – also bei konstanten Wechselkursen und unverändertem Konsolidierungskreis – um 3,1 Prozent auf 75,7 Milliarden Euro gewachsen. Bereinigt um Sondereinflüsse, etwa der Einigung im Schiedsverfahren um den Mautbetreiber Toll Collect, weist die Telekom ein um 7,2 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro gestiegenes bereinigtes Ergebnis (Ebitda) aus.

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Der Konzernüberschuss ist zwar von 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,2 Milliarden für das Jahr 2018 gefallen. Der Rückgang war jedoch erwartet worden. Denn im Vorjahr hatte die Telekom etwa in den USA von einer Rückzahlung durch die US-Steuerreform profitiert. „Die Steuerreform gab es leider nur einmal“, sagte Höttges bei der Bilanzpressekonferenz.

Den Free Cashflow, der Maßstab für die Dividende ist, konnte die Telekom um 0,7 Milliarden Euro auf 6,2 Euro steigern. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Telekom die US-Tochter T-Mobile US verstärkt konzernintern finanziert, dadurch günstigere Konditionen erreicht und Zinsen spart. Entsprechend soll die Dividende von 0,65 Cent je Aktie auf 0,70 angehoben werden.

Ausgerechnet in ihrer zentralen Steuergröße, der Kapitalrendite (ROCE) schwächelt die Telekom jedoch. Sie zeigt, wie effizient der Konzern mit dem eingesetzten Kapital wirtschaftet. Grundlage dieser Kennziffer ist der operative Gewinn nach Steuern (Ebit verringert um den Steueraufwand). Dieser Wert ist zu teilen durch die Bilanzsumme (abzüglich nicht zinstragender Verbindlichkeiten und liquider Mittel).

Der Dax-Konzern verschlechterte sich in dieser wichtigen Messgröße um 1,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 4,7 Prozent. Erklärtes Ziel der Telekom ist es aber, dass der Wert die Kapitalkosten übersteigt. Wie der Konzern einräumt, war das 2018 nicht der Fall.

Wie weit die Telekom von ihrem Ziel entfernt ist, gibt sie nicht an. Die Finanzagentur Bloomberg aber weist für das vergangene Jahr für die Telekom „gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten“ (kurz WACC) von 5,4 Prozent aus. Demnach fehlte zuletzt eine Marge von 0,7 Prozentpunkten.

Die Kapitalrendite ist für die Telekom eine zentrale Steuergröße. Denn in der gesamten Telekommunikationsbranche werden zwar hohe Umsatzrenditen erwirtschaftet. Die Firmen müssen jedoch jährlich enorme Investitionen in ihre Netze tätigen, um die steigenden Ansprüche der Kunden zufriedenzustellen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Selbst ohne die Ausgaben für Mobilfunkfrequenzen investierte die Telekom 2018 den Rekordbetrag von 12,2 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr kündigte Finanzvorstand Christian Illek an, die Ausgaben auf 12,7 Milliarden Euro zu steigern. Sie sollen den Umstieg auf den künftigen Mobilfunkstandard 5G vorbereiten. In dem geplanten Investitionsbetrag sind die Kosten für Frequenzauktionen nicht mitgerechnet. In Deutschland läuft seit dem 19. März die Auktion. Und in etlichen weiteren Ländern in Europa stehen ebenfalls Vergaben an.

Und die Zukunft von T-Mobile US ist ungewiss. Die Beteiligung in den USA ist das Aushängeschild der Telekom. Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt für die Telekom. Das Geschäft in den USA steuerte mit 36,5 Milliarden Euro rund 48 Prozent zum Umsatz des Konzerns bei. Der Anteil der USA am bereinigten Ergebnis (Ebidta) lag mit rund 10,1 Milliarden Euro bei rund 43 Prozent.

Doch das Geschäft in Nordamerika ist keinesfalls so lukrativ, wie es auf den ersten Blick scheint. Die bereinigte Ebitda-Marge für T-Mobile US lag 2018 bei 27,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Segment Deutschland brachte es die Telekom auf eine bereinigte Ebitda-Marge von 39,7 Prozent.

Auch in Sachen Kapitalrendite (ROCE) ist die US-Tochter ein Underperformer. Nach Berechnungen des Handelsblatts schaffte T-Mobile US 2018 gerade einmal einen Wert von 3,4 Prozent – womit die US-Beteiligung 1,3 Prozentpunkte weniger abwarf, als der Bonner Konzern im Durchschnitt erwirtschaftete. Das Kapital wäre damit in anderen Teilen des Konzerns besser aufgehoben gewesen – zumindest bilanziell.

Den ersehnten Effizienzgewinn in den USA soll der Zusammenschluss mit dem Rivalen Sprint bringen. Nach langen Verhandlungen war es Höttges gelungen, sich mit dem japanischen Konzern Softbank auf die Übernahme von dessen US-Mobilfunktochter zu verständigen. Die Telekom geht zwar von Integrationskosten in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar aus. Dafür erwartet sie anschließend jedoch auch Synergien im Barwert von rund 43 Milliarden US-Dollar.

Damit das gelingt, fehlen der Telekom allerdings noch einige Genehmigungen der US-Behörden für den Deal. Noch steht das Okay der Telekommunikationsbehörde FCC und des Justizministeriums aus. Und es fehlen Genehmigungen auf der Ebene der Bundesstaaten. Die FCC hatte vor rund drei Wochen am Tag 122 ihrer 180-tägigen Frist die Prüfung ausgesetzt, um weitere von T-Mobile US eingereichte Unterlagen zu prüfen.

Unterdessen sprechen sich einige Senatoren und Gewerkschaften gegen die Übernahme aus. Sie fürchten den Abbau zahlreicher Stellen und höhere Mobilfunkpreise. Dennoch zeigte sich Höttges optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, die Genehmigungsverfahren insgesamt erfolgreich abschließen zu können.“

Das US-Geschäft ist jedoch längst nicht die einzige Belastung für die Kapitalrendite der Telekom. Auch in Osteuropa gibt es Herausforderungen. So senkte die Telekom im vergangenen Jahr den Goodwill ihrer Beteiligung in Polen. In Rumänien schrieb sie den Goodwill komplett ab.

Bislang ist Rumänien die einzige Beteiligung an einem Landessegment außerhalb Deutschlands, deren Goodwill die Telekom mit null Euro beziffert. Der Goodwill bemisst sich bei erworbenen Beteiligungen aus der Differenz zwischen gezahltem Kaufpreis und dem bewertbaren Vermögen des erworbenen Unternehmens.

Die Beteiligung in Rumänien gestaltet sich seit Jahren schwierig. Allein 2018 brach das bereinigte Ergebnis (Ebitda) um rund 17 Prozent auf 138 Millionen Euro ein. Der Umsatz ging um vier Prozent auf 933 Millionen Euro zurück. Daraus ergibt sich eine bereinigte Ebit-Marge von gerade einmal 14,8 Prozent – ein schwacher Wert in der Telekommunikationsbranche.

Um die Kapitalrendite zu steigern, müsste die Telekom die Marge ihrer Beteiligung in Rumänien deutlich erhöhen, oder sie müsste sie abstoßen. Gerüchte über einen Verkauf der Beteiligung in Rumänien gibt es seit einigen Jahren. Da jedoch auch der rumänische Staat an der Firma Anteile hält, könnte ein Verkauf auf Widerstand der Behörden stoßen.

Eine weitere Sparte, die auf die Marge drückt, ist die angeschlagene Großkundentochter T-Systems. Zum Jahresanfang 2018 holte Höttges den US-Manager Adel Al-Saleh als Chef zu T-Systems, um das Geschäft wieder auf Profit zu trimmen. Der kündigte ein Kostensparprogramm sowie die Streichung und Verlagerung von bis zu 10.000 der rund 38.000 Mitarbeiter an. Zwar gelang es ihm, den Auftragseingang im Jahr 2018 um rund ein Drittel zu steigern. Jedoch brach das bereinigte Ergebnis (Ebitda) um 15,7 Prozent ein.

Ein schwieriges Umfeld zeigt sich schon jetzt in der Bilanz der Telekom. Auf beiden Seiten des Atlantiks steht die Telekom unter Druck, ihr Kapital effizienter einzusetzen. Ihr Problem: Das eigene Geschäft liegt dabei häufig in den Händen von Regierungen und Behörden.


Stärken und Schwächen der Telekom-Bilanz

Stärke 1: Marktführer in Europa

Die Telekom bezeichnet sich siegesbewusst als „Leading European Telco“. Wieder und wieder verweist CEO Timotheus Höttges darauf, dass in Bonn der führende Telekomanbieter Europas sitzt. Dieses selbst gesteckte Ziel hat das Management des Dax-Konzerns erreicht. Bei der Börsenwertung liegt die Telekom deutlich vor den europäischen Konkurrenten wie Vodafone aus Großbritannien, Telefónica aus Spanien oder Orange aus Frankreich.

Auch beim Umsatz hat der Dax-Konzern die Rivalen deutlich abgehängt. Kommt das deutsche Unternehmen auf rund 76 Milliarden Euro im Jahr 2018, müssen sich Telefónica (49 Milliarden Euro), Vodafone (47 Milliarden Euro) und Orange (41 Milliarden Euro) deutlich dahinter einordnen. Mit geschickten Deals ist es der Telekom im vergangenen Jahr zudem gelungen, sich in Europa stärker aufzustellen. Im Juli bekam die Telekom die Erlaubnis der EU-Kommission in Brüssel für die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC in Österreich.

Mit dem etwa 1,8 Milliarden Euro schweren Deal verwirklicht die Telekom das Ziel, in dem Markt nicht nur Mobilfunkdienste, sondern auch Angebote für Festnetzanschlüsse und Fernsehempfang machen zu können. Sogenannte Bündelangebote gelten in der Telekommunikationsbranche als besonders lukrativ. Der Erwerb von UPC Austria durch T-Mobile Austria wurde am 31. Juli 2018 vollzogen. Seitdem wird UPC im Konzernabschluss voll konsolidiert.

In Polen hat die Telekom Vereinbarungen mit Wettbewerbern geschlossen, um über deren Glasfaserleitungen auch Festnetzangebote machen zu können. Und es gibt Signale, dass die Telekom diesen Kurs fortsetzen kann. In den Niederlanden wurde im Januar 2019 die angestrebte Übernahme des kleineren Konkurrenten Tele 2 von Brüssel ohne Auflagen erlaubt. Dank der Stärke von Tele 2 im Festnetzgeschäft wird der Dax-Konzern künftig auch holländischen Kunden seine Bündelprodukte aus Mobilfunk- und Festnetzangeboten unterbreiten.

Im globalen Ranking der größten Telekommunikationskonzerne nach Marktkapitalisierung liegt die Deutsche Telekom zwar weit vorne. Die vordersten Plätze machen aber die US-Konzerne AT & T und Verizon sowie der chinesische Staatskonzern China Mobile unter sich aus

Stärke 2: Prämiertes Netz

Eine der zentralen Stärken der Telekom ist die Qualität ihres Mobilfunknetzes. In Deutschland fuhr der Dax-Konzern im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge den Gesamtsieg beim Netztest des Dienstleisters P3 in Kooperation mit dem Branchenmagazin „Connect“ ein. Zwar bemängelten die Prüfer, dass es noch immer viel zu große Probleme mit schlechter Netzqualität und Gesprächsabbrüchen in der Bahn und auf den Autobahnen gibt. Doch die Telekom schneidet in Deutschland deutlich besser ab als die Rivalen Vodafone und Telefónica. Gleiches gilt für die beiden weiteren Netztests in Deutschland der Magazine „Chip“ und „Computerbild“.

Diese Stärke setzt die Telekom nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern ein. In Österreich konnte sich die Telekom-Tochter T-Mobile Austria bei der jüngsten Untersuchung von P3 und Connect vom dritten Platz auf den ersten Platz vor dem Rivalen A1 Telekom und dem Konkurrenten Drei setzen.

Die Telekom platziert sich als Premiummarke in Europa. „In neun von zwölf europäischen Beteiligungsgesellschaften lagen wir bei den letzten Netztests im Mobilfunk an der Spitze“, sagte Telekom-CEO Timotheus Höttges. Neben Österreich sind das die Netze in Griechenland, Kroatien, Mazedonien, den Niederlanden, Polen, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Ungarn.

Hingegen konnten sich die Telekom-Beteiligungen in Albanien, Rumänien und Montenegro bei Tests nicht als bestes Netz durchsetzen. Im Januar 2019 war der Verkauf der Telekom Albania bekanntgegeben worden. Der Mobilfunker gehört der griechischen OTE, an der die Deutsche Telekom 45 Prozent der Anteile plus eine Aktie hält. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen.

Und die Telekom will sich anstrengen, um weiter vor der Konkurrenz zu bleiben. „Wir wollen immer und überall führend sein“, kündigte Höttges an. Allein in Deutschland seien im vergangenen Jahr 1300 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb genommen worden. In der Bundesrepublik erreichte das LTE-Netz (auch 4G-Netz genannt) laut Angaben der Telekom Ende 2018 rund 98 Prozent der Bevölkerung. In den europäischen Märkten der Telekom lag die Bevölkerungsabdeckung mit LTE bei 97 Prozent.

Schwäche 1: Heimatmarkt unter Druck

Ausgerechnet in Deutschland leidet die Telekom massiv unter der wachsenden Konkurrenz. Das Geschäft mit Privatkunden ist im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Zwar konnte die Telekom etwas mehr Umsatz mit Geschäftskunden erzielen. Doch für das gesamte Geschäft in der Bundesrepublik musste sie für 2018 einen Umsatzrückgang um 1,1 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro ausweisen. Die Telekom steht in Deutschland vor einem Dilemma. Sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetzgeschäft steht sie unter Druck.

Auch wenn die Telekom ihre Gesamtkundenzahl im Mobilfunk steigerte, verlor sie ausgerechnet im umsatzstarken Vertragsgeschäft 452.000 Kunden. Die Telekom konnte dafür zwar 1,5 Millionen neue Prepaid-Kunden gewinnen. Allerdings geben in dem Segment die Kunden deutlich weniger Geld im Monat aus, und dadurch sind die Margen meist schwächer.

Deutlich schwieriger lief es für die Telekom zudem im Festnetzgeschäft. In dem Segment wies sie für das vergangene Jahr einen Rückgang um 3,2 Prozent auf 18,6 Millionen Festnetzanschlüsse aus. Zudem versuchen Kabelnetzbetreiber wie Vodafone und Unitymedia, der Telekom Kunden im Breitbandgeschäft abzujagen. Auch regionale Anbieter werben mit schnellen Glasfaserleitungen Kundschaft ab. Das Geschäft könnte bald noch härter werden. Sollte die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia in Deutschland von der EU-Kommission genehmigt werden, würde die Telekom bei Breitbandanschlüssen einem schärferen Wettbewerb gegenüberstehen.

Schwäche 2: T-Systems im Umbau

Seit Jahren ist T-Systems die Problemtochter der Telekom. Der Dienstleister für Großkunden schrieb über Jahre Verluste. Deshalb hat die Telekom den US-Manager Adel Al-Saleh geholt. Als Sanierer soll er T-Systems wieder auf Profit trimmen. Seit Anfang 2018 steuert er als CEO die Geschäfte bei T-Systems. Und in einer wichtigen Steuergröße kann er punkten: Der Auftragseingang ist im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gestiegen. Das ist ein wichtiger Frühindikator dafür, dass die Geschäfte wieder anziehen könnten.

Dafür steht T-Systems beim Ergebnis nicht gut da. Das bereinigte Ebitda ist um fast 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 429 Millionen Euro gefallen. Das ist ein Warnsignal. Das künftige Geschäft könnte zulasten der Marge erkauft worden sein. Ob das so ist, wird sich erst im Laufe dieses Jahres zeigen, wenn die unterzeichneten Verträge umgesetzt werden.

Zudem hatte Al-Saleh ein massives Sparprogramm angekündigt. Rund 10.000 Stellen sind betroffen. Allein in Deutschland sollen fast 6000 Stellen gestrichen werden. Rund 4000 Jobs sollen verlagert werden. Etwa in Indien will T-Systems aufstocken, um wettbewerbsfähige Preise bei IT-Ausschreibungen anbieten zu können. Bis Ende 2021 will Al-Saleh damit die Kosten um 600 Millionen Euro senken.

Die harten Einschnitte des Umbauprogramms haben noch gar nicht richtig begonnen. Für das Jahr 2018 weist T-Systems nur einen Rückgang der Beschäftigten um 1,2 Prozent auf 37.467 Mitarbeiter aus. Trotzdem stehen bei T-Systems bereits 194 Millionen Euro für Personalrestrukturierung in den Büchern.

Al-Saleh setzt auf eine radikal veränderte Struktur. Hierarchien sollen abgebaut werden. Dafür werden die Bereiche bei T-Systems in sogenannten Portfolio-Units zusammengefasst. Damit solle die Effizienz gesteigert werden, sagte Al-Saleh. „Aber natürlich macht es auch Sinn, dass wir uns rechtzeitig von ineffizienten Bereichen trennen“, sagte der T-Systems-CEO dem Handelsblatt. Beispielsweise ziehe sich das Unternehmen aus dem Geschäft mit der Wartung von IT-Arbeitsplätzen zurück. Zudem soll der Betrieb von Großrechnern an IBM abgetreten werden. Dem Deal muss das Kartellamt noch zustimmen.

Mitarbeit: Christoph Schlautmann