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Deutsche Post trennt sich von Vorstand Jürgen Gerdes

Die Deutsche Post und ihr Vorstand Jürgen Gerdes gehen getrennte Wege. Beide Seiten hätten sich „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Schwerpunktsetzung des Unternehmens“ auf ein vorzeitiges Ausscheiden geeinigt, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Über die Personalie hatte das „Manager Magazin“ bereits am Montag berichtet.

Gerdes legt sein Vorstandsmandat nieder und verlässt den Bonner Konzern Ende Juni nach 30 Jahren. Seine Aufgaben übernimmt Personalvorstand Thomas Ogilvie. Gerdes hatte bis vor kurzem die Brief- und Paketsparte geleitet, die am vergangenen Freitag für eine Gewinnwarnung sorgte.

„Unter der Führung von Jürgen Gerdes hat sich die Division Post – eCommerce – Parcel über mehr als ein Jahrzehnt sehr erfolgreich entwickelt“, erklärte Post-Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard am Dienstag in einer Mitteilung. „Er hat über viele Jahre maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Gruppe beigetragen. Zuletzt hat er im Ressort Corporate Incubations erste wichtige Schritte unternommen, um die Weichen für die Zukunft des Unternehmens in den Feldern Digitales, E-Mobilität und Automatisierung zu stellen.“

Schon im April hatte man Gerdes das mit mehr als 18 Milliarden Euro Umsatz größte Ressort genommen, um den langjährigen Postmanager mit dem neu geschaffenen Verantwortungsbereich „Corporate Incubations“ abzuspeisen. Doch auch diese Division, die allein aus der 200 Millionen Euro erwirtschaftenden Elektroauto-Produktion („Streetscooter“) und dem frisch gegründeten Start-up „DHL SmarTrucking“ in Indien besteht, muss Gerdes nun abgeben. Er selbst dürfte das kaum vorhergesehen haben. Vor zwei Wochen hatte Gerdes noch großspurig die Absicht verkündet, demnächst mit den Elektrolastern an die Börse zu rollen.

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Der Diplom-Kaufmann und Ehrendoktor, der seit 2007 im Vorstand saß, war ursprünglich bis Juni 2020 für sein Amt bestellt. Doch schon der Vorstandsumbau im April, den Post-Lenker Frank Appel, 56, ebenso wie der damalige Aufsichtsratschef Wulf von Schimmelmann, 71, wie eine Beförderung Gerdes’ verkauften, ließ an der Zukunft des selbst ernannten Kronprinzen im Konzern zweifeln.

Für den Rauswurf dürfte die Gewinnwarnung der Post vom Freitag gesorgt haben. Den angekündigten Ertragseinbruch von fast einer Milliarde Euro – rund ein Viertel des vorhergesagten Gewinns vor Zinsen und Steuern – kreidete der Vorstandschef kaum verhohlen der Misswirtschaft von Gerdes in dessen ehemaligem Ressort an.

Während das Briefgeschäft in den vergangenen Jahren schrumpfte und im Gegensatz dazu die Paketvolumina stiegen, kritisierte Appel, habe diese Verlagerung „nicht zu einer entsprechenden Anpassung der indirekten Kosten geführt“. Und der Vorstandschef wurde noch deutlicher: „Darüber hinaus hat der Konzern in den letzten Jahren nicht in ausreichendem Maße in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts investiert.“

Als Folge des Schlendrians kündigte Appel nun einen Sanierungsplan an, der das Ergebnis allein in diesem Jahr in der Brief- und Paketsparte auf 600 Millionen Euro drücken wird. Dabei sollte es ohne außerordentliche Belastungen eigentlich bei 1,5 Milliarden Euro liegen.

Auf Analysten wirkte Gerdes zuletzt ausgebrannt. Vor zehn Jahren hatte er sich im Vorstand mit seiner Meinung durchgesetzt, das Paketgeschäft angesichts des boomenden Onlinehandels auszubauen. Viele im Führungsgremium hatten damals sogar für einen Ausstieg aus dem Geschäft plädiert.