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DEUTSCHE TELEKOM IM FOKUS: Zugpferd T-Mobile US

BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom <DE0005557508> setzt einen großen Teil ihrer Hoffnung auf ihren wichtigsten Markt - die Vereinigten Staaten: Bereits im abgeschlossenen Geschäftsjahr ging mehr als die Hälfte des Umsatzes auf das Konto der Tochter T-Mobile US <US8725901040>. Denn durch die Übernahme des kleineren Rivalen Sprint gelang der Telekom erstmals der Sprung über die Marke von 100 Milliarden Euro an Erlösen. Und das soll nur ein Vorgeschmack sein. Was bei der Deutschen Telekom los ist, was Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt.

DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN TELEKOM:

Mit ehrgeizigen Zielen hat die Telekom-Tochter T-Mobile US zuletzt für Aufsehen gesorgt. Auf einem virtuellen Analystentag erhöhte das amerikanische Unternehmen seine Mittelfrist- und Langfristziele deutlich. So will T-Mobile US bis 2023 einen Service-Umsatz von 61 bis 62 Milliarden US-Dollar schaffen. Das wäre deutlich mehr als zuvor im Mittel in Aussicht gestellt. Drei Jahre später will die Tochter die Marke von 70 Milliarden Dollar schaffen. Der Service-Umsatz steht bei Analysten besonders im Fokus. Auch operativ soll etwas mehr bei rumkommen als bislang prognostiziert.

Um die Ziele zu erreichen, will T-Mobile US seine Produkte im Einzelhandel stärker vermarkten. Dabei setzt das Unternehmen auf den Vertrieb über den Elektronik-Fachhändler Best Buy und die Supermarkt-Kette Walmart <US9311421039>, die eine Vielzahl an Geschäften im ländlichen Raum besitzt. Zudem will T-Mobile US nach eigenen Angaben in den kommenden fünf Jahren selbst Hunderte Geschäfte in kleineren Städten bauen. Die Tochter des Dax-Konzerns verspricht sich davon, ihren noch vergleichsweise kleinen Marktanteil auf dem Land deutlich ausbauen zu können.

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Aus der abgeschlossenen Übernahme des Rivalen Sprint will T-Mobile zudem deutlich größere Synergieeffekte erzeugen. Bereits im abgeschlossenen Jahr hatte T-Mobile US 1,3 Milliarden Dollar gespart. Für 2021 soll der Wert mehr als doppelt so hoch liegen. Insgesamt will Unternehmenschef Mike Sievert laufende Kosten von rund 7,5 Milliarden US-Dollar im Jahr einsparen. So sollen etwa unnötige Neubauten vermieden und sich überlappende Standorte stillgelegt werden. Mittelfristig soll das Sprint-Netzwerk abgeschaltet und die Kunden bei T-Mobile integriert werden.

Das wirkt sich auch auf die Bilanz bei der Mutter in Bonn aus. Zuletzt konnte die Deutsche Telekom erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro Umsatz knacken. Dabei ist sich Konzernchef Tim Höttges sehr wohl bewusst, dass es ohne die Amerikaner anders aussehen würde. Maßgeblich dafür sei das Umsatzplus durch den Sprint-Deal gewesen. Dennoch versicherte er bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2020: "Aber wir wachsen auch organisch - auf beiden Seiten des Atlantiks."

In Deutschland setzt die Telekom dabei auf Partnerschaften. Bevor der Konzern selbst baue, um bis 2030 alle deutschen Haushalte mit Glasfaser versorgen zu können, wolle er Zugang zum Netz seiner Wettbewerber, sagte Höttges. Im Gegenzug stünde das Telekom-Netz auch der Konkurrenz offen. Allerdings sei dies nur dann der Fall, wenn die Konditionen gleich seien.

Bei den eigenen Anstrengungen sehen sich die Bonner aber auf dem richtigen Weg. Bis Ende 2024 sollen in 10 Millionen deutschen Haushalten Glasfaser-Anschlüsse verfügbar sein, wie es Anfang April hieß. Danach sollen pro Jahr weitere 2,5 Millionen Haushalte pro Jahr Glasfaser-Zugang bekommen. Ob aber auch jeder einen entsprechenden Vertrag abschließt, ist eine andere Frage.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Aktienexperten sind sich weitestgehend einig: Zehn von elf Analysten, die im dpa-AFX-Analyser seit März erfasst sind, raten Anlegern zum Kauf von Anteilsscheinen. Dabei liegt das durchschnittliche Kursziel bei knapp 22 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Niveau.

Nur die britische Investmentbank Barclays <GB0031348658> beließ ihre Bewertung zuletzt beim "Halten". Doch selbst deren Analyst Simon Coles klang optimistisch: Die Bonner hätten die hohen Erwartungen mit starken Ergebnissen für 2020 und einem positiven Ausblick erfüllt, schrieb er Anfang März.

Deutlich optimistischer wirkte Georgios Ierodiaconou von der US-Bank Citigroup <US1729674242>, der zuletzt auch sein Kursziel angehoben hatte. Die Telekom sei zwar in keinem Bereich am besten positioniert, aber in allen Bereichen gut aufgestellt, sagte der Analyst. Er äußerte sich zudem positiv zur Preisentwicklung in Deutschland sowie dem strategischen Wert des Funkturm-

Portfolios.

Auch die US-Bank JPMorgan <US46625H1005> zeigte sich zuletzt beeindruckt: Der Ausblick von T-Mobile US für das Jahr 2026 liege beim operativen Gewinn (Ebitda) sowie beim Mittelzufluss (FCF) in der Mitte der Spanne deutlich über seinen bisherigen Schätzungen, schrieb Analyst Akhil Dattani. Dies sei auch als positives Signal für den Kapitalmarkttag der Telekom im Mai zu sehen. Der Konzern könnte Umsatz, Gewinne und Dividenden deutlich steigern, mutmaßte Dattani.

JPMorgan und die Deutsche Bank <DE0005140008> sind mit einem Kursziel von 25 Euro die optimistischsten Institute. Letztere hatte erst im April ihr Kursziel angehoben. Deutsche-Bank-Analyst Robert Grindle verwies darauf, dass der wachsende freie Mittelzufluss und die Aussicht auf Aktienrückkäufe von T-Mobile US für die Anteilsscheine der Mutter sprächen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die T-Aktie tut sich trotz des Rückenwinds aus den Vereinigten Staaten schwer, auch wenn es zuletzt etwas Auftrieb gegeben hat. Nach einem Kapitalmarkttag der Tochter T-Mobile US Anfang März zog der Kurs kräftig an und erreichte Ende des Monats mit 17,36 Euro den höchsten Stand seit Mitte 2017.

Das Niveau konnte das Papier nicht halten. Ein Anteilsschein kostet derzeit 16,65 Euro und damit in etwa so viel wie Mitte Februar vergangenen Jahres, bevor die Corona-Pandemie zu einem kurzfristigen Crash an der Börse geführt hatte. Damit entwickelte sich die T-Aktie schlechter als die meisten Dax<DE0008469008>-Titel in dieser Zeit; schließlich zog der deutsche Leitindex seit Mitte Februar 2020 rund 13 Prozent an.

Besser stehen die Bonner im Vergleich zur direkten Konkurrenz da. So büßte der Stoxx 600 Telecommunications <EU0009658947> in diesem Zeitraum fast zehn Prozent ein. Papiere von Vodafone <GB00BH4HKS39> verloren seit Mitte Februar rund acht Prozent; die der spanischen Telefonica-Deutschland-Mutter <DE000A1J5RX9> Telefonica < ES0178430E18> gaben sogar ein Drittel nach.

Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 79 Milliarden Euro ist die Deutsche Telekom der mit Abstand wertvollste europäische Telekomkonzern. Zum Vergleich: Vodafone kommt auf 46 Milliarden Euro; Telefonica kommt auf 22 Milliarden Euro. Hierzulande sind United Internet <DE0005089031> mit knapp sieben Milliarden Euro und Freenet <DE000A0Z2ZZ5> mit fast drei Milliarden Euro noch weiter abgeschlagen.

Mittel- und langfristig ist die Aktie eine Enttäuschung für die Anleger. So legten die Aktien in den vergangenen fünf Jahren lediglich knapp sieben Prozent zu, während der deutsche Leitindex mehr als 50 Prozent zulegte. Und auch im Vergleich zum weniger beachteten Dax Kursindex <DE0008467440>, der Dividenden bei der Berechnung außen vor lässt, hinkt die T-Aktie, die bei vielen Investoren wegen ihrer vergleichsweise hohen direkten jährlichen Gewinnbeteiligung beliebt ist, hinterher.

Ganz langfristig orientierte Anleger haben noch immer unter der katastrophalen Zeit zu Beginn des neuen Jahrtausends zu leiden. Nach dem spektakulären Börsengang im Jahr 1996 und zwei weiteren Platzierungen in den Jahren danach, was dem Konzern insgesamt rund 21 Milliarden Euro in die Kasse spülte und dem Staat 13 Milliarden Euro einbrachte, ging es zwar kurz über die Marke von 100 Euro - dann aber mit dem Platzen der Dotcom-Blase schnell unter die 10 Euro.

Das Papier wurde damit zum Symbol für die schwach ausgeprägte Aktienkultur hierzulande. Von diesem Schock konnte sich die Aktie über Jahre kaum erholen. Deutschland hält immer noch knapp 32 Prozent des ehemaligen Monopolisten und Staatskonzerns. Das Paket ist gemessen am aktuellen Börsenwert der Telekom rund 25 Milliarden Euro wert und damit die wertvollste Aktienbeteiligung des Staats. Genau dies weckt in der Corona-Krise Begehrlichkeiten.

So hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Ende Januar einen Verkauf von Staatsbeteiligungen ins Spiel gebracht, um einen Teil der Kosten für die Corona-Hilfsmaßnahmen zu finanzieren. "Der Wert der staatlichen Beteiligungen ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. Deshalb sollten wir prüfen, welche staatlichen Beteiligungen zurückgefahren werden können. Auch das bringt Geld in die Staatskasse, das wir für Zukunftsinvestitionen gut gebrauchen können", sagte er damals der "Welt am Sonntag"/ngu/zb/stk